Tierische Gärtner

mp | Seit der Mensch sesshaft geworden ist, beschäftigt er sich mit Landwirtschaft. Archäologen vermuten, dass unsere Vorfahren bereits vor 23.000 Jahren mit dem Anbau verschiedener Getreidearten experimentierten. Aber die ersten Ackerbauern auf der Erde waren wir nicht. So kultivieren z. B. Ameisen und Termiten Pilze, und auch Ambrosia-Käfern sagt man diese Fähigkeit nach. Freiburger Forscher erbrachten nun den ersten tatsächlichen Beleg für die landwirtschaftliche Tätigkeit eines Ambrosia-Käfers. Er besiedelt meist abgestorbene Bäume. In ihr Holz bohrt er ein Tunnelsystem. Auf dem Weg ins Innere des Holzes sät er den Ambrosia-Pilz aus, der ihm und seinen Larven als Nahrung dient. Die Forscher entvölkerten für ihr Experiment einige der Tunnel, die der kleine Holzbohrer zuvor angelegt hatte. Dann verglichen sie die Pilze und Bakterien in den Gängen, in denen der Käfer lebte, mit denen in Tunneln, in denen der Gärtner abwesend war. In den gepflegten Gängen hatte der Käfer Kompartimente angelegt und sogar „Unkraut“ entfernt: Schimmelpilze, die dem System Holz-Pilz-Käfer zu schaden scheinen, fehlten dort weitestgehend.

Interessanterweise bilden die Ambrosia-Pilze nur in Anwesenheit der Käfer Fruchtkörper aus. Die Freiburger Forscher vermuten: Die Käfer arbeiten dafür mit Bakterien als sekundäre Symbionten zusammen, die andere Mikroorganismen und Pilze in ihrem Wachstum hemmen. Konnte der Bohrer seine „Gärten“ beackern, war die Biodiversität geringer. Die Forscher sammelten Hinweise, dass hier alle Beteiligten von den Nebenprodukten ihrer Partner profitierten. Diese Art von Ackerbau betreibt die Natur seit 60 Millionen Jahren. „Vermutlich können wir Menschen von diesen Mechanismen noch etwas lernen“, sagte Peter Biedermann, einer der Freiburger Forscher gegenüber „Bild der Wissenschaft“. |