Arzneimittel und Therapie

Herzschäden nach mRNA-Impfung

Neue Daten zum Auftreten der gefürchteten Nebenwirkung

Bereits im April 2021 wurde über vereinzelte Fälle einer Myokarditis oder Perikarditis nach einer Impfung gegen COVID-19 berichtet; Fragen zur Häufigkeit und zu möglichen Risikogruppen konnten damals nur spekulativ beantwortet werden. Ein aktueller systematischer Review gibt nun einige Antworten, lässt aber auch Fragen offen.

Eine kanadische Arbeitsgruppe wertete 46 Studien aus, die bis Januar 2022 zu diesem Thema veröffentlicht wurden. Mithilfe der dadurch verfügbaren Daten von mehr als 8000 Patienten, die nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff eine Myokarditis oder Perikarditis erlitten hatten, konnten einige Fragen zur Inzidenz, möglichen Risikofaktoren und dem Verlauf geklärt werden.

  • Die höchste Inzidenz einer Myokarditis nach einer Impfung mit einer mRNA-Vakzine hatten männliche Adoleszente und junge Männer. Sie lag in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen zwischen 50 und 139 Fällen pro einer Million und in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen zwischen 28 und 147 Fällen pro einer Million. Kinder zwischen fünf und elf Jahren und junge Frauen waren seltener betroffen (weniger als 20 Fälle pro einer Million nach Impfungen mit Biontech/Pfizer BNT162b2).
  • Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren führte die Gabe der Moderna-Vakzine (mRNA-1273) wahrscheinlich eher zu einer Myokarditis ­als der Impfstoff von Biontech/­Pfizer.
  • Verlängerte Impfabstände (mehr als 30 Tage zwischen erster und zweiter Impfung) scheinen das Risiko einer Myokarditis oder Perikarditis zu verringern (Daten für die Altersgruppe zwischen zwölf und 39 Jahren).
  • Die Symptome einer Myokarditis traten meist zwei bis vier Tage nach der zweiten Impfdosis auf, wobei die meisten Betroffenen nur kurzfristig hospitalisiert wurden und gut auf eine Standardtherapie ansprachen.
  • Risikogruppen für eine Perikarditis konnten weniger gut charakterisiert werden. Im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Krankheitsverlauf scheint es mehr Varianten zu geben.
  • Was den möglichen Pathomechanismus einer Myokarditis und Perikarditis nach einer Impfung anbelangt, so wurden in den 46 Studien 16 Hypothesen auf­gestellt, von denen keine bestätigt ist.

Wie ein Kommentator der Studie anmerkt, bestätigt die obige Auswertung die bekannten Daten zum Risiko einer Myokarditis oder ­Perikarditis nach einer COVID-19-Impfung. Noch nicht geklärt sind das Risiko für Kinder, das Risiko nach einer Booster-Impfung und mögliche Langzeitfolgen. |

Literatur

Pillay J et al. Incidence, risk factors, natural history, and hypothesised mechanisms of myocarditis and pericarditis following covid-19 vaccination: living evidence syntheses and review. BMJ 2022;378:e069445

Luo J et al. Myocarditis and pericarditis risk after covid-19 vaccination. BMJ 2022;378:o1554, http://dx.doi.org/10.1136/bmj.o1554

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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