DAZ aktuell

Fünf Apotheker, 7000 Impfungen

Erfolgreicher Sindelfinger Impfmarathon

jb/ral | Um die Corona-Pandemie zu bewältigen, braucht es unter anderem Teamgeist. Ihn bewiesen am vergangenen Wochenende fünf Apothekerinnen und Apotheker aus dem Landkreis Böblingen mit der Organisation des Sindelfinger Impfmarathons. Mehr als 7000 COVID-19-Impfungen waren das Ergebnis ihrer Anstrengung.

Im Sindelfinger Glaspalast wurden am vergangenen Wochenende die Ärmel hochgerollt. Björn Schittenhelm, der in Holzgerlingen die Alamannen-Apo­theke betreibt, Jochen Vetter von der Bären-Apotheke in Herrenberg, Miriam Sachs von der h&h Apotheke in Leonberg, Ulrike Herrmann von der Apo­theke im Breuningerland Sindelfingen und Michael Hult von der Paracelsus-Apotheke in Böblingen hatten einen Impfmarathon initiiert.

Foto: privat

Erfolgreiches Impfteam (v. l.): Apotheker Björn Schittenhelm, Sindelfingens OB Bernd Vöhringer (CDU), Apotheker Jochen Vetter, die ehemalige ärztliche Leitung des KIZ, Martina Burchert-Graeve, die Apothekerinnen Miriam Sachs und Ulrike Herrmann, Landrat Roland Bernhard, MdB Marc Biadacz (CDU) und (ganz rechts) Apotheker Michael Hult

Schon seit vergangenem Winter betreiben die Apothekerinnen und Apotheker jeweils in ihren Orten Corona-Testzentren. Nach der Schließung der Kreisimpfzentren (KIZ) durch das Land hatten sie auf Anregung und mit Unterstützung der ärztlichen Leitung der KIZ in ihren Testzentren zusätzlich Impfstationen aufgebaut, die sogenannten TIZ, was für Test- und Impfzentrum steht. Zuletzt seien die TIZ aber zunehmend überlastet gewesen. „Wir werden regelrecht überrannt“, sagte Apotheker Björn Schittenhelm gegenüber der DAZ. Schließlich habe der Oberbürgermeister von Sindelfingen angeboten, kostenfrei Räumlichkeiten für einen „Impfmarathon“ zur Verfügung zu stellen, den Glaspalast. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen habe er die Aktion innerhalb von wenigen Wochen auf die Beine gestellt. Der Holzgerlinger Impfmarathon vom vergangenen Sommer habe dabei als Blaupause gedient. Ein weiterer Vorteil, der die Sache so schnell ermöglicht hat: Ärzte und Ärztinnen, MFA, Verwaltungspersonal und pharmazeutisches Personal waren bereits in den TIZ vorhanden und mussten nicht extra rekrutiert werden.

Die beteiligten Ärzte sind größtenteils pensioniert und privatärztlich tätig. „Sie rezeptieren für uns den Impfstoff und rechnen das Honorar für jede Impfung ab. Wir bestellen normal arztbezogen und stellen den Ärzten und Ärztinnen dann Rechnungen über die Personalkosten“, erläutert Schittenhelm.

Die Impfangebote in den Testzentren bleiben weiterhin bestehen, künftig sogar mit Unterstützung vom Land. Denn in Baden-Württemberg hat man offenbar eingesehen, dass es ein Fehler war, die Kreisimpfzentren zu schließen. Aber anstatt sