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Psychische Gesundheit und innere Haltung

ADEXA tagte in Münster

ADEXA-Bundesvorstand Tanja Kratt begrüßte rund 50 Teilnehmende aus dem ganzen Bundesgebiet zum zehnten Erlebnis- und Gewerkschaftstag in Münster. Nach zwei Corona-Jahren war es wieder das erste große Treffen in Präsenz mit drei spannenden Vorträgen. Am folgenden Tag diskutierten dann Aktive aus den Regionen und Berufsgruppen auf einer Gewerkschaftssitzung.
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ADEXA-Bundesvorstand Tanja Kratt beim Grußwort.

Als Ehrengast konnte Kratt in Münster Martina Busch begrüßen, Chef­redakteurin der PTAheute und auch verantwortlich für die PKAaktiv im Deutschen Apotheker Verlag.

Fürsorgepflicht und Führungsverantwortung

Stress ist ein prägender Faktor in vielen Apotheken. Jeder Mensch erlebt die Stressoren individuell und besitzt ein gewisses Maß an Resilienz, um über einen kurzen Zeitraum viel Druck auszuhalten. Als Dauerzustand lässt sich Stress dagegen an den „Top Ten“ chronischer psychischer Überlastung erkennen, erläuterte Hartmuth Brandt. Das beginnt bei Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Fehlern und Leistungsabfall über Gereiztheit, Apathie und innerer Leere bis zum Rückzug aus der Gesellschaft, Verwahrlosung, Krankheit und Drogen- oder Medikamentensucht. Je früher man bei Kolleginnen oder Kollegen solche Anzeichen bemerke, desto einfacher sei es, Veränderungen respektvoll und empathisch anzusprechen.

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Hartmuth Brandt vom Beratungsunternehmen Salutissimo.

Für das Maß an Stress bei der Arbeit sei auch der Entscheidungsspielraum wichtig. Risiken lassen sich mit der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung erkennen, die seit 2013 auch die psychischen Belastungen berücksichtigen muss. Ein entsprechendes Werkzeug, um diese zu erfassen, hat Brandt – er ist Coach, Diplom-Ökonom und Krankenpfleger – mit der Apothekerkammern Thüringen entwickelt. Sein Fazit: Apotheken können das Thema Gesundheitsförderung nach außen tragen, zum Beispiel auf Gesundheitstagen von Betrieben – also dorthin, wo ihre Kunden sind.

Fliegende Autos, Krokodile und der Paranusseffekt

Auf eine Reise durch die kinematografischen Effekte der James-Bond-Filme lud anschließend der Experimentalphysiker und Präsident der Universität Göttingen, Prof. Dr. Metin Tolan ein. Wie realistisch sind die spektakulären Autostunts und wie wurde Bonds Lauf über die Krokodilrücken in „Leben und sterben lassen“ im Jahr 1973 gedreht, als noch keine computergestützten Bildeffekte (CGI) möglich waren?

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Der Experimentalphysiker Prof. Dr. Metin Tolan

Und last but not least: Warum trinkt 007 seine trockenen Martinis immer geschüttelt und nicht gerührt? Das Geheimnis liegt im sogenannten Paranuss-Effekt, so viel sei an dieser Stelle verraten. Wer sich genauer damit befassen möchte, dem sei das Buch „Geschüttelt, nicht gerührt – James Bond im Visier der Physik“ in der Neuauf­lage von 2020 empfohlen. Übrigens: Tolans Referentenhonorar wie auch die Erlöse aus dem Verkauf des Buches kommen ausschließlich der Studie­rendenschaft zugute.

Haltung zeigen! Aber wie?

Mit verschiedenen Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wie Sexismus und Antifeminismus, Homophobie oder Migrantisierung kann man am Arbeitsplatz ebenso überraschend konfrontiert werden wie im Freundeskreis. Zusammen mit dem Berliner Referenten Johannes Karl von der Agentur Goldjungs.Berlin gingen die Teilnehmenden den Fragen nach, wann und wo solche menschenfeind­lichen Äußerungen auftreten, welche Mechanismen dabei wirken, welchen Zweck sie erfüllen und was sie bei den Betroffenen auslösen.

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Johannes Karl von der Agentur für Changemanagement Goldjungs.Berlin.

Oft macht der Zungenschlag einen Unterschied, ob man sich von einer Äußerung angegriffen fühlt oder ob sie sich als bloße Unsicherheit entpuppt, zum Beispiel beim falschen Aussprechen eines Namens. Menschenfeindlichkeit passiere bewusst, so Karl. Typabhängig ist es, ob man sich in solchen Situationen eher in den Kampfmodus begibt bzw. sogar aggressiv reagiert, oder ob man im Fluchtmodus verharrt und hofft, um eine Reaktion herumzukommen. Dabei ist es gar nicht so schwer, zumindest ein „Das sehe ich aber anders“ entgegenzuhalten. Eine Auseinandersetzung auf der Sachebene sei dagegen oft zweitrangig oder gar unnütz.

Mit einer Stadtführung durch die Altstadt von Münster bei sommerlichen Temperaturen endete das offizielle Programm des zehnten ADEXA-Gewerkschaftstags. Dabei und danach bot sich noch die Möglichkeit zum Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen.

Sitzung von Haupt- und Ehrenamt

Am Sonntag stand unter anderem ein Bericht von Tanja Kratt über die Arbeit der Tarifkommission im Jahr 2022 auf der Tagesordnung. Nach zwei Gehaltstarifabschlüssen zum Jahresbeginn geht es jetzt um die Modernisierung des Bundesrahmentarifvertrags.

Außerdem berichteten Mitglieder des Beirats aus den vier ADEXA-Regionen von ihren Aktivitäten und Planungen. Und die Leiterin der ADEXA-Berufsgruppe PKA, Ulla Odendahl, stellte erste Projekte der neuen Arbeitsgruppe „PKA Praxis“ vor. Sie betonte auch noch einmal, wie wichtig die Arbeit und die regelmäßigen Treffen der Aktiven in den Berufsbildungs- und Prüfungsausschüssen seien. |

Sigrid Joachimsthaler

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