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Apotheke und Markt
Patientenzentriert und wissenschaftsbasiert
Therapieform Homöopathie
Kritiker versuchen der Homöopathie abzusprechen, dass sie „richtige Medizin“ sei, da es ihr an „Evidenz“ fehle. Sie beziehen sich auf das Modell der Evidenz-basierten Medizin (EBM), das sich seit den 1990er-Jahren weltweit als Leitbild etabliert hat, wobei sie den Begriff Evidenz dabei oft auf „Studien“ und „naturwissenschaftliche“ Erkenntnisse reduzieren. Doch diese Sichtweise wird weder der Medizin noch dem Konzept der EBM gerecht, so die Experten auf der Presseveranstaltung. Sie betonten, dass Medizin nicht unter kontrollierbaren Laborbedingungen abläuft, sondern in komplexen, individuellen und interagierenden Systemen mit vielen Unbekannten stattfindet. Damit sei die Medizin keine Naturwissenschaft, sondern eine „Erfahrungswissenschaft“. Auch wenn der Arzt für seine Entscheidungsfindung Studien zugrunde legt, entscheide er aus seiner eigenen Erfahrung heraus, welche Interventionen erfolgversprechend seien. Die Übertragung der Studienergebnisse auf den individuellen Patienten macht Medizin zur „Heilkunst“.
Zudem konstatierten die Experten, dass die Homöopathie als patientenzentrierte und wissenschaftsbasierte Therapieform ein wertvoller Teil einer integrativen Medizin sei, die auf allen drei Säulen der EBM ruhe: Die Homöopathie schenkt dem Patienten Gehör, indem sie seine Wünsche, Bedürfnisse und Erfahrungen einbezieht (Patientenpräferenz). Zudem nutzt sie die Erfahrung des Therapeuten und berücksichtigt die aktuelle Datenlage klinischer Studien (externe Evidenz). Die beiden ersten Aspekte werden auch als interne Evidenz bezeichnet.
Interne und externe Evidenz
Misst man die Homöopathie mit EBM-Maßstäben, zeigt sich eine hohe interne Evidenz: Es gibt Tausende ausgebildete Therapeuten mit langer Therapie-Erfahrung und Millionen zufriedene Anwender. 54 Prozent der erwachsenen Deutschen haben bereits Homöopathie genutzt. Gut zwei Drittel sind mit der Wirksamkeit und Verträglichkeit zufrieden oder sehr zufrieden, so die Daten einer aktuellen Forsa-Umfrage.
In Bezug auf die externe Evidenz konstatierten die Teilnehmer der Pressekonferenz, dass die Hypothesen zum Wirkmechanismus wissenschaftlich plausibel seien. Das Ziel homöopathischer Behandlung sei, durch gezielte Reize die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Dieses Prinzip der Reiz-Regulationstherapie ist medizinisch akzeptiert und weit verbreitet.
Was Evidenz im Sinne einer Messung der therapeutischen Effekte mit modernen wissenschaftlichen Methoden angehe, so gebe es aus allen Bereichen der Forschung Studien, die zeigten, dass Homöopathie über Placebo hinaus wirke: Ende 2020 lagen 233 randomisierte, kontrollierte Studien zu 129 Beschwerdebildern und 140 doppelt-verblindete Studien zu 87 verschiedenen Beschwerdebildern vor, die mit Homöopathie behandelt wurden.
Fazit
Somit stellt die Homöopathie für jene, die gute Erfahrung damit gemacht haben oder offen dafür sind, in vielen Situationen eine wertvolle, da hochindividualisierbare, sanfte und zielgenaue Therapieoption dar. Homöopathie kann sowohl für sich alleine als auch in Kombination mit anderen Methoden im Sinne einer verantwortungsvollen und integrativen Medizin angewandt werden. Homöopathie ist ein Therapiesystem, das den einzelnen Menschen und seine individuellen Gesundheitsbedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Ihre Anwendung ist wissenschaftlich begründbar.
Quelle
Hybrid-Pressekonferenz „Wer heilt, hat recht. Wie wissenschaftlich ist die Homöopathie wirklich?, veranstaltet von der DHU am 16. November 2021.
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