Management

Der Apotheker als Manager

Aus der Praxis für die Praxis – Teil 7: Entscheidungen treffen

Im heutigen Beitrag geht es um Entscheidungen, die zu treffen sind. Viele Entscheidungen treffen wir alle täglich völlig unauffällig und routinemäßig: Wohin heute zum Essen? Welches Paar Schuhe? Wann zum Steuerberater? … Bei einigen Entscheidungen tun wir uns jedoch schwerer.

Es sind vor allem die mit langfristiger Tragweite oder die, die mit höheren Ausgaben verbunden sind, oder Entscheidungen mit großer Komplexität. Gerade dort ist es wichtig, rationale Argumente im Blick zu halten und die mit fast jeder Entscheidung verbundenen emotionalen Faktoren nicht überzubewerten. Denken Sie beispielsweise an ­einen Autokauf für die Apo­theke, eine Bewerberauswahl oder eine Entscheidung für eine betrieb­liche Software.

Eine derartige Entscheidung sollte in folgenden Schritten vorbereitet werden:

1. Schritt: Zunächst ist es wichtig, Kriterien zu definieren, die eine Entscheidung beeinflussen sollen. Am Beispiel Autokauf könnten dies sein

  • maximaler Anschaffungspreis 45.000 Euro
  • Antrieb Elektromotor
  • Stromverbrauch max. 25 kWh/100 km
  • elektrische Reichweite mindestens 300 km
  • 5 Sitze
  • möglichst großer Gepäckraum
  • lieferbar spätestens in 4 Monaten
  • etc.

Dabei wird schon deutlich, dass die Anzahl an Kriterien den Entscheidungsprozess natürlich aufwendiger macht. Hinzu kommt, dass einzelne Kriterien eine harte Grenze darstellen (Beispiel Kaufpreis) und andere einen gewissen Spielraum haben (Gepäckraum). Es ist daher im Vorfeld einer Entscheidung wichtig, die sogenannten Muss-Kriterien sorgsam auszuwählen, denn sie führen dazu, mögliche Alternativen rasch aus dem Rennen zu nehmen. Ein tolles Auto beispielsweise für 47.000 Euro, das alle anderen Kriterien gut erfüllt, käme demzufolge in unserem Beispiel nicht mehr infrage.

2. Schritt: Als nächstes sind dann die festgelegten Kriterien zu gewichten. Konkret lässt sich das durch Vergabe einer Punktzahl (5 sehr wichtig, 1 weniger wichtig) erledigen.

3. Schritt: Sind die Auswahlkriterien festgelegt und gewichtet, kann es losgehen. Mögliche Alternativen sind zu suchen und zu bewerten. In unserem Autobeispiel werden dann für mehrere Auto­modelle die Informationen über die definierten Kriterien recherchiert und zusammengestellt.

4. Schritt: Der nächste Schritt betrifft die Bewertung des jewei­ligen Erreichungsgrades der Kriterien für alle Alternativen. Auch hier bietet sich eine Skalierung von 1 bis 5 an. 5 Punkte also werden für den Energiesparer vergeben und 1 Punkt für die Energieschleuder.

5. Schritt: Für jedes Kriterium wird das festgelegte Kriterien­gewicht mit dem Erreichungsgrad der jeweiligen Alternative multipliziert und am Ende alle Punkte einer Alternative addiert.

Das Ergebnis ist eine Punktzahl für jede der Alternativen, die Auskunft darüber gibt, wie die einzelne Alternative die definierten Anforderungen erfüllt. Theoretischer Gewinner ist demnach die Alternative mit der höchsten Gesamtpunktzahl. Die eher emotionalen Kriterien wie Design, Image etc. sind hierbei nicht berücksichtigt, können aber auch bei der Bewertung zusätzlich einfließen.

6. Schritt: In einer erweiterten Betrachtung können mögliche Risiken, die mit der Entscheidung verbunden sind, in ähnlicher Weise dekliniert werden, aber mit negativem Vorzeichen. So würde dann etwa das dünne Händlernetz bei einer weniger gängigen Automarke die hohe Bewertung etwas relativieren.

Alles in allem also ein Verfahren zur Sichtbarmachung aller relevanten Faktoren einer zu treffenden Entscheidung, das aus einer intuitiven Entscheidung eine transparente und kriteriengestützte Entscheidung macht.

Bildet man das Verfahren beispielsweise in einer Excel-Tabelle (vgl. Abbildung) ab, lässt es sich leicht bearbeiten und gleich erkennen, wie sich eine veränderte Kriteriengewichtung auf die Entscheidung auswirkt. Eine derartige Simulation ist in manchen Fällen hilfreich und zielführend.

Abb.: In einer Excel-Tabelle lassen sich die 6 Schritte auf dem Weg zu einer guten Entscheidung übersichtlich darstellen.
Kriterien
Gewicht
Alternativen
1
2
3
4
Ausprägung
Punkte
Ausprägung
Punkte
Ausprägung
Punkte
Ausprägung
Punkte
maximaler Anschaffungspreis 45.000 €
5
4
20
2
10
1
 5
5
25
Stromverbrauch max. 25 kWh/100 km
3
2
 6
3
 9
2
 6
5
15
elektrische Reichweite mindestens 300 km
2
5
10
4
 8
3
 6
1
 2
5 Sitze
4
1
 4
1
 4
1
 4
2
 8
möglichst großer Gepäckraum
2
1
 2
4
 8
2
 4
3
 6
lieferbar spätestens in 4 Monaten
5
3
15
2
10
3
15
4
20
57
49
40
76

Klarer Sieger der Entscheidungsvorbereitung ist die Alternative 4, gefolgt von der Alternative 1.

Probieren Sie es doch einfach mal aus. Ihre nächste Personalentscheidung könnte dann beispielsweise auf der Basis folgender Kriterien getroffen werden:

  • Gehaltsvorstellung
  • Flexibilität im Hinblick auf Arbeitszeiten
  • schnellstmögliche Verfügbarkeit
  • Berufserfahrung möglichst größer als 3 Jahre
  • EDV-Kenntnisse
  • Kenntnisse in der Buchhaltung/Abrechnung
  • kundenorientiertes Auftreten
  • Führerschein (für Lieferungen).

Viel Erfolg bei der Umsetzung! |

In regelmäßiger Folge werden an dieser Stelle Themen des Managements für Apotheker behandelt. Autor ist Herr Ralf König, Vorstand der GUB AG, einer Beratungsgesellschaft mit jahrzehntelanger Erfahrung im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich Coaching und Organisation.

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