Über Geruch lässt sich nicht streiten

us | Surströmming ist eine in Schweden entstandene Speise. Das Gericht besteht aus Hering, der durch Milchsäuregärung haltbar gemacht wird. Was die einen für eine Delikatesse halten, kommt anderen nicht auf den Teller, der Fisch verbreitet nämlich einen intensiven Gestank. Doch wieso wird dieser Geruch so unterschiedlich wahrgenommen? Sind es kulturelle Gründe oder individuelle Unterschiede? Oder bestimmen am Ende allein die physiko-chemischen Eigenschaften den Geruch eines Stoffes? Ein internationales Forscherteam versucht, in einer Publikation in Current Biology Auskunft darüber zu geben. In ihrer aufwendigen Studie verglichen sie, wie zehn verschiedene Gerüche auf Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen wirkten. Teilnehmer der Studie lebten beispielsweise als Jäger und Sammler in tropischen Regenwäldern Südostasiens, als Subsistenzlandwirte in den südamerikanischen Anden oder als Stadtbewohner in Nordamerika. Die Probendüfte umfassten überwiegend als angenehm empfundene Gerüche wie Vanillin oder das in vielen Blumendüften vorhandene Linalool. Daneben wurden aber auch mehrheitlich als unangenehm empfundene Gerüche getestet wie das aus Knoblauch bekannte Diethyldisulfid oder die im menschlichen Schweiß enthaltene 3-Methyl­buttersäure. Diese Düfte wählten die Forscher aus einer Sammlung von 476 Gerüchen aus, die bereits von Probanden früherer Studien bewertet worden waren. Mit den restlichen Gerüchen etablierten sie ein Modell, das die Verträglichkeit für die Nase anhand der Molekülstruktur voraussagte. Es zeigte sich, dass die kulturelle Zugehörigkeit nur eine geringe Bedeutung für die Wahrnehmung eines Geruches hat. Stattdessen sind den Daten der Studie zufolge strukturelle Merkmale sowie individuelle Präferenzen die entscheidenden Faktoren. |