Gesundheitspolitik

Hessen: Apotheker suchen Gespräch mit KV

Nach heftigen Attacken von Ärztefunktionären: Kammer und Verband in Hessen setzen auf persönliche Gespräche

ks | Einige Ärzteorganisationen haben ein massives Problem mit den neuen pharmazeutischen Dienstleistungen der Apotheken. Besonders ausgeprägt ist dies offenbar in Hessen. Dort suchen Apothekerkammer und -verband nun das Gespräch mit den Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung (KV).

Nachdem der Hausärzteverband in Hessen mit einem fragwürdigen Patientenflyer gegen die apothekerlichen Dienstleistungen Stimmung machte (siehe AZ 2022, Nr. 27, S. 2), zog die KV nach. In einem Schreiben an die Mitglieder begrüßten die KV-Vorstände Frank Dastych und Eckhard Starke nicht nur die Aktion der Hausärzte und kritisierten die neuen Apothekenleistungen aufs Schärfste. Sie riefen auch dazu auf, „Fälle, in denen eine inkompetente Beratung durch Apotheken stattgefunden hat“, zu dokumentieren. Es wurde also nicht nur kritisiert. Zudem sollten Ärzte im Gespräch mit Apothekern signalisieren, dass es beim Bezug von Sprechstunden- und Praxisbedarf „immer Alternativen“ gebe. Und das sind noch nicht alle Ideen der KV-Vorstände (siehe DAZ 2022, Nr. 27, S. 18).

Foto: AZ/Alex Schelbert

Ursula Funke: Die rote Linie ist überschritten.

Die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, Ursula Funke, und der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbands (HAV), Holger Seyfarth, wollen allerdings nicht im gleichen Stil zurück­poltern. Seyfarth erklärte im Gespräch mit der DAZ, dass man mit der KV bisher eine konstruktive Zusammenarbeit auf Arbeitsebene gepflegt habe. Diese sei mit Einführung der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen erschüttert. Der HAV werde nun versuchen, in persönlichen Gesprächen den Konflikt zu lösen. Auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening habe inzwischen Kontakt zur Kassenärzt­lichen Bundesvereinigung auf­genommen, sagte Seyfarth.

Foto: HAV

Holger Seyfarth: Rechtliche Schritte werden geprüft.

Funke: Auf diese Ebene begeben wir uns nicht

Für Funke haben die KV-Vorstände mit ihren Aussagen die rote Linie weit überschritten. Sie sagte im Interview mit DAZ.online: „Wenn wir nun gegenseitig unsere Zeit damit vergeuden, Fehler des anderen zu dokumentieren, werden wir unserem Auftrag nicht gerecht und wir würden uns auf der Kindergartenstufe wiederfinden. Probleme müssen gemeinsam gelöst werden – für den Patienten. Das Niveau dieses Pamphlets ist eines Heilberufs kaum würdig, wir werden uns nicht auf diese Ebene begeben“. Funke erklärte weiter, sie habe die Spitze der KV Hessen zu einem kurzfristigen Gespräch gemeinsam mit Vertretern des HAV eingeladen. „Wir werden ihnen gerne verdeutlichen, was pharmazeutische Kompetenz ist und was sich hinter den Dienstleistungen verbirgt, ganz sicher nicht, fünf Arzneimittel in eine Datenbank einzugeben.“ Zugleich prüft die Kammer – ebenso wie der HAV – aber auch juristische Schritte.

Funke ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit in der Praxis vielfach besser läuft, als es die Kampagne der Ärzte scheinen lässt. „Ich weiß von vielen Kollegen ganz aktuell aus zahlreichen Telefongesprächen diese Woche, dass die Kommunikation und Versorgung vor Ort sehr gut funktioniert und die Patienten im Mittelpunkt stehen. So erlebe ich das auch in meiner Apotheke.“

Auch die KV Baden-Württemberg hat es übrigens nicht bei Kritik belassen, sondern regt Ärzte konkret an, Apothekern Steine in den Weg zu legen: „Wir werden unsere Mitglieder auf alle Fälle auf die Möglichkeit eines barrierefreien Zugangs zu Medikamenten über Internetapotheken hinweisen“, sagte KV-Chef Norbert Metke. Wenigstens einer im System müsse schließlich Kosten sparen. |

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