Arzneimittel und Therapie

„Spielt kaum noch eine Rolle!“

Ein Gastkommentar von Hans-Jürgen Tietz zur Problematik der Terbinafin-Resistenz

Auch in Deutschland verbreitet sich der Terbinafin-resistente Trichophyton (T.) mentagrophytes Typ VIII immer weiter. Doch welche Rolle spielt Terbinafin überhaupt noch in der Praxis? Darüber berichtet uns Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz, Arzt für Mikrobiologie und Leiter des Instituts für Pilzkrankheiten in Berlin.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz, Berlin

Die Arbeit von Prof. Nenoff ist fachlich exzellent und weist auf das ernste Problem zunehmender Re­sistenzen auch bei Pilzerregern hin. Das Fundament einer guten Derma­tophyten-Therapie stellt immer eine gründliche Lokalbehandlung dar. Eine Option ist das breit und sporozid wirkende Ciclopirox. Als ölige und alkoholfreie Lösung ist es galenisch ideal, da es an entzündeten und damit hoch empfindlichen Hautstellen gut toleriert wird. Bei schweren Infektionen empfehlen wir zusätzlich einen zweiten topischen Wirkstoff, Bifonazol oder Sertaconazol.

Mehrere Gründe sprechen gegen Terbinafin

Neben der lokalen Therapie werden schwierige Mykosen auch systemisch behandelt. Dabei galt Terbinafin lange Zeit als die gegenüber Dermatophyten wirksamste Substanz. Der Schock war daher in der Fachwelt groß, als erste Resistenzmutationen des Erregers bekannt wurden. Bei uns in der Praxis wenden wir Terbinafin aus verschiedenen Gründen nicht mehr an. Zum einen kann der Einsatz Nebenwirkungen, wie Lupus erythematodes, psoriatische Hautveränderungen und Lichen ruber begünstigen. Aber auch andere Dermatophyten sprechen zunehmend weniger auf Terbinafin an. So spielen Resistenzen nicht nur gegenüber Trichophyton mentagrophytes und seinen Subtypen eine Rolle, sondern auch gegenüber Trichophyton rubrum, dem mit Abstand häufigsten Erreger von Fuß- und Nagelpilz.

Die halbe Dosis reicht auch

Durch eine besondere Polymer-Technologie (SUBA®) verspricht der Hersteller ISDIN von Itraisdin® eine deutlich gesteigerte Bioverfügbarkeit seiner Itraconazol-Kapseln. So können durch die Einnahme von 50 mg Itraisdin® gleiche Wirkstoffspiegel erreicht werden wie mit einer herkömmlichen 100-mg-Itraconazol-Kapsel. Dieser Effekt kann durch die hohe Löslichkeit der Polymerdispersion, in die der Wirkstoff eingebettet ist, erreicht werden. Ein weiterer Vorteil der Galenik besteht darin, dass eine Einnahme zu den Mahlzeiten nicht zwingend notwendig ist. Zudem spielt im Gegensatz zu anderen Itraconazol-Galeniken auch der pH-Wert des Magens keine Rolle für die Freisetzung des Wirkstoffes, sodass auch einer gemeinsamen Applikation mit Protonenpumpeninhibitoren oder Antacida nichts im Wege steht. Insgesamt können so laut Hersteller weniger inter- und intraindividuelle Wirkstoffspiegelschwankungen erreicht werden.

Itraisdin®, Informationen von ISDIN, www.itraisdin.de, Abruf am 12. Februar 2021

Eine Woche anfluten, danach einmal wöchentlich

Mittel der Wahl ist bei uns in der Praxis Itraconazol. Zum einen, da es in einer neuartigen, besonders wirk­effizienten Galenik (s. Kasten „Die halbe Dosis reicht auch“) erhältlich ist. Zudem weist es ein alle Erreger umfassendes Wirkspektrum auf, was in akuten Fällen auch eine breite empirische Therapie ermöglicht.

Das moderne Konzept einer systemischen Mykose-Therapie besteht heute aus einer siebentägigen Anflutphase mit einmal täglich 200 mg Itraconazol und anschließend einer gering dosierten, kontinuierlichen Therapie mit einer Dosis (200 mg) Itraconazol pro Woche. Das Herangehen mit einer Dosis pro Woche ist nicht nur gut verträglich. Es wird auch der Komplexität der Erreger gerecht. Denn diese wachsen häufig langsam, was in der Infektiologie grundsätzlich eine Langzeittherapie erfordert. Sie besitzen zudem umweltrobuste Sporen, auch im Gewebe, die im Wochen­zyklus jedoch gegenüber Itraconazol gut empfindliche Keimschläuche ausbilden, die dann, dank der Langzeittherapie, Schritt für Schritt be­seitigt werden. Das heißt, je länger die Therapie mit einer Dosis pro Woche durchgeführt wird, desto größer ist die Aussicht, dass jede Spore entfernt ist und kein Rezidiv entsteht. |

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