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Ärzteverbände kritisieren pharmazeutische Dienstleistungen
KBV: Angriff auf die hausärztliche Versorgung / Hausärzteverband fürchtet Versorgungschaos
Als „inhaltlich fragwürdig und teuer“, bezeichnete Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), den Katalog pharmazeutischer Dienstleistungen. „Offenbar scheinen die Krankenkassen über genügend finanzielle Mittel zu verfügen. Da wäre es nur folgerichtig, die letztlich fundiertere ärztlich-medizinische Betreuung mindestens auf das den Apotheken zugestandene finanzielle Niveau anzuheben“. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte erbrächten die gleichen Leistungen, trotz der besseren fachlichen Qualifikation, derzeit zu einem deutlich geringeren Satz – das könne nicht sein, so Gassen.
KBV-Vorstandsvize Stephan Hofmeister sieht gar einen „fundamentalen Angriff auf die hausärztliche Versorgung“. Er betont: „Nur die Ärztinnen und Ärzte weisen eine qualifizierte Heilkundeerlaubnis auf, die unter anderem die Anamnese, Untersuchung, Diagnostik und Differenzialdiagnosen sowie Pharmakotherapie umfasst. Die Apotheker haben dieses Wissen nun einmal nicht.“
Hausärzteverband: Mehr Akteure machen es nicht besser
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, befürchtet, dass die Versorgung durch die „sogenannten pharmazeutischen Dienstleistungen“ weiter zerstückelt und hausärztliche Aufgaben ausgelagert würden. Wenn beim Medikationsmanagement in Zukunft neben den Krankenhäusern und diversen Fachärztinnen und Fachärzten auch noch die Apotheker verstärkt mitmischten, wird aus seiner Sicht nichts besser. Mehr Akteure einzubeziehen, sei genau der falsche Weg, so Weigeldt. „Wir brauchen mehr Koordination und vor allem klare Verantwortlichkeiten. Seine Befürchtung: Am Ende werden es die Hausärztinnen und Hausärzte, die für die Patienten ganz unterschiedliche Beratungen zusammenbringen und bewerten müssen. Der Hausärzte-Chef betonte aber auch, dass dies „keine mangelnde Wertschätzung der Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker“ sei. Es sei „schlichtweg ein Blick auf die Versorgungsrealität, die eben nicht am grünen Tisch stattfindet“. Es gehe gar nicht, wenn Apotheker durch Änderung der Dosierungen in die Therapie eingriffen.
Was die Vergütung der Apotheken betrifft, sagt Weigeldt: „Hausärztliche Leistungen dürfen selbstverständlich nicht weniger wert sein als die Leistungen der Apothekerinnen und Apotheker. Alles andere würde wirklich kein Mensch mehr verstehen. Hier braucht es dann im Zweifel eine Anpassung der Bewertungen.“
Medi-Verbund: Politik wertschätzt Ärzte nicht ausreichend
Auch der Ärzteverband Medi Verbund will nicht die Apotheker selbst zum Problem machen. Dennoch sieht man in den Dienstleistungen nach der Grippeimpfung in Apotheken den „nächsten Seitenhieb für die niedergelassenen Hausarzt- und Facharztpraxen“. So sollten nun „anspruchsvolle Arzneimittelberatungen, Blutdruckkontrollen sowie Asthmatiker-Schulungen in Apotheken durchgeführt und dazu noch vergütet werden“, heißt es in einer Pressemitteilung. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von Medi Geno Deutschland und Medi Baden-Württemberg, meint, die Politik sei das Problem: „Es wird versucht, mit Ideologie die ambulante Versorgung von Ärztinnen und Ärzten auf andere Heilberufe zu verlagern – ohne Sachverstand und Rücksicht auf die Versicherten.“ Aus seiner Sicht ist das schlicht unverantwortlich. „Wer Patientinnen und Patienten berät und behandelt, sollte nicht nur Medizin studiert haben, sondern klinische Erfahrung auf Facharztniveau haben“, so Baumgärtner.
Norbert Smetak, stellvertretender Vorsitzender von Medi Baden-Württemberg, ergänzt: „Wir Niedergelassene und unsere Praxisteams waren, sind und bleiben das Rückgrat in der Pandemie. Deshalb erwarten wir, dass uns und unseren Leistungen mehr Respekt entgegengebracht wird“. Statt ärztliche Leistungen in Apotheken zu bezahlen, sollte von den Kassen und der Politik endlich die Mehrarbeit der Praxisteams und der größere Aufwand in der Pandemie bezahlt werden. |
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