Prisma

Leben nach dem Tod

Neue Technologie lässt Zellen länger leben

Foto: Sebastian Drolshagen/AdobeStock

mp | Wenn ein Herz aufhört zu schlagen, ist das Ende nahe. Es sei denn, der Patient wird innerhalb von wenigen Minuten an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Dann besteht eine Chance, die durch Sauerstoffmangel verursachte Kaskade von zellulären Schäden aufzuhalten, die schließlich den Niedergang der einzelnen Organe verursachen würde. Einem Forschungs­team an der Universität Yale um den Neurowissenschaftler Professor Nenad Sestan ist es nun gelungen, in Schweinen einige Zellfunktionen wieder­herzustellen, nachdem die toten Tiere eine Stunde bei Raumtemperatur lagen. Die Wissenschaftler schlossen die Schweine für sechs Stunden an ein System mit der Bezeichnung OrganEx an und pumpten eine kryoprotektive Flüssigkeit durch den Blutkreislauf. Neben Glucose und verschiedenen Mineral­stoffen enthält diese Flüssigkeit ein synthetisches Hämoglobin-Molekül für den Sauerstofftransport sowie Inhibitoren verschiedener Zelltod-Signalwege. Einige Vergleichstiere wurden an eine herkömmliche Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Mittels OrganEx-Technologie ließ sich der Blutkreislauf im gesamten Körper der getöteten Schweine wiederherstellen. In der Kontrollgruppe gelang dies nicht. Leber, Nieren und Gehirn blieben nur unvollständig durchblutet. Histologisch ließen sich gesunde Organe kaum von mit OrganEx behandelten unterscheiden. Die OrganEx-Perfusion reduzierte außerdem Apoptose und entzündliche Prozesse in den Zellen. Ziel der Forschung ist es allerdings nicht, Tote wiederauferstehen zu lassen. Vielmehr könnte die OrganEx-Technologie einen Fortschritt für die Transplantationsmedizin bedeuten. Spenderorgane könnten auch Stunden nach dem Tod wieder „einsatzfähig“ gemacht und in einem guten Zustand verpflanzt werden. |
 

Literatur

Andrijevic D et al. Cellular recovery after prolonged warm ischaemia of the whole body. ­Nature, August 2022, 608(7922):405-412, doi: 10.1038/s41586-022-05016-1

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