Gesundheitspolitik

Protestmonat November: Auftakt in Erfurt

Startschuss gemeinsam mit anderen Gesundheitsberufen / Nun wird jede Woche protestiert

ks | In Thüringen blieben am vergangenen Mittwoch, dem 1. November die allermeisten Apotheken, Arzt- und Physiotherapie-Praxen geschlossen – dabei ist Allerheiligen dort kein Feiertag. Stattdessen protestierten die Heilberufler und ihre Teams gegen die Berliner Gesundheitspolitik – hunderte Teilnehmende zogen dafür vor den Landtag in Erfurt. Manche sprachen von mehr als 500 Protestierenden, andere von über 800. In einer Umfrage des Thüringer Apothekerverbands (THAV) hatten 87 Prozent der Apotheken angegeben, am Protesttag vorübergehend oder ganz zu schließen.

Gemeinsam kritisierten die Heilberufler, dass Politik und Krankenkassen die ambulante Versorgung austrocknen lasse. Während Praxen und Apotheken ein Sparkurs aufgezwungen werde, verspreche die Politik den Menschen in Deutschland immer mehr Leistungen, heißt es in einer Pressemitteilung des Thüringer Bündnisses. Sie forderten ein sofortiges Umdenken der Politik und mehr Anerkennung.

Foto: imago images/Karina Hessland
Die Gesundheitsberufe warnen: Die ambulante Versorgung ist akut bedroht.
 

Vor dem Landtag in Erfurt fanden sich Landespolitiker:innen aller Parteien sowie Vertreter der unterschiedlichen Gesundheitsberufe ein. Darunter auch Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen. Er machte die Lieferengpässe zum Thema. Diese seien „in ganz unterschiedlichen Indikationsgruppen nach wie vor besorgniserregend“ und würden sich verschärfen. Die Politik müsse „endlich wirksame Maßnahmen veranlassen, um diesem Notstand entgegenzutreten“. Erschwert werde das Management der Liefereng­pässe durch den Personalmangel in den Apotheken. „Dieser trägt neben der massiven staatlichen Unter­finanzierung der öffentlichen Apotheken erheblich zu einem fortschreitenden Apothekensterben in Deutschland bei.“ Die Apotheker fordern daher eine deutliche Erhöhung der Studienplatzkapazitäten an der Universität Jena und der Ausbildungskapazitäten für PTA.

Der THAV-Vorsitzende Stefan Fink erklärte laut Pressemitteilung: „Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken ist aufgrund der seit zehn Jahren unterlassenen Honorar­anpassungen durch die Politik, des Betriebskostenanstieges und der Erhöhung des Apothekenabschlages in 2023 katastrophal. Ein Drittel der Apotheken sind Stand heute in ihrem Bestand wirtschaftlich gefährdet. Elf Prozent schreiben sogar rote Zahlen und sind in ihrer Existenz akut bedroht. Wir fordern eine entsprechende Erhöhung unserer Honorierung für eine auskömmliche Vergütung unserer Leistungen!“

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) Hans-Peter Hubmann zeigte sich beeindruckt von der Geschlossenheit in Thüringen. Der Protesttag sei „ein gleichermaßen überwältigender sowie gelungener Auftakt in den Protestmonat November“ gewesen. „Wir können es im Sinne unserer Patientinnen und Patienten nicht zulassen, dass die Arzneimittel­versorgung über die Apotheken vor Ort destabilisiert wird, weil der SPD-Politiker Karl Lauterbach lieber in überflüssige Strukturen wie Gesundheitskioske investiert als in das bestehende und funktionierende Versorgungssystem“, so der DAV-Chef. Er rief alle Apothekenteams auf, sich an den in ihrer Region anstehenden Protesten zu beteiligen: „Verleihen Sie dem Apotheken-Protest eine mächtige Stimme!“ Diese Woche Mittwoch wird in Hannover, aber auch – zusammen mit anderen Gesundheitsberufen – in Schwerin protestiert. |

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