Gesundheitspolitik

AVWL gegen Nullretax

Verband setzt auf eine politische Lösung

gbg | Der Apothekerverband Westfalen-Lippe will verstärkt gegen Retaxationen aufgrund von unbedeutenden Formfehlern vorgehen – notfalls sogar mit einer Klage.

Die Krankenkassen haben den Apotheken in Westfalen-Lippe inzwischen Rezepte im Wert von rund 400.000 Euro retaxiert, weil die Dosierangabe fehlte. Das berichtete Jan Harbecke, Vorstand beim Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), am vergangenen Mittwoch bei der Mitgliederversammlung in Münster. Auffällig sei, dass meist Hochpreiser-Verordnungen betroffen seien. Und fast immer seien Drittanbieter beteiligt, die im Auftrag der Kassen die Verordnungen formal prüfen.

Zwar geht der Verband mit großem Erfolg gegen diese Nullretaxationen vor, aber jetzt will er das Übel an der Wurzel packen. Gemeinsam mit dem Deutschen Apotheker­verband beratschlage man, wie es gelingen kann, solche Kürzungen wegen fehlender Dosierangabe grundsätzlich verbieten zu lassen.

„Wir schaffen es zwar regelhaft, gegen solche Beanstandungen erfolgreich Einspruch einzulegen, aber das macht natürlich viel Arbeit“, sagt Rochell im Gespräch mit der DAZ. Aus seiner Sicht muss jetzt der Gesetzgeber ran und dem ein Ende setzen. „Wir bemühen uns um eine politische Lösung, und das mit Nachdruck“, betont er. Notfalls komme auch eine Klage in Betracht – bis auf diesem Weg eine Entscheidung falle, könnten jedoch viele Jahre ins Land ziehen. Seine Hoffnung setzt er auf die Politik: Hier will er jetzt verstärkt auf die Nullretax-Problematik aufmerksam machen.

Die Sterne stehen günstig, meint der Vorstandsvorsitzende: Inzwischen sei auch so manch ein Politiker auf die Praktiken der Krankenkassen aufmerksam geworden, allen voran Bundeswirtschafts­minister Robert Habeck (Grüne). In einem Schreiben an den Präsidenten der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Kai Christiansen, kündigte das Büro des Ministers an, Nullretaxationen wegen Formfehlern auf den Prüfstand stellen zu wollen.

Dass leider noch nicht allen klar sei, wie die Kassen mit den Apothekern umspringen, habe Rochell erst neulich im Gespräch mit NRW-Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) wieder gemerkt. „Ich habe zweimal versucht, ihm das Problem zu erklären, und nach fünf Minuten fragt er mich, was eigentlich Retaxationen sind“, sagte er merklich ernüchtert. |

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