Aus den Ländern

Auch beim E-Rezept auf Nähe setzen

AVMV-Wirtschaftsseminar: Digitalisierung in Apotheken wird sich beschleunigen

ROSTOCK (tmb) | Am 4. Mai fand das Wirtschaftsseminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern (AVMV) mit etwa 80 Teilnehmern in Rostock statt. Im Mittelpunkt standen der Lagebericht von ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold und die weitere Entwicklung beim E-Rezept. Arnold zeigte sich optimistisch trotz des vielfachen Drucks auf die Apotheken. Der gemeinsame Rat der Referenten an die Apothekenteams war, sich jetzt intensiv auf das E-Rezept vorzubereiten. Außerdem wurde berichtet, dass nun auch wegen fehlender Dosierungsangaben retaxiert wird.

In seinem Lagebericht betonte Arnold die große Deckungslücke der GKV und die hohe Verschuldung des Bundes. Damit blieben „Effizienzgewinne“ als Sparmöglichkeit im Gesundheitswesen. Diese würden auch im Koalitionsvertrag erwähnt, aber es bleibe offen, was damit gemeint sei. Dies gelte auch für den dort ebenfalls erwähnten Sicherstellungsfonds und neue Regeln zur Notfallversorgung. Sicher sei nur, dass sich das E-Rezept beschleunigen werde. Auch wenn es keinen Big Bang gibt und nicht alle Ärzte sofort mitmachen, treffe es alle Apotheken sofort, weil dort jederzeit ein E-Rezept ankommen könne.

Foto: DAZ/tmb

Gastgeber Axel Pudimat (Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern), Mathias Arnold (ABDA-Vizepräsident), Dr. Frank Diener (Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover) und Carsten Pelzer (Geschäftsführer des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern) beim Wirtschaftsseminar in Rostock – persönlich vor Ort (v. l.).

Politik sollte klug sparen

In der Pandemie seien die Apotheken immer da gewesen, erklärte Arnold. Sie hätten sich als resilient erwiesen. Sie hätten Sonderhonorare erhalten und durch ihre Leistungen verdient, aber die Politik nehme sie als Gewinner der Pandemie wahr, die nun auch etwas abgeben könnten. Dies sei der Hintergrund für den Plan, den Kassenabschlag zu erhöhen und die Mehrwertsteuer zu senken. Doch der Referentenentwurf sei schnell wieder verschwunden. Arnold erwartet stattdessen andere Sparpläne. Er appelliert an die Politik, nicht einfach an irgendwelchen Finanzschrauben zu drehen und Geld wegzunehmen, sondern klug zu sparen. Beispielsweise sollten die Erleichterungen bei der Arzneimittelabgabe weiter gelten, weil sie alle entlasten, ohne die Krankenkassen zu belasten. Gefragt seien Entlastungen bei der Bürokratie, beispielsweise bei den Entlassverordnungen und besonders bei der Präquali­fizierung. In dem angekündigten GKV-Finanzstärkungsgesetz erwartet Arnold Regeln zur Krankenhausversorgung, zur Digitalisierung und zur Notfallversorgung. Außerdem tagt am 19. Mai die Schiedsstelle zu den pharmazeutischen Dienstleistungen. Dies könnte die letzte Runde werden, hofft Arnold.

Auf Nähe setzen

Angesichts des vielfältigen Drucks auf die Apotheken sollte diese sich auf ihre Stärke konzentrieren. Dies sei das Vertrauen, das aus der Nähe zu den Menschen entstehe, erklärte Arnold. Die Apotheken müssten ihnen Erlebnisse vermitteln und den Gegensatz zwischen online und offline auflösen. Sie könnten im „Omni-Channeling“ beides verknüpfen, weil sie vor Ort und digital arbeiten. Arnold warb dafür, optimistisch in diese Zukunft zu gehen. Auch die neue Kampagne der ABDA, die am 1. Juni startet, betone mit der Aussage „Einfach da für dich“ die Nähe der Apotheken zu den Menschen.

