Pandemie Spezial

Corona-Ticker

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

Kaum Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 in Deutschland

mab | Vor Kurzem hat die Weltgesundheitsorganisation WHO zwei neue Subtypen der Omikron-Variante als „besorgniserregend“ eingestuft: BA.4 und BA.5, die in Südafrika und einigen europäischen Ländern nachgewiesen worden waren. Beide Sublinien weisen andere Mutationen als die bisher bekannten Omikron-Varianten auf. Ob sich die beiden Viruslinien dadurch auch schneller ausbreiten, schwerere Krankheitsverläufe hervorrufen und inwiefern die zugelassenen Impfstoffe wirken, wird aktuell untersucht. Bislang gibt es laut WHO keine Anzeichen, dass mit BA.4 oder BA.5 infizierte Menschen einen schwereren Krankheitsverlauf haben. Laut dem neuesten Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) ist in Deutschland nach wie vor die Omikron-Variante BA.2 vorherrschend (95,3% in der KW 14). BA.4 konnte bisher in der Bundesrepublik nicht nachgewiesen werden, jedoch wurden bis dato 25 Proben (0,2%) positiv auf die BA.5-Subspezies getestet. Das RKI weist darauf hin, dass die Zahlen fehleranfällig sind, da nur bei einem kleinen Anteil der positiven Proben das Erbgut sequenziert wird. Und auch Mischvarianten, die bei der gleichzeitigen Infektion der Wirtszelle durch verschiedene Virus­mutationen entstehen, hat das RKI quantifiziert: Am häufigsten (90 Proben) wurde die Rekombinante XM, die aus den Omikron-Sublinien BA.1.1 und BA.2 entstanden ist, in Deutschland nach­gewiesen. Bisher gibt es keine Hin­weise, dass Mischvarianten eine veränderte Übertragbarkeit, Virulenz oder Immunantwort gegenüber den Ausgangsvarianten aufweisen [dpa-Meldung und RKI-Wochenbericht, 21. April 2022].

WHO empfiehlt Paxlovid® für schwach erkrankte Patienten

Die WHO hat eine starke Empfehlung für die Anwendung von Paxlovid® auch bei schwach bis mäßig erkrankten COVID-19-Patienten, die ein hohes Hospitalisierungsrisiko haben, aus­gesprochen. Paxlovid® enthält neben dem Protease-Hemmer Nirmatrelvir auch den CYP3A4-Hemmer Ritonavir, der den Abbau von Nirmatrelvir verlangsamen soll. In der Praxis sieht die WHO eine große Herausforderung für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, da vor der Gabe von Paxlovid® unbedingt die SARS-CoV-2-­Infektion schnell und präzise nachgewiesen werden muss, dies aber häufig in den entsprechenden Ländern nicht möglich ist [WHO-Meldung vom 22. April 2022].

Grafik: GEMINI/AdobeStock

Erster COVID-19-Atemtest in den USA genehmigt

cel/mab | Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat die Notfallzulassung für Breathalyzer, den ersten Diagnosetest, der SARS-CoV-2 in der Atemluft nachweist, erteilt. Der Test nutzt die Technik der „Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS), um chemische Gemische zu trennen und zu identifizieren und fünf flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die mit der SARS-CoV-2-Infektion in Verbindung stehen, in der ausgeatmeten Luft schnell nachzuweisen“, erklärt die FDA. Bei positivem Testergebnis – also dem Vorhandensein von VOC-Markern – rät die FDA, dieses mit einem molekularen Test (Nachweis von genetischem SARS-CoV-2-Material) zu verifizieren. Die FDA rät, dass der COVID-19 Breathalyzer in Arztpraxen, Krankenhäusern und Testzentren von geschultem Personal angewendet wird, das gleichzeitig auch die Patientenprobe nimmt. Das Gerät hat die Größe eines Hand­gepäckkoffers und soll das Testergebnis in weniger als drei Minuten liefern. Die Notfallzulassung des COVID-19 Breathalyzer stützt die FDA auf eine groß angelegte Studie mit 2049 Personen, von denen einige symptomfrei waren. In der Studie erreichte der Test eine Sensitivität von 91,2% und eine Spezifität von 99,3%. Zudem habe selbst bei geringer Prävalenz von SARS-CoV-2 der Test eine hohe Vorhersagekraft von 99,6%, das heißt: In Gebieten mit geringer Prävalenz der Erkrankung seien Personen mit negativem Testergebnis tatsächlich auch negativ. Laut FDA erwies sich in einer Folgestudie der Breathalyzer beim Nachweis von Omikron ähnlich empfindlich [Mitteilung der FDA, 14. April 2022].

Valneva-Vakzine erhält Zulassung in Großbritannien

cel/mab | In Großbritannien darf künftig mit dem inaktivierten und adjuvantierten Ganzvirus-Impfstoff VLA2001 von Valneva geimpft werden. Die zuständige Aufsichtsbehörde MHRA genehmigte am 14. April 2022 die Anwendung der Corona-Vakzine für 18- bis 50-Jährige nach strenger Überprüfung von Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit des Impfstoffs. Geimpft werden für die Grundimmunisierung zwei Dosen im Abstand von mindestens vier Wochen. Nach einer im März 2022 erteilten Notfallzulassung in Bahrain ist Großbritannien das zweite Land, in dem die Ganzvirus-Vakzine nun verfügbar ist. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA prüft den Corona-Impfstoff derzeit im Rolling-Review-Verfahren. Anders als die bisher zugelassenen COVID-19-­Impfstoffe enthält die Valneva-Vakzine den chemisch-inaktivierten Ganzvirus von SARS-CoV-2. Als Wirkverstärker setzt Valneva auf ein Adjuvanzien-Duo aus Alaun und CpG 1018. Durch die Kombination konnten in präklinischen Studien höhere Antikörperspiegel induziert werden als bei alleiniger Wirkverstärkung mit dem Aluminium-haltigen Adjuvans. Zudem habe die Adjuvanzien-Kombination zu einer Verschiebung der Immunantwort in Richtung Th1 geführt – der Gruppe von T-Helferzellen, die für den Schutz vor Infektionen mit Viren (und intrazellulären Bakterien) wichtig sind. Vorteil von Ganzvirus-Impfstoffen ist, dass sie eine Vielzahl an Antigenen mitbringen, die das Immunsystem stimulieren können [Meldung der MHRA, 14. April 2022].

COVID-19-Impfstoff für Patienten mit Krebs und / oder Immunschwäche

dab | Bei Menschen mit einer onkologischen Erkrankung und/oder einer Immunschwäche erzielen die breit eingesetzten mRNA-Impfstoffe teilweise keine ausreichende Wirksamkeit bzw. Antikörper-Reaktion. Diesem Problem haben sich Wissenschaftler der Universität Tübingen gewidmet und den peptidbasierten COVID-19-Impfstoff CoVac-1 entwickelt. Dieser soll bei Patienten mit angeborenen oder erworbenen B-Zell-Defekten bzw. Antikörpermangel hochspezifisch eine T-Zell-vermittelte Immunantwort auslösen. Um Resistenzen zu vermeiden, richtet sich der Impfstoff nicht nur gegen das Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus, sondern auch gegen weitere Virusbestandteile. In einer Phase-I-Studie erwies sich der Impfstoffkandidat bei 36 Probanden zwischen 18 und 80 Jahren als gut verträglich. Bei allen Studienteilnehmern trat zwar lokal ein Granulom auf, aber systemische Reaktionen kamen nicht oder nur in milder Ausprägung vor. In der Phase-II-Studie wurde CoVac-1 an 54 Patienten (50 mit Leukämie bzw. Lymphom, vier mit angeborenem B-Zell-Mangel) verabreicht. Davon hatten 87% zuvor einen mRNA-Impfstoff erhalten, aber keine Antikörper gebildet. 28 Tage nach der einmaligen Immunisierung wiesen 86% der Teilnehmer eine T-Zell-Antwort auf. Deren Intensität war mit der von immunkompetenten Genesenen vergleichbar [Tandler C et al. Abstract CT258, American Association for Cancer Research Meeting, 13. April 2022]. |

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