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Management
Apothekensicherheit erhöhen
Warum Einbruchschutz in Apotheken unverzichtbar ist
Kein Wunder, dass Apothekeneinbrüche in den Schadenstatistiken der Spezialversicherer bei „Häufigkeit“ wie „Schadenhöhe“ ständig obere Ränge einnehmen. Und das mit breitem Schadenbild: Von der reinen Beschaffungskriminalität – aufgebrochene Tür, leere Kassenladen plus die benötigte Dosis Tilidin – bis hin zu völlig ausgeweideten Apotheken kommt alles vor. Profis stehlen eher gezielt – Safe, BtM-Schrank, hochwertige Hehlerware –, während Gelegenheitseinbrecher oft große Kollateralschäden verursachen, aber eher wenig Beute machen.
All das so gut wie immer ungestört, denn auf frischer Tat wird kaum ein Täter gefasst und die Aufklärungsrate ist mit unter 10 Prozent ernüchternd schlecht. Soweit die nackten Fakten. Hier soll es jedoch um Prävention gehen: wie nächtlichen Beutezügen wirksam Einhalt geboten werden kann. Denn nur das garantiert die Abgabefähigkeit am Morgen danach …
Jede zweite gekaufte Alarmanlage ist abgeschaltet
Wer keine Alarmanlage hat, muss hoffen, dass weiterhin nichts passiert. Denn eines zeigt die Schadenstatistik ganz klar: Egal wie viele Schlösser und Gitter, wer will, kommt in jede Apotheke. Leider häufen sich Einbrüche trotz vorhandener Alarmsysteme. Das liegt auch daran, dass in Apotheken rund die Hälfte aller gekauften Alarmanlagen wegen häufiger Fehlalarme irgendwann abgeschaltet wurde. Der Grund dafür ist die schnelle Veralterung von Alarmanlagen im Eigentum, da sie selten regelmäßig gewartet und technisch modernisiert werden. Und erfahrene Einbrecher werden durch veraltete Technik nicht abgeschreckt, sondern nutzen deren Schwachstellen gezielt aus.
Alarmanlagen mit Aufschaltung sind besser, denn sie signalisieren Funktionalität. Doch auch hier gibt es große Qualitätsunterschiede, die Apothekeninhaber beachten sollten.
Dreifach problematisch sind Warnmeldungen, die an Inhaber, Filialleitung oder Mitarbeiter gehen. Denn sie hängen davon ab, wann die Empfänger sie sehen, wie sie darauf reagieren und ob die Polizei die Meldung überhaupt akzeptiert. WICHTIG: Erst nach Ausschluss eines Fehlalarms löst die Polizei den Einsatz aus. Es müsste also jemand zur Apotheke fahren, um nach Einbruchspuren zu schauen … Kein schöner Gedanke für Apotheker.
Bei Anlagen, die auf einen Wachdienst aufgeschaltet sind, verkürzt sich der Zeitfaktor deutlich. Um wie viel genau, können Einbrecher dem Sicherheitsaufkleber entnehmen, der an Türen und Fenstern warnen soll. Leider können Profis dem Aufkleber aber auch entnehmen, wie viel Zeit ihnen für den Einbruch mindestens zur Verfügung steht. Und das ist die entscheidende Information!
Verträge mit Wachdienstunternehmen schützen insofern nur unzureichend, als auch diese erst mal zum Objekt müssen, um den Alarm zu verifizieren. Deren Kunden hoffen, dass dann ein Rennfahrer losrast und ein Rambo in der Apotheke dem Treiben ein Ende setzt. Leider tuckern dann aber meist ältere Herren im untermotorisierten Kleinwagen unter Einhaltung der Straßenverkehrsordnung zum Objekt, um nach Einbruchspuren zu schauen und diese der Zentrale zu melden, welche daraufhin die Polizei ruft.
Zeitfenster muss viel kleiner sein
Den alarmierten Beamten wiederum ist klar, dass seit Alarmauslösung bereits 30 bis 45 Minuten vergangen sind. Sie könnten also getrost ihren Imbiss beenden, weil sie aus Erfahrung wissen, dass die Täter längst weg sind. Denn jeder Profi-Täter kalkuliert dieses Zeitfenster ein und Gelegenheitstäter stehen eh so unter Stress, dass sie mit ihrer Zielbeute schnellstmöglich das Weite suchen.
Damit kann festgestellt werden, dass all diese Sicherungen keinen hinreichenden Schutz bieten. Das Alarm-Zeitfenster, das Apotheken wirksam schützt, muss viel kleiner sein. Denn das ist der entscheidende Faktor für erzielbare Beute und für ebenso sinnlose wie ärgerliche Vandalismus-Kollateralschäden.
„Sie da, mit Sturmhaube und Brecheisen … nennen Sie das Passwort!“
Die für Apotheken effektivste Alarmtechnik nutzt den sogenannten Live-Einbruchschutz-Effekt. Hier erfolgt die Einbruch-Verifizierung, vergleichbar dem Videobeweis beim Fußball, in Sekundenschnelle, direkt wenn die Tür aufgehebelt oder ein Fenster eingeschmissen wird. Der Lärm signalisiert der Leitstelle, diesen Vorfall zu überprüfen. Das passiert akustisch und/oder optisch über eine Standleitung in die Apotheke, um zu klären, ob gerade ein Einbruch stattfindet oder es ein Fehlalarm war.
Handelt es sich um einen Echtalarm, werden die Täter unmittelbar von der Zentrale aus über Lautsprecher angebrüllt und vertrieben. Der Schreck über die unerwartete Ansprache fährt auch abgebrühten Profis ins Mark. Denn sie sind gerade aufgeflogen. Die darauffolgende zweite Ansage gibt ihnen den Rest: „Letzte Aufforderung vor Eintreffen der Polizei: Nennen Sie das Passwort.“ Der Effekt ist immer gleich: Die Täter fliehen in einer 180° Kehrtwende.
Unnötig zu erwähnen, dass die Live-Intervention die Verweildauer im Objekt auf den Idealwert von exakt null Minuten reduziert. Zwar muss dann eine kaputte Scheibe ersetzt, eine Tür repariert oder ein Gitter gerichtet werden, aber dafür zahlen Versicherungen zigmal lieber als für ausgeplünderte oder von Vandalen heimgesuchte Apotheken. Deshalb honorieren einige Apothekenversicherer Live-Interventions-Anlagen mittlerweile mit Sonderrabatten.
Allround-Apotheken-Sicherheit ist möglich
Die sofortige Täterüberführung hat noch weitere positive Auswirkungen. Zunächst einmal wirkt sie für einen großen Täterkreis präventiv abschreckend. Und zwar für die „Profis“, denn der Aufkleber zwingt sie auszuspähen, ob die für sie gefährliche Technik tatsächlich verbaut ist. Wenn ja, wird garantiert ein anderes Objekt gewählt. Der Autor kann anhand von über 50 einbruchgeplagten Apotheken berichten, dass diese nach Einbau der apothekengerechten Sicherheitstechnik nie wieder einen erfolgreichen Einbruch erdulden mussten.
Doch Live-Überwachung kann mehr, als Einbrecher zu vertreiben. Mit Kameras aufgerüstet, wird das Geschehen gefilmt und so der Polizei geholfen, die Täter dingfest zu machen. Auch für die Schadenregulierung der Versicherungen sind die Bilder sehr hilfreich.
Notknopf für Raubüberfälle
Raubüberfällen, die in Apotheken durchaus häufiger vorkommen, kann mit einem Notknopf beigekommen werden, durch den Teammitglieder von „hinten“ stillen Alarm auslösen, wenn Kollegen am HV bedroht werden. Die Zentrale alarmiert dann sofort die nächste Polizeistation, und jeder Polizist rast mit Blaulicht zum Objekt, um den Täter auf frischer Tat festzunehmen. Obendrein sorgt der Alarmknopf auch für ein besseres Sicherheitsgefühl im Notdienst.
Neuerdings kann das System auch die Überwachung der Raumtemperatur übernehmen, da der Klimawandel eine revisionssichere Dokumentation der 25-Grad-Marke für Apotheken immer nötiger macht. Das kann übrigens sogar Energiekosten sparen, weil durch rechtzeitige Warnung ein prophylaktischer Betrieb von Klimaanlagen überflüssig wird.
Aktuell wird das System um integriertes Kühlgut-Monitoring des 2- bis 8-Grad-Korridors erweitert, um den Kühlgutschutz zu verbessern. Damit könnten dann technisch einwandfreie Kühlschränke auch ohne DIN 58345-Zertifikat von Versicherern möglicherweise den jetzt geforderten DIN 58345-Medikamentenkühlschränken gleichgestellt werden, was den immer notwendiger werdenden Versicherungsschutz für Kühlgut deutlich verbessern würde.
Einbrecher lieben Feuerlöscher
Ein letzter Tipp für einbruchgefährdete Apotheken: Verbannen Sie alle ABC-Pulverlöscher (bis auf den geforderten am Bunsenbrenner) aus Ihren Apotheken. Einbrecher lieben das Pulver zum Spurenverwischen, wodurch Ihre Apotheke einen Vandalismusschaden erleidet, der die gesamte Elektronik lahmlegen und Ihr Lager vernichten kann. |
Literaturtipp
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Ein Wasserschaden im Labor, ein vergessener Elefantenfuß im Kommissionierer oder gar eine pandemiebedingte Schließung der Apotheke kann drastische Folgen für die Apotheke haben.
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Von Michael Jeinsen / Heiko Beckert
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Deutscher Apotheker Verlag
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