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Eine Dienstleistung geht immer

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Endlich sind sie da, die Ergebnisse der ­ABDA-Blitzumfrage zu den pharmazeutischen Dienstleistungen. Unmittelbar vor Beginn des Deutschen Apothekertags im September fand die Abfrage der Standesvertretung bei den Apotheken statt. Die Hauptversammlung wäre eigentlich ein passender Anlass gewesen, um über die Resultate zu diskutieren. Doch offenbar folgte der Blitzumfrage keine Blitzauswertung: Die ABDA veröffentlichte erst Ende vergangener Woche ihre empirisch ermittelten Zahlen rund um die pharmazeutischen Dienstleistungen (S. 10).

Und diese sind leider ernüchternd. Zwischen Juni und September 2022 hatten erst 40 Prozent der Apotheken in Deutschland Dienstleistungen zur Schulung von Inhalationstechniken oder zur Risikoerfassung bei Bluthochdruck angeboten. Eine Medikationsberatung zur Polypharmazie fand sogar in weniger als jeder dritten Apotheke statt. Immerhin – und so redet sich die ABDA das Ergebnis schön – plane „die Mehrheit“, pharmazeutische Dienstleistungen in den kommenden zwölf Monaten anzubieten. Derzeit seien es aber nur „erste Apotheken“.

Die Zurückhaltung verwundert, weil die Apothekerschaft seit rund vier Jahrzehnten über die Betreuung von Patientinnen und Patienten im Rahmen pharmazeutischer Dienstleistungen spricht. Sowohl das Studium als auch die Fort- und Weiterbildungsangebote wurden danach ausgerichtet, dass Apothekerinnen und Apotheker befähigt werden, ­gemeinsam mit den Patienten die Arzneimittel­therapiesicherheit sowie die Adhärenz zu verbessern. Was bis vor Kurzem im Apothekenalltag irgendwie mitlaufen musste und keine konkrete Vergütung erfuhr, hat durch die ­gesetzliche Grundlage und die Vereinbarung mit den Krankenkassen eine neue gesellschaftliche und finanzielle Wertschätzung ­erfahren. Und nun machen weniger als die Hälfte der Betriebe mit?

Der Vergleich mit der Schutzmaskenausgabe vor zwei Jahren liegt nahe: Damals gab es die medizinische Notwendigkeit, dass Risikogruppen von jetzt auf gleich und über mehrere ­Wochen mit FFP2-Masken versorgt werden mussten. Die Apotheken sollten tätig werden und erhielten für ihre Leistung einen finanziellen Ausgleich. Unter größter Anstrengung funktionierte das alles. Die Schutzmasken wurden beschafft und unmittelbar sowie mehrmals in Folge an die Berechtigten ausgegeben.

Angebot und Nachfrage stecken bei den neuen pharmazeutischen Dienstleistungen dagegen leider noch in den Kinderschuhen. Für die meisten Apotheken war der Startschuss im Juni kein Anlass, direkt einzusteigen, weil sie mit Herausforderungen wie Personalmangel, Bürokratie oder fehlende finanzielle Mittel zu kämpfen haben. Auch im öffentlichen Bewusstsein sind die pharmazeutischen Dienstleistungen noch längst nicht etabliert. Viele Menschen wissen nichts von ihrem ­Anspruch und dem Nutzen. Krankenkassen sowie die Ärztinnen und Ärzte halten das Thema auch eher klein, als es publik zu machen.

Was diesem Trauerspiel entgegenwirken könnte, wäre ein großes Marketingfeuerwerk aus der Apothekerschaft. Einerseits zentral ­organisiert über die Kammern und Verbände. Andererseits dezentral, kommuniziert durch jedes einzelne Apothekenteam. Das Signal nach außen sollte nämlich sein, dass die meisten Apotheken pharmazeutische Dienstleistungen durchführen, weil es einen Bedarf in der Bevölkerung gibt. Daher gilt: „Eine Dienstleistung geht immer“, im kleinen Maßstab, mit wenigen Patienten und in der Regelmäßigkeit, wie es der eigene Betrieb erlaubt.

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