Wirtschaft

Nahezu ausgeglichenes Finanzergebnis

Bundesgesundheitsministerium informiert über Finanzentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung im 1. Quartal 2022

jb | Auch wenn die dramatische Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) derzeit in aller Munde ist – das Ergebnis für das erste Quartal 2022 ist nahezu ausgeglichen. Das zeigt eine kürzlich vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlichte Mitteilung zur „Finanzentwicklung der GKV“.

Demnach haben die 97 gesetzlichen Krankenkassen in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ein nahezu ausgeglichenes Finanzergebnis erzielt. Ein einmaliger Zuschuss des Bundes in Höhe von 14 Mrd. Euro habe maßgeblich dazu beigetragen, heißt es. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zeige das ausgeglichene Finanzergebnis im 1. Quartal, dass der im letzten Herbst beschlossene ergänzende Bundes­zuschuss von 14 Mrd. Euro die Beitragssätze und die GKV-Finanzen wirksam und zielgenau gestützt habe. Auch über 2022 hinaus werde man für eine stabile Finanzierung der GKV sorgen, so der Minister. Die Eckpunkte dafür hat Lauterbach zwischenzeitlich bekannt gegeben – siehe hierzu S. 8.

Insgesamt standen Einnahmen in Höhe von 71,7 Mrd. Euro Aus­gaben in nahezu gleicher Höhe gegenüber. Das Defizit betrug etwa 16 Mio. Euro. Auf der hohen Kante hatten die Kassen zum Quartalsende noch 9,9 Mrd. Euro bzw. 0,4 Monatsausgaben. Das entspricht dem Zweifachen der gesetzlich vorgesehenen Finanzreserven in Höhe von 0,2 Monatsausgaben.

Überschüsse bei AOKen, Minuszahlen bei Ersatzkassen

Es gibt allerdings große Unterschiede zwischen den einzelnen Kassen: Während die AOKen (81 Mio. Euro), die Innungskrankenkassen (64 Mio. Euro) und die Knappschaft (17 Mio. Euro) Überschüsse erzielten, verbuchten die Ersatzkassen (-199 Mio. Euro) und Betriebskrankenkassen (-8 Mio. Euro) hingegen ein Minus.

Schaut man sich die Ausgaben im Einzelnen an, gab es im ersten Quartal einen Anstieg bei Leistungsausgaben und Verwaltungskosten von 6,3 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen dabei um 5,7 Prozent, die Verwaltungs­kosten um 18,5 Prozent. Das BMG weist in seiner Mitteilung darauf hin, dass die Rate bei den Leistungsausgaben auf einer Corona-bedingt niedrigen Basis des Vorjahresquartals aufsetzt und daher mit Blick auf die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf mit Vorsicht zu interpretieren sei. Hinter dem Anstieg der Verwaltungskosten steckt laut BMG die Bildung hoher Altersrückstellungen einer einzelnen Krankenkasse. Daher rechnet es damit, dass der Ausgabenanstieg in diesem Bereich im weiteren Jahresverlauf abflachen wird.

Überproportionaler Anstieg der Arzneimittelausgaben

Innerhalb der Leistungsausgaben sind die Ausgaben für Arznei­mittel um 6,5 Prozent gestiegen – überproportional, wie es heißt. Sie weisen im Vergleich zu den zwei anderen großen Ausgabenbereichen (Krankenhaus und Ärzte) die höchste Dynamik auf – die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen sind um 4,3 Prozent gestiegen, die für ambulant-ärztliche Behandlungen um 2,7 Prozent. Bei den Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen ist aber laut BMG zu berücksichtigen, dass gesetzliche Korrekturmaßnahmen derzeit die Kosten dämpfen, um ungewollte Doppelfinanzierungen für besondere ärztliche Leistungen nach dem Terminservice- und Versorgungsgesetz zu korrigieren.

Ebenfalls ein Anstieg ist bei den Ausgaben für Krankengeld zu verzeichnen – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent. Besonders zu Buche schlug hier das Kinderkrankengeld mit einem Plus von 12,9 Prozent. Dies zeige, dass die Erweiterung des Anspruchs auf Kinderkrankengeld für Eltern, die ihre Kinder pandemiebedingt zu Hause betreuen müssen, angenommen werde und einen Beitrag zur Unterstützung von Familien während der Pandemie leiste, so das BMG.

Das Ministerium weist darauf hin, dass die Ausgaben in vielen Leistungsbereichen, insbesondere bei Ärzten und Zahnärzten, von Schätzungen geprägt seien, da Abrechnungsdaten häufig noch nicht oder nur teilweise vorliegen. Das müsse man bei der Interpretation der Daten berücksichtigen. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.