Wirtschaft

Wie läuft das Jahr?

Marktdaten der Apotheken bis März 2022

tmb | Die Umsätze und Absätze in den Apotheken sind im März 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dabei liegt das OTC-Geschäft weiterhin unter dem Niveau von 2019, aber der Aufholprozess ist intakt. Dies ergibt sich aus den jüngsten Daten des Apothekenpanels von Insight Health, das mittlerweile zur CompuGroup Medical gehört. Im noch jungen Jahr 2022 ist offenbar der pandemiebedingte Wachstumstrend des OTC-Versandes gebrochen. Der Zuwachs fand zuletzt in den Apotheken vor Ort statt.

Die vorige Analyse der Paneldaten endete zum 27. Februar 2022 (s. AZ 2022, Nr. 11, S. 4). Diese Folge bezieht sich auf die 9. bis 13. Kalenderwoche, also auf die Zeit vom 28. Februar bis zum 3. April. Beim Vergleich mit dem Vorjahr ist zu bedenken, dass der Karfreitag in die 13. Woche 2021 fiel und dass damals ein Oster-Lockdown diskutiert wurde. Diese Verzerrung dürfte die enormen Anstiege der Verkaufszahlen für die 13. Woche 2022 im Jahres­vergleich erklären.

Rx: Deutliche Zuwächse gegenüber 2021

Die Rx-Umsätze und -Absätze der Vor-Ort-Apotheken sind in der 9. Kalenderwoche, also Anfang März, zunächst deutlich gegenüber dem Vorjahr gestiegen: Rx-Umsatz plus 10,0 Prozent, Rx-Absatz plus 8,7 Prozent (s. Abb. 1). Das ist ein positives Signal nach dem schwachen Ende des Februars. Allerdings schwächte sich dieser Aufwärtstrend nach der ersten Märzwoche im Laufe des Monats ab. In der 12. Kalenderwoche war der Rx-Umsatz nur 2,8 Prozent und der Rx-Absatz nur 1,6 Prozent höher als im Vorjahr. Dann folgte die verzerrte 13. Woche mit einem enormen Anstieg ohne Aussagekraft. Bis zum Ende der 13. Woche stieg der kumulierte Rx-Umsatz im Jahr 2022 um 10,8 Prozent und der kumulierte Rx-Absatz um 9,0 Prozent, jeweils gegenüber dem Vorjahr.

Quelle: Insight Health Daten/Apothekenpanel

Abb. 1: Rx-Umsatz und -Absatz der Apotheken vor Ort im Vergleich zum Vorjahr; Basis: Apothekenverkaufspreise bzw. Packungseinheiten

Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 stieg der kumulierte Rx-Umsatz bis zur 13. Woche sogar um 16,4 Prozent. Dagegen sank der kumulierte Rx-Absatz um 1,0 Prozent. Damit setzt sich der für die Apotheken problematische Trend fort, dass die Rx-Umsätze steigen, während die für die Honorierung wichtigeren Rx-Absätze langfristig fallen. Der Anstieg des Rx-Absatzes im kurzfristigen Vergleich mit 2021 ist offenbar nur ein Nachholeffekt aufgrund der Pandemie.

OTC: Aussichtsreicher Aufholprozess erkennbar

Die OTC-Umsätze und -Absätze der Vor-Ort-Apotheken im Vergleich zum Vorjahr weisen im März einen ähnlichen Verlauf wie die Rx-Daten auf, aber mit größeren Bewegungen. Auf die sehr gute Entwicklung in der ersten Märzhälfte folgten in der zweiten Märzhälfte eine Abschwächung des Anstiegs gegenüber dem Vorjahr und dann die verzerrte 13. Kalenderwoche (s. Abb. 2). Der OTC-Umsatz stieg in der 9. Woche um 21,6 Prozent, der OTC-Absatz sogar um 31,4 Prozent, jeweils gegenüber dem Vorjahr. In der 12. Woche stieg der OTC-Umsatz um 13,1 Prozent, der OTC-Absatz um 18,8 Prozent, jeweils gegenüber 2021. Kumuliert bis zum Ende der 13. Woche stieg der OTC-Umsatz im Jahr 2022 um 16,9 Prozent und der OTC-Absatz um 24,1 Prozent gegenüber 2021.

