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Schleppender Start für die pharmazeutischen Dienstleistungen

ABDA veröffentlicht Umfrageergebnisse / Kammer Brandenburg begründet Zurückhaltung

gbg/eda | Laut Ergebnis einer ABDA-Blitzumfrage vom September 2022 bietet inzwischen rund die Hälfte der Apotheken in Deutschland mindestens eine Art von pharmazeu­tischer Dienstleistung an. Dieser Wert wird allerdings nicht in allen Bundesländern erreicht. In Brandenburg beispielsweise kommt das neue Angebot offenbar noch nicht zum Fliegen – Grund ist vor allem Personalmangel.

Jeweils 40 Prozent der Apotheken im Land schulen Patientinnen und Patienten zum Gebrauch von Inhalatoren oder bieten eine strukturierte Risikoerfassung bei Bluthochdruck an. In fast jedem dritten Betrieb können Versicherte hierzulande bereits eine Medikationsanalyse erhalten.

Das ist das Ergebnis einer Blitzum­frage der ABDA, an der im September dieses Jahres 2145 Apothekenleiterinnen und -leiter aus dem gesamten Bundesgebiet und 965 angestellte Apothekerinnen und Apotheker teilgenommen haben. Die pharmazeutische Betreuung für die Antitumortherapie bieten laut einer ABDA-Pressemitteilung vom heutigen Freitag 8 Prozent, für Organtransplantierte 6 Prozent der Apotheken an. Eine nicht konkret angegebene Mehrheit von Apotheken will demnach in den kommenden Monaten nachziehen.

Mehr als die Hälfte der an der Blitzumfrage Teilnehmenden (55 Prozent) gab jedoch an, bisher keine pharmazeutische Dienstleistung im Portfolio zu haben – die Mehrheit plant dies der ABDA zufolge für die kommenden zwölf Monate. Jeweils rund ein Drittel der Apotheken bereite sich darauf vor, die Dienstleistungen zur Blutdrucktherapie, zu Inhalativa oder für Patientinnen und Patienten mit Polypharmazie einzuführen. Die komplexeren pharmazeutischen Dienstleistungen für Organtransplantierte oder für die Antitumortherapie wollen 13 bzw. 15 Prozent der Apotheken einführen. Gründe, die dafür sprechen, sind den Umfrageergebnissen nach eine verbesserte Versorgung (80 Prozent), eine Attraktivitätssteigerung des Berufsbilds für Approbierte (65 Prozent der Angestellten, 54 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber) und die Honorierung (40 Prozent).

Brandenburg: Kein Personal, keine Dienstleistungen

Gleichzeitig offenbaren die Ergebnisse aber auch, dass die Implementierung in einzelnen Bundesländern schleppender verläuft als im Rest der Republik. Beispiel Brandenburg: Wie die Landesapothekerkammer Brandenburg in einer Mitteilung unterstreicht: 89 Prozent der Apothekenleiterinnen und -leiter im Flächenland begründen ihre Zurückhaltung bei den pharmazeutischen Dienstleistungen vor allem mit dem Personalmangel, an dem die brandenburgischen Apotheken besonders litten.

„Es ist unter den Kolleginnen und Kollegen unbestritten, dass neue pDL wie beispielsweise die erweiterte Medikationsberatung von Patientinnen und Patienten, die mehrere Arzneimittel pro Tag einnehmen müssen, oder die standardisierte Risikoerfassung bei Menschen mit hohem Blutdruck die Sicherheit der Arzneimitteltherapie vor allem von besonders gefährdeten Patientinnen und Patienten deutlich verbessern können“, erklärt hierzu Kammerpräsident Jens Dobbert. Zudem seien sich die Apothekenleiterinnen und -leiter sicher, dass die Dienstleistungen ein attraktives Aufgabengebiet für den Beruf und seinen Nachwuchs sind und das Angebot von derartigen Dienstleistungen die Apotheke im Wettbewerb erheblich besser positionieren würde.

Dennoch bleibt der Anteil der Apotheken, die solche Leistungen anbieten, mit einem von vier Betrieben deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt zurück, schreibt die Kammer weiter. Auch die Zahl derjenigen, die dies für die Zukunft nicht planen, liege erheblich über dem Schnitt von Gesamtdeutschland. „Wenn die brandenbur­gische Apothekerschaft jetzt trotz der Möglichkeit eines zusätzlichen Honorars der Entwicklung auf Bundesebene wegen fehlenden pharmazeutischen Personals deutlich hinterherhinkt, ist das ein weiteres Alarmsignal, das die verantwortlichen Politiker nicht weiter ignorieren dürfen“, betont Dobbert. „Im Interesse der Versorgung vieler älterer und chronisch kranker Menschen muss die Politik endlich daran gehen, die Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Ausbildung und den gesicherten Apothekenbetrieb in unserem Lande schnell, wirksam und nachhaltig zu verbessern.“

Die Menschen in Brandenburg hätten ein Recht darauf, in gleichem Maße wie die Patientinnen und Patienten in anderen Bundesländern von dem verstärkten Einsatz pharmazeutischer Kompetenz zu profitieren. „Auch wenn die Landespolitik dies bislang anders entschieden hat: Die Errichtung eines pharmazeutischen Studienganges in Brandenburg wäre ein erster und wichtiger Schritt, gegen den Personalmangel in Apotheken vorzugehen“, sagt Jens Dobbert. Die gerade auf Bundesebene beschlossene Erhöhung des Apothekenabschlages bezeichnet der Kammerpräsident dagegen als absolut kontraproduktiv. |

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