Wirtschaft

Sanacorp: Sonderdividende zum 100. Jubiläum

Geschäftsjahr 2021 mit Zuwächsen bei Umsatz und Vorsteuerergebnis / Umsatzrendite leidet unter Hochpreisern

ts | Die Mitglieder des genossenschaftlichen Pharmagroßhändlers Sanacorp werden mit großzügigen Dividenden am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beteiligt. Dennoch gibt es Schattenseiten, wie die diesjährige Vertretersammlung in München zeigte: Die Umsatz­rendite lässt zu wünschen übrig und die stark steigenden Energiepreise stellen eine große Herausforderung dar.

Die Mitglieder der Planegger Großhandelsgenossenschaft Sanacorp können sich über üppige Dividendenzahlungen freuen: Nicht nur, dass die Genossen für das abge­laufene Geschäftsjahr mit einer gegenüber 2020 unveränderten Dividende von bis zu 14 Prozent rechnen können – neben der Basisdividende von 3,2 Prozent winkt allen Mitgliedern, die 2021 bei einem der Sanacorp-Tochter­unternehmen mehr als 600.000 Umsatz gemacht haben, eine Förderdividende von 10,8 Prozent.

Darüber hinaus steht den Anteilseignern für das Jubiläumsjahr 2024, wenn Sanacorp den 100. Geburtstag feiert, eine Sonderdividende zu. Diese soll 0,1 Prozent je Mitgliedsjahr betragen. Hinzu kommt ein sogenannter „Dividendenbooster“ von einmalig 0,5 Prozent für jene Apotheker, die im Zeitraum 2012 bis 2023 mindestens einmal die jährliche Umsatzschwelle von 600.000 Euro erreicht haben. Der Weg dafür wurde auf der diesjährigen Vertreterversammlung in München, der ersten Präsenzveranstaltung seit drei Jahren, durch eine Satzungsänderung geebnet.

Möglich machen diese Auszahlungen die grundsätzlich positive wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens, die nach den Ausführungen des Vorstands­vorsitzenden Herbert Lang allerdings auch ihre Schattenseiten hat. So legte der Umsatz des Sanacorp-Konzerns von 4,75 Mrd. Euro im Jahr 2020 auf 5,26 Mrd. Euro im Jahr 2021 zu. Das Ergebnis vor Steuern kletterte in dieser Zeit von 30,6 Mio. Euro auf 45,7 Mio. Euro. Nach oben ging es erstmals seit Jahren auch wieder mit der Mitgliederzahl: Diese lag 2021 bei 7437, das sind 82 mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2010 hatte Sanacorp noch über 8100 Mitglieder.

Weniger zufrieden zeigte sich Lang mit der Umsatzrendite von 0,4 Prozent. Eine Ursache sei, dass die Genossenschaft aufgrund der Margendeckelung zu wenig an hochpreisigen Arzneimitteln verdiene. Lang: „Wir brauchen endlich eine Anpassung unseres Vergütungssystems.“

Energiekosten werden gestaffelt weitergegeben

Eine große Herausforderung sieht der Sanacorp-Chef auch in den stark steigenden Energiepreisen. Das Unternehmen sei gezwungen, diese „explodierenden Mehrkosten“ gestaffelt und abhängig von den tatsächlich entstehenden Kosten an die Apotheken weiterzu­geben.

Als „Baustelle“, die für die Zukunft der Branche allerdings von erheblicher Bedeutung sei, bezeichnete Lang die Digitalisierung. Diese sei mehr als ein Modetrend und biete den Apothekern erhebliche Chancen. Sanacorp arbeite weiter daran, den Mitgliedern die entsprechende digitale Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Lang wörtlich: „Wir haben ein Interesse daran, dass auch Sie digital gut aufgestellt sind.“

Konkret nannte er das Portal gesund.de und die Kooperation Meine Apotheke (mea) mit mittlerweile über 3000 teilnehmenden Apotheken. Darüber hinaus arbeite Sanacorp weiter daran, „wirklich umfassende E-Commerce-Dienste anzubieten“. So sei man dabei, Apothekenwarenwirtschafts­systeme anzubinden. Mit der App Meine Apotheke sei zudem ein neuer Kanal geschaffen worden. „Damit hat der Kunde seine Apotheke quasi immer dabei“, so Lang. Wichtig sei, dass die Vor-Ort-Apotheken im „Haifischbecken der Digitalisierung“ ihre Stärke zeigten.

Foto: Sanacorp

Sanacorp-Vorstandsvorsitzender Herbert Lang: „Wir brauchen endlich eine Anpassung unseres Vergütungssystems.“

Aponia soll zum Jahresende in zwölf Städten sein

Auch die Kooperation mit dem Botendienst Aponia soll weiter ausgebaut werden. Bis Ende des Jahres wolle man damit in mindestens zwölf Städten vertreten sein. Während andere Unternehmen versuchten, „das Lieferando des Apothekenmarktes zu werden“, stehe bei Aponia die Vor-Ort-Apotheke im Vordergrund. Die Apotheker würden rechtlich die Hoheit behalten; Ziel sei es, eine nachhaltige individuelle Kundenbindung aufzubauen. Generell rechnet Lang bei Einführung des E-Rezeptes mit einem starken Anstieg der Botendienstlieferungen auch im Apothekenbereich.

40.000 Langsamdreher und Exoten in Neuenstein

Die 19. Niederlassung des Unternehmens in Neuenstein ist nach den Angaben Langs „erfolgreich ans Netz“ gegangen und habe die Lieferfähigkeit des Konzerns noch mal verbessert. Über Neuenstein würden bis zu 40.000 „Langsamdreher“ beziehungsweise „Exoten“ vertrieben, die im Bedarfsfall in einer Nacht an alle anderen Niederlassungen in Deutschland geliefert werden könnten.

Mehrere Seitenhiebe teilte Lang in Richtung Politik aus. So kritisierte er immer wieder auftretende Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln. Dies seien vielfach hausgemachte Probleme; oftmals lohne sich die Wirkstoffproduk­tion in Deutschland nicht und der Preis sei meist das alleinige Auswahlkriterium. Damit blieben hierzulande oft nur wenige An­bieter übrig. Seit Jahren steuere der Arzneimittelmarkt getrieben von dirigistischen Maßnahmen auf den Abgrund zu. Die Politik, so Lang, müsse wieder mehr über eine nachhaltige Arznei­mittelversorgung nachdenken: „Unabhängigkeit, Qualität und Versorgungssicherheit gibt es nicht zum Nulltarif.“ |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.