Prisma

Einzigartige Gencluster

Was die Tintenfische so außergewöhnlich macht

Foto: Vladimir Wrangel/AdobeStock

mp | Tintenfische sind einzigartig. Welche Wesen im Tierreich können mit Tintenbeuteln glänzen, mit Saugnäpfen und mit Kamera-artigen Augen, die selbst Durchblick in der Tiefsee ermöglichen? Wer kann sich bis zur Perfektion tarnen und – vor Labyrinthe gesetzt– diese cleverer als kaum ein Tier meistern? Hier kann niemand mit den Tintenfischen mithalten.

Doch was macht die Tintenfische so einzigartig? Das untersuchte ein Team um die Neuro- und Entwicklungsbiologin Hannah Schmidbaur von der Universität Wien. Dabei konnte ein Blick auf das Genom von Kraken, Oktopussen und Co. Licht ins Dunkel bringen. Denn Tinten­fische haben das größte Genom aller Weichtiere. Aber die Größe allein hat nicht dazu geführt, dass sie sich derart entwickeln konnten. Wirbel­tiere, so schreiben die Autoren, verdoppelten im Laufe der Evolution häufig ihr gesamtes Genom. Viele Gene wurden vielfach kopiert, was dazu führte, dass sich ihre Funktionen diversifizierten. Bei Tintenfischen war das nicht so. Ihr Genom scheint sich irgendwann vollständig neu strukturiert zu haben. „Dies hat zu Hunderten von eng vernetzten und evolutionär einzigartigen Genclustern geführt“, schreiben Schmidbaur et al. „Aus diesen leiten sich komplexe Expressionsmuster ab.“ Die Wissenschaftler versuchten nun herauszu­finden, welche der spezifischen Tintenfisch-Merkmale entstehen, wenn eben diese speziellen Gencluster übersetzt werden. Unter anderem war das komplexe Nervensystem der Weich­tiere mit den Genclustern assoziiert.

Doch das war nur der Anfang, vermuten die Autoren. Sie wollen ergründen, welche weiteren Eigenheiten der Tintenfische auf diesem Quantensprung der Genomentwicklung beruhen. |

Literatur

Schmidbaur H et al. Emergence of novel cephalopod gene regulation and expression through large-scale genome reorganization. Nat Commun 2022, doi: 10.1038/s41467-022-29694-7

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