Gesundheitspolitik

Gehälter: Nachhilfe fürs BMG

ks | Das Bundesgesundheitsministerium zeigt sich unwissend, was die Gehaltssituation in den Apotheken betrifft. Die Apothekengewerkschaft Adexa gibt Nachhilfe.

Die Apothekenteams gehen derzeit nicht zuletzt deshalb auf die Straße, damit die vielfach am Limit arbeitenden Angestellten besser bezahlt werden können. Zwar war beim Apothekenhonorar auch in der langjährigen Regierungszeit von CDU/CSU wenig geschehen, doch in der Opposition scheint sie erkannt zu haben, dass akuter Handlungsbedarf besteht. Vorvergangene Woche hatte die Fraktion bereits einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der sich mit der Sicherstellung der Arzneimittelversorgung befasst und u. a. fordert, das Fixhonorar „um einen angemessenen Betrag“ anzuheben. Überdies hat sie bei der Bundesregierung mit einer umfang­reichen Kleinen Anfrage nach­gebohrt. In 21 Fragen wollte sie Näheres über deren angedachte Maßnahmen zum Erhalt der Arzneimittelversorgung durch Apotheken in der Fläche erfahren.

In seiner Antwort skizziert das Bundesgesundheitsministerium (BMG) seine bereits bekannten Reformpläne für die Apotheken. Auf die Frage, welche Maßnahmen geplant sind, um die infolge der hohen Zahl an unbesetzten Stellen entstehende Arbeitsüberlastung der Mitarbeiter und Inhaber zu reduzieren, verweist die Antwort beispielsweise auf die Pläne für Filialen. So sollen erfahrene PTA künftig „in bestimmten Konstel­lationen“ mit Telepharmazie-Unterstützung erweitert eingesetzt werden können – das ermögliche einen flexibleren Personalansatz. Insoweit geben die Antworten des Ministeriums wenig Neues her.

Einkommen in der Apotheke? „Keine Kenntnis“

Die Unionsfraktion stellt auch Fragen zu den Gehältern der Apothekenangestellten. So will sie wissen, wie die Regierung deren massiven Kaufkraftverlust bewertet, „welcher ohne die überfällige Anpassung des staatlich festge­legten Arzneimittelhonorars pro Packung, das auch eine bessere Gehaltsanpassung der Apothekenmitarbeiter ermöglichen würde, nach Ansicht der Fragesteller mittlerweile exponentiell steigt“. Und weiter: Was will die Regierung tun, damit eine auskömmliche Vergütung wieder möglich ist? Es gehe schließlich darum, Altersarmut zu vermeiden und die Attraktivität der zumeist von Frauen ausgeübten Berufe zu steigern. Die Antwort ist ernüchternd: „Der Bundesregierung liegen keine konkreten Erkenntnisse zur Einkommensentwicklung von Angestellten in öffentlichen Apotheken vor. Die Festlegung von Löhnen für Angestellte in Apotheken obliegt der Inhaberin beziehungsweise dem Inhaber der jeweiligen Apotheke.“

Adexa liefert Zahlen

Das hat die Apothekengewerkschaft Adexa auf den Plan gerufen. In einer Pressemitteilung, in der sich auch Links mit aktuellen Zahlen rund um die Gehälter finden, betont Bundesvorstand Andreas May: „Bei Gesprächen im Bundestag und mit diversen Gesundheitspolitiker:innen machen wir immer wieder auf die im Branchenvergleich niedrigen Tarifgehälter der Apothekenangestellten aufmerksam. Aber ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass gerade das sozialdemokratisch geführte Haus die angestellten Beschäftigten nicht ausreichend auf dem Schirm hat – und dass insbeson­dere die Pharmazeutisch-technischen Angestellten (PTA) als größte Berufsgruppe in der Apotheke nicht ‚gesehen‘ werden“. May verweist darauf, dass PTA mit einem tariflichen Stundenlohn von gerade einmal 13,98 Euro einsteigen. PKA liegen beim Berufsstart mit 12,46 Euro nur 5 Cent über dem ab 1. Januar 2024 geltenden gesetzlichen Mindestlohn. „Daher empfinden es die Apothekenangestellten als Ohrfeige, wenn ihnen die Pflegekräfte als die wirklich schlecht verdienenden Gesundheitsberufe vorgehalten werden“, so May.

Und so steht Adexa derzeit im Protest an der Seite der Inhaber:innen. Ein höheres Fixum ist für beide unerlässlich. Zumal die Adexa für 2024 10,5 Prozent mehr Gehalt für alle Berufsgruppen fordert. |

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