Prisma

Couleur für mehr Gehör

Je näher am Äquator, umso bunter die Vögel

Foto: ondrejprosicky/AdobeStock

Die farbenfrohe Rotstirntangare lebt u. a. in Kolumbien und Ecuador.

mp | Wer aus der Masse herausstechen will, muss bunt sein. Diese Weisheit, die einige Menschen in der Mode beherzigen, wissen auch Vögel zu nutzen. Das gilt zumindest für die Arten, die in abgeschlossenen, unübersicht­lichen Wäldern leben. Vögel in Steppen- und Graslandschaften mögen es eher schlicht. Ihr Gefieder hat seltener starke und viele Farbkontraste. Dies fand jüngst ein Team um den Zoologen Christopher Cooney heraus. Er und seine Kollegen machten es sich zur Aufgabe, die Farbigkeit von Vögeln auf der ganzen Welt zu vergleichen. Anfang April 2022 veröffentlichten sie ihre Ergebnisse. Ihrer Arbeit ging die Annahme voraus, dass es erst in den tropischen Urwäldern in Äquatornähe so richtig bunt wird. Aber neigen Vögel dort tatsächlich dazu, prächtigere Farben zu tragen? Dies hatte noch niemand systematisch untersucht. Die Gegenannahme der Forscher: Vielleicht förderte die Natur in den Tropen allein dadurch eine größere Farbenpracht zutage, weil die Artenvielfalt größer ist. Um ihre Thesen zu unter­suchen, werteten sie Fotos einer großen Datenbank mit über 4500 Arten mithilfe eines eigens programmierten Algorithmus aus. Um den Vergleich zu erleichtern, konzentrierten sie sich auf die Sperlingsvögel. Diese Ordnung ist die größte unter den Vögeln, rund 5700 Arten gehören ihr an. Die biologische Kategorie umfasst unzählige Paradies-, Sing-, Zug- und Standvögel. Die Erkenntnis von Cooney et al: Unabhängig von Männchen oder Weibchen – je näher die Vögel am Äquator lebten, umso mehr Farbkontraste wies ihr Gefieder auf. Insbesondere Arten, die von Nektar und Früchten leben, waren tendenziell bunter. Die Autoren vermuten, dass Auffälligkeit in dichten, artenreichen Urwäldern die Kommunikation untereinander erleichtert. Auch könnten farbige Verbindungen aus der Nahrung mit dem grellen Gefieder mancher Paradiesvögel verbunden sein. |

Literatur

Cooney CR, He Y, Varley ZK et al. Latitudinal gradients in avian colourfulness. Nat Ecol Evol 2022, doi: 10.1038/s41559-022-01714-1

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