Prisma

Intelligenter Wundverband

Pflaster setzt temperaturabhängig Octenidin frei

Foto: Sunny_Smile/AdobeStock

Erhöht sich die Hauttemperatur auf 37 °C, wird das Pflaster aktiviert und setzt Octenidin frei.

us | Ein aufgeschürftes Knie, das mit einem Pflaster abgedeckt wird, heilt meistens von alleine. Doch wenn sich die Wunde entzündet, verzögert sich die Heilung, das Knie fühlt sich heiß an, schmerzt und seine Funktion ist eingeschränkt. Materialforscher in der Schweiz arbeiten daher an einem Wundverband, der eine Entzündung erkennen kann und nach Bedarf selbst den antimikrobiellen Wirkstoff Octenidin freisetzt. Dabei setzen sie auf ein Polymergemisch, das bei einer Erhöhung der Hauttemperatur von den normalen 33 °C auf 37 °C den Wirkstoff kontrolliert freisetzt. Das Polymer besteht aus Eudragit® RS 100 und Polymethylmethacrylat, in dessen Fasern sie Octenidin einarbeiteten. Je nach Verhältnis der beiden Polymer-Bestandteile kann die Freisetzungstemperatur variiert werden. Der entscheidende Parameter ist dabei die Glasübergangstemperatur, also die Temperatur, bei der ein Polymer von einem harten in einen viskosen Zustand übergeht.

Im Experiment zeigten die Forscher, dass sie mit den Polymerfasern sowohl gramnegative Pseudomonas aeruginosa als auch grampositive Staphylococcus aureus – zwei Keime die oft in infizierten Wunden auftreten – effektiv abtöten konnten. Gleichzeitig wirkte das Material nicht zytotoxisch auf humane Fibroblasten. Die temperaturbedingte Freisetzung von Octenidin ließ sich mindestens fünfmal aktivieren und deaktivieren – letzteres bei einer Temperatur von 25 °C. Bevor das intelligente Pflaster in klinischen Studien getestet werden kann, muss das Material fein abgestimmt werden. Unklar bleibt noch, wie sich verhindern lässt, dass ein im Sonnenschein warm gewordenes Pflaster ungewollt den antimikrobiellen Wirkstoff freisetzt. |

Literatur

Pan F et al. Bioresponsive hybrid nanofibers enable controlled drug delivery through glass transition switching at physiological temperature. ACS Appl Bio Mater. 2021;4(5):4271-4279

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