Quelle: Insight Health Daten/Apothekenpanel

Abb. 2: OTC-Umsatz und -Absatz der Apotheken vor Ort im Vergleich zum Vorjahr; Basis: reale Apothekenverkaufspreise bzw. Packungseinheiten

Diese erfreulich wirkenden Zahlen beschreiben jedoch nur den Auf­holprozess nach dem pandemiebedingten Einbruch. Im Vergleich zu 2019 lagen die OTC-Umsätze und -Absätze in allen Wochen des Jahres 2022 im Minus. Kumuliert bis zum Ende der 13. Kalenderwoche ergibt sich für das bisherige Jahr 2022 ein um 15,1 Prozent gesunkener OTC-Umsatz und ein um 18,9 Prozent gesunkener OTC-Absatz im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. In der 13. Woche ist in diesem Jahr bisher der geringste Rückgang gegenüber 2019 zu verzeichnen (OTC-Umsatz minus 1,5 Prozent, OTC-Absatz minus 5,1 Prozent). Dies spricht für einen andauernden Aufholprozess mit einer Chance, den Zustand vor der Pandemie demnächst wieder zu erreichen.

Aufwärtstrend beim OTC-Versand gebrochen

Der Vergleich zwischen Vor-Ort-Apotheken und Arzneimittelversendern bietet diesmal erfreuliche Neuigkeiten für die Vor-Ort-Apotheken. Für diesen Vergleich erhebt Insight Health Daten in Kooperation mit DatamedIQ. Demnach setzten die Vor-Ort-Apotheken im 12-Monats-Zeitraum von Anfang April 2021 bis Ende März 2022 OTC-Produkte (apothekenpflichtige und nicht apothekenpflichtige Arzneimittel sowie Nichtarzneimittel ohne Diagnostika) im Wert von 8770 Mio. Euro (gemessen an realen Apothekenverkaufspreisen) um. Das waren 2,2 Prozent mehr als im Kalenderjahr 2021. Da sich die verglichenen Zeiträume jeweils nur um das erste Quartal unterscheiden, spricht das für einen deutlichen Zuwachs im OTC-Geschäft der Vor-Ort-Apotheken im ersten Quartal 2022. Gleichzeitig ging der OTC-Umsatz der Versender im 12-Monats-Zeitraum von Anfang April 2021 bis Ende März 2022 gegenüber dem Kalenderjahr 2021 um 0,1 Prozent auf 2591 Mio. Euro zurück. Während das OTC-Geschäft vor Ort wächst, stagniert es demnach im Versand. Damit ist der pandemiebedingte Wachstumstrend des Versandes offenbar gebrochen. Doch der Anteil des Versandes am OTC-Umsatz liegt noch immer deutlich über den Werten vor der Pandemie. Die zum Versand abgewanderten OTC-Kunden kehren also noch nicht zu den Apotheken vor Ort zurück, aber das Wachstum findet im bisherigen Jahr 2022 vor Ort statt.

Absolute Daten: Leichte Rückgänge im Februar

Neben den Vergleichen zu früheren Jahren rechnet Insight Health absolute Absätze und Umsätze von Vor-Ort-Apotheken aus den Daten der Rechenzentren hoch. Bisher liegen Daten bis zum Februar 2022 vor. Demnach setzten die Vor-Ort-Apotheken im Februar 124,2 Mio. Einheiten ab und erzielten damit 5478,9 Mio. Euro Umsatz. Gegenüber dem Januar sank der Absatz damit um 5,8 Prozent und der Umsatz um 2,3 Prozent (Absätze s. Abb. 3; Umsätze s. Abb. 4). Da der Februar einen Arbeitstag weniger als der Januar hatte, kann dies als stabile Entwicklung interpretiert werden. Die schwachen Daten für die zweite Februarhälfte, über die in der vorigen Folge berichtet wurde (s. AZ 2022, Nr. 11, S. 4), erweisen sich damit wohl nur als kleine Delle im insgesamt relativ gleichmäßigen Umsatz- und Absatzverlauf mit den üblichen saisonalen Schwankungen.

Quelle: Insight Health

Abb. 3: So viele Einheiten haben die Apotheken in den jeweiligen Kategorien pro Monat abgegeben. Ausgeschrieben die Zahlen für Februar 2022.

Quelle: Insight Health

Abb. 4: So viel haben die Apotheken in den jeweiligen Kategorien pro Monat umgesetzt. Ausgeschrieben die Zahlen für Februar 2022.

Unveränderter Marktanteil des Rx-Versandes

Wenig Neues gibt es bei den „KV 45“-Daten des Bundesgesundheitsministeriums, die nun für das ganze Jahr 2021 vorliegen. Demnach setzten die Apotheken 47.987,8 Mio. Euro mit Arznei- und Verbandmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung der GKV um. Für „Arznei- und Verband­mittel aus Versandhandel“ in der vertragsärztlichen Versorgung gab die GKV 363,7 Mio. Euro aus. Der Marktanteil des Versandes am GKV-Arzneimittelumsatz betrug damit im Jahresdurchschnitt 2021 wie schon in den ersten drei Quartalen nur 0,76 Prozent. Doch bleibt wiederum offen, wie viel die Versender mit Rx-Arzneimitteln für Selbstzahler umsetzten. |

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