Gut vorbereiten auf das E-Rezept

Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover, ver­tiefte die wirtschaftlichen Aspekte und zeigte, dass trotz steigender Durchschnittswerte beim Umsatz und Betriebsergebnis nicht alle Apotheken von Sondereffekten profitiert haben (siehe Seite 18). Zum Schwerpunktthema E-Rezept berichtete Hannes Neumann, Produktmanager der Gematik für das E-Rezept, über die laufende Testphase (siehe „Neuer Zeitplan in dieser Woche“ in AZ 2022, Nr. 19, S. 5). Neumann kündigte für die folgende (also für diese) Woche einen neuen Zeitplan für das E-Rezept an. Außerdem werde dann eine kartenbasierte Apothekensuche für die Gematik-App vorgestellt.

Thomas Maas, Norddeutsches Apo­thekenrechenzentrum, empfahl den Apothekern mit Blick auf den Vortrag von Arnold, auch im digitalen Bereich Vertrauen zu schaffen. Wie Diener und Neumann riet auch Maas, die Abläufe in den Apotheken an das E-Rezept anzupassen und alle Mit­arbeiter zu schulen. Maas empfahl, den Kunden unmittelbar nach Eingang eines E-Rezepts irgendeine Reaktion zu senden, weil dies im Internet erwartet werde – auch außerhalb der Öffnungszeiten. Für die Arbeit in der Apotheke warnte er vor dem Problem, böswillige „Kunden“ könnten statt eines E-Rezepts einen Code mit Schadsoftware vor einen Scanner halten. Trotz mancher Unsicherheiten bei technischen Fragen gab sich Gastgeber Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, zuversichtlich. „Keine Panik“, riet er den Mitgliedern. Sie sollten den Kunden vermitteln, dass die Apotheken mit dem E-Rezept umgehen können.

Arbeitsgruppe für mehr Ausbildung

Als Mitglied der gemeinsamen Arbeitsgruppe der Apothekerkammer und des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern zum Fachkräftemangel berichtete Antje Urban über das Gremium. Die Arbeitsgruppe wolle Zielgruppen ermitteln und Wege suchen, um die Ausbildungen attrak­tiver zu gestalten. Dazu gehöre, mehr Aufmerksamkeit für die Berufsbilder zu erzeugen und Bewerber für den zweiten Bildungsweg anzusprechen. Die Gruppe brauche die Unterstützung aller Apotheken, beispielsweise um Schülerpraktikanten zu gewinnen. Urban berichtete, dass die PTA-Schulkapazität im Land voraussichtlich erweitert werde, aber es seien Bewerber für die Schulplätze nötig.

Foto: DAZ/tmb

Antje Urban berichtete aus der Arbeitsgruppe der Apothekerkammer und des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern zum Fachkräftemangel.

Unsicherheit bei Versorgung Geflüchteter

Verbandsgeschäftsführer Carsten Pelzer berichtete über aktuelle Abrechnungsfragen. Leider seien dem 2017 mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern abgeschlossenen Vertrag zur Versorgung geflüchteter Personen nur die Landkreise Rostock und Ludwigslust/Parchim beigetreten. In den übrigen Kreisen des Landes sei die Arzneimittelversorgung Geflüchteter nicht geregelt. Theoretisch müsste in jedem einzelnen Fall eine Genehmigung beim Sozialamt eingeholt werden.

Retaxationen wegen fehlender Dosierung

Als Neuigkeit zu den Retaxationen berichtete Pelzer, dass inzwischen auch wegen fehlender Dosierungsangaben retaxiert werde – und dies auf null. Einen Schwerpunkt bei Retaxationen würden weiterhin BtM-Rezepte bilden, bei denen ein „A“ bei Ausnahmemengen fehle. Außerdem werde retaxiert, weil Apotheken bei Dronabinol oder Cannabisextrakten nicht den preisgünstigsten Anbieter gewählt hätten. |

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