Arzneimittel und Therapie

Impfen gegen Beifuß-Allergie

Identifizierte Zielstruktur am Hauptallergen könnte Ansatz für Impfstoff sein

Allergien nehmen zu, so auch die Sensibilisierung gegenüber dem Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris). Laut Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes löst sie bei circa 9% der Bevölkerung Heuschnupfenbeschwerden aus. Zusätzlich können Kreuzallergien gegenüber bestimmten Gewürzen wie Sellerie bestehen. Und Achtung: Wer auf Beifuß allergisch ist, reagiert oftmals auch auf Ambrosia artemisiifolia, das sogenannte Beifußblättrige Traubenkraut.

Neben dem Meiden der Pollen und einer Behandlung der Symptome mit Antihistaminika oder nasalem Cortison kommt der Hyposensibilisierung eine große Bedeutung zu. Diese spezifische Immuntherapie ist bisher die einzige Behandlungsmethode, die an der Ursache ansetzt. Nach einer kurzen Einleitungsphase mit wöchentlich steigenden Allergen-Mengen erfolgen weitere Injektionen in der Regel einmal im Monat. Ein solcher Behandlungsverlauf kann insgesamt drei bis fünf Jahre dauern.

Bisher sind sechs verschiedene Allergene von Beifuß identifiziert worden, darunter das Hauptallergen Art v 1, auf das 95% aller Betroffenen reagieren. Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat nun in einer präklinischen Studie gezeigt, wo und wie IgE-Antikörper das Hauptallergen Art v 1 erkennen und die überschießende Immunreaktion in Gang setzen. Das Ganze geschieht nicht nur an der N-terminalen Bindungsstelle von Art v 1, sondern auch am C-terminalen Ende. Hier befindet sich eine wichtige Zielstruktur für IgE-Antikörper. Diese Domäne kann mit spezifischen IgG-Antikörpern geblockt werden. Somit wäre ein synthetisches Peptid, kombiniert aus C- und N-terminalem Teil des Art v 1, das keine IgE-Antwort auslöst, aber blockierende IgG-­Antikörper induziert, eine Möglichkeit, die IgE-Reaktion zu unterbinden. Diese aktuellen Erkenntnisse könnten eine wichtige Grundlage für die zukünftige Entwicklung einer entsprechenden Vakzine sein. |
 

Literatur

Allergovit® Kräuterpollenpräparate. Fachinformation der Allergopharma GmbH & Co. KG, Stand: Januar 2021, www.allergopharma.de/fileadmin/user_upload/allergopharma-de/03_Fachkreise/01_Produkte/01_Allergovit/Fachinformation_Allergovit_Kraeuterpollen.pdf

Beifuß-Allergie: MedUni-Wien-Studie schafft Grundlage für Impfstoff. Information der MedUni Wien, Stand: 22. J uni 2022, www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/news-im-juni-2022/beifuss-allergie-meduni-wien-studie-schafft-grundlage-fuer-impfstoff/

Lämmel S. Pollen-Potpourrie. Beifuss, Ambrosia & Co. Informationen des Deutschen Allergie- und Asthmabunds e. V., Stand 13. August 2019, www.daab.de/blog/2019/08/beifusspollen

Purethal® – Allergoid-Depotpräparate für die subkutane Allergen Immuntherapie. Informationen der HAL Allergie GmbH, Stand: April 2018, https://praxisservice.hal-allergy.de/praxisservice-produkte/purethal/

Verkehrsfähige Therapieallergene im Zulassungsverfahren unter der Therapieallergene-Verordnung. Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Stand: 21. Juni 2022, www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/arzneimittel/liste-therapie-allergen-nach-tav-de-en.pdf?__blob=publicationFile&v=9

Zabel M et al. Art v 1 IgE epitopes of patients and humanized mice are conformational. ­J Allergy Clin Immunol 2022;S0091-6749(22)00701-1; doi: 10.1016/j.jaci.2022.04.031

Apothekerin Dr. Ines Winterhagen

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