Arzneimittel und Therapie

Depressionen unter menopausaler Hormontherapie?

Die Applikationsart ist entscheidend

Einer dänischen Studie zufolge kann eine systemische Hormon­therapie in der Menopause zu vermehrten Depressionen führen. Dies trifft aber nicht auf die lokale Applikation von Hormonen zu. Unter ­dieser kam es zu keiner Risiko­erhöhung, und bei Frauen im Alter zwischen 54 und 60 Jahren war das Depressionsrisiko sogar verringert.

Die mit der Menopause einhergehende Abnahme von Estrogen und Progesteron ist bei rund zwei Dritteln der Frauen mit Stimmungsschwankungen und depressiver Symptomatik verbunden. Ob eine Hormontherapie dies beeinflussen kann, wird kontrovers diskutiert. In einer dänischen register­basierten Kohortenstudie wurde dies untersucht. Dazu wurden die Daten von 825.238 Frauen ausgewertet, die ab einem Alter von 45 Jahren bis zu einem Alter von durchschnittlich 56 Jahren beobachtet wurden. Die konkrete Fragestellung war, ob eine Hormongabe während der Wechseljahre mit dem Risiko verbunden ist, eine Depression zu entwickeln. Dabei wurde auch die Art der Hormongabe – systemisch oder lokal – berücksichtigt. 23,0% der untersuchten Frauen hatten eine systemische oder lokale Hormontherapie erhalten. Bei 1,6% aller Frauen wurde eine Depression diagnostiziert. Das Depressionsrisiko wurde in Abhängigkeit der Art der Anwendung und dem Zeitpunkt des Therapie­beginns ermittelt.

Der Beginn einer systemischen Hormontherapie lag häufig vor dem 50. Lebensjahr und war mit einem um den Faktor 1,5 erhöhten Depressions­risiko verbunden (Frauen zwischen 48 und 50 Jahren: Hazard Ratio [HR] = 1,5; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 1,24 bis 1,81). Das Risiko war vor allem im ersten Jahr nach Therapie­beginn erhöht, und zwar rund um das Doppelte, unabhängig davon, ob eine reine Estrogen-Therapie oder eine Estrogen-/Progesteron-Gabe erfolgte. Eine lokale Hormontherapie war hingegen in jedem Alter mit keiner signifikanten Erhöhung des Depressions­risikos verbunden (HR = 1,15; 95%-KI = 0,70 bis 1,87). Wurde die lokale Hormontherapie nach dem 54. Lebensjahr eingeleitet, war sie sogar mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung einer Depression assoziiert (Frauen im Alter von 54 bis 60 Jahren: HR = 0,80; 95%-KI = 0,70 bis 0,91). Eine wichtige Limitation der Studie ist, dass keine Informationen zum menopausalen Status der Frauen und Symptomen wie Stimmungsschwankungen vorlagen. |

Literatur

Wium-Andersen MK et al. Association of hormone therapy with depression during menopause in a cohort of danish women. JAMA Netw Open 2022;5(11):e2239491, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.39491

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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