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Aus den Ländern
Zambo: „Wir waren gefordert, wir haben geliefert“
Parlamentarischer Abend der baden-württembergischen Apotheker in Berlin
Eingeladen sind stets Abgeordnete aus Baden-Württemberg. Am 5. März gekommen waren 14 Parlamentarier und Parlamentarierinnen von CDU, SPD und FDP. Darunter zum Beispiel Michael Hennrich und Josef Rief von der CDU sowie die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Heike Baehrens. Sie alle hatten Gelegenheit, sich mit den Vertretern und Vertreterinnen der baden-württembergischen Apothekerschaft sowie der ABDA-Spitze bei baden-württembergischen Spezialitäten auszutauschen.
Zum Einstieg präsentierten Zambo und Braun frische Einblicke in die Apothekenwelt Baden-Württembergs. So verwies Zambo auf die abnehmende Apothekendichte in Deutschland: EU-weit liegt die Bundesrepublik mit 23 Apotheken pro 100.000 Einwohnern mittlerweile im unteren Drittel. Zudem nimmt die Apothekenzahl seit Jahren ab. Allein in Baden-Württemberg seien seit 2014 rund 10 Prozent der Betriebsstätten verloren gegangen. Dabei beschäftigten die Apotheken im Land 160.454 Mitarbeitende – davon fast 53.000 Apotheker.
Apotheken mit 2,1 Prozent Wertschöpfungsanteil
Vor allem aber machte Zambo deutlich, dass Apotheken für das deutsche Gesundheitswesen kein entscheidender Ausgabenposten sind. Von den GKV-Gesamtausgaben 2021 in Höhe von 284,33 Milliarden Euro seien zwar 17 Prozent auf Arzneimittel gefallen. Doch der Wertschöpfungsanteil der Apotheken habe bei gerade einmal 2,1 Prozent des gesamten Kuchens gelegen. Zambo animierte die Anwesenden, sich dies bildhaft vorzustellen: Würden von einem Tag auf den anderen alle Apotheken der Republik geschlossen und fielen alle ihre Leistungen für die Menschen weg, so würde die Ersparnis für die GKV mit diesen 2,1 Prozent äußerst gering ausfallen. Die Verbandspräsidentin machte deutlich: Wenn man sparen will, dann nicht an einem so kostengünstigen und wertvollen System wie der Apotheke.
Dass die Arzneimittelausgaben steigen, so Zambo, sei vor allem auf hochpreisige Arzneimittel zurückzuführen, die oft für Einsparungen in anderen Bereichen sorgen: Während deren Absatzmenge zwar stagniert, geht es mit den Preisen bergauf. Ein Umstand, der sich aber nicht im Ertrag der Apotheken bemerkbar mache, wie Zambo unterstrich.
Apotheken wollen Anschub beim Impfen geben
Die Präsidentin verwies zudem auf die zahlreichen Aufgaben, die Apotheken zu meistern haben oder/und in der Pandemie neu dazu bekommen haben. Gerne würden sie etwa ihre Modellprojekte zur Grippeimpfung, die derzeit noch auf drei Regionen begrenzt sind, ausbauen. Damit wollen sie nicht zuletzt die Impfbereitschaft, die in Baden-Württemberg vergleichsweise gering ist, ankurbeln. Bei den GKV-Ausgaben für Vakzinen hänge das Land „historisch hinterher“, wie Zambo einräumte.
Als beständiges Ärgernis nannte die Verbandspräsidentin zudem die Lieferengpässe. Mehr als 10 Prozent seiner Arbeitszeit stecke das Apothekenpersonal in die Lösungssuche, so Zambo. Pro Apotheke würden bis zu 300 Arzneimittel als defekt gemeldet. Idealerweise müsse es hier künftig mehr Transparenz durch ein zentrales Informationssystem zu den Engpässen geben. Zudem sei es dringend nötig, dass Krankenkassen Rabattverträge mit mehreren Herstellern schließen, die mindestens zwei unterschiedliche Wirkstoffhersteller nutzen. Auch der Export versorgungsrelevanter Arzneien müsse eingeschränkt werden, wenn sie knapp zu werden drohen. Nicht zuletzt sollten die Rahmenbedingungen stimmen, damit sich wieder mehr Wirkstoffhersteller in Europa ansiedeln.
Dezentrales Gesundheitszentrum
Zambo ging überdies auf die zahlreichen besonderen Leistungen der Apotheken in der Pandemie ein: „Wir waren gefordert, wir haben geliefert!“, brachte sie es auf den Punkt. Kammerpräsident Braun ergänzte, dass das Coronavirus die Stärken der Apotheken besonders hervorgebracht habe. Die Apotheken waren Tag und Nacht für die Menschen da – auch wenn Inhaber und Personal dabei oft an ihre Grenzen gekommen seien. Sie gehörten zu den ersten, die sich um Schutzmaßnahmen kümmerten. Sie stellten zu Beginn der Pandemie Desinfektionsmittel her und fanden Lösungen für alle Probleme, die sich auf diesem Weg stellten – etwa den Mangel an Ausgangsstoffen. Ein gewisses Organisationstalent sei wohl typisch für die Apotheken, bemerkte Braun. Überdies testeten sie zuverlässig, sie meisterten die Impfstofflogistik, als die Hausärzte in die Impfkampagne einstiegen – und sie machten sich bereit, selbst gegen SARS-CoV-2 zu impfen. Bei der Ausstellung der Impfzertifikate seien Apotheken nicht selten ein Korrektiv gewesen: Viele Impfpassfälschungen seien hier aufgedeckt worden. Insgesamt hätten sich die Apotheken vor Ort einmal mehr als unverzichtbar erwiesen – und als effizientes, dezentrales Gesundheitszentrum.
Was das E-Rezept betrifft, betonte Braun, dass die Apotheken hier nichts blockieren: „Wir machen mit.“ Wenn es dennoch Ängste gebe, dann wegen der Befürchtung, dass die Spieße nicht für alle gleich lang sind. Ein Sammeln und Makeln von Rezepten, die dann ins Ausland gehen, dürfe es nicht geben.
Sorge bereitet Braun allerdings der Nachwuchsmangel – auch dieser ist ein Grund, warum viele Apotheken schließen. In Baden-Württemberg hat man eine groß angelegte Nachwuchsoffensive gestartet, die nun stufenweise und zielgruppenorientiert für die Berufe in der Apotheke wirbt (karriere-auf-rezept.de). Braun machte aber deutlich: Um attraktiv als Arbeitgeber zu sein, müsse auch das Gehalt stimmen. |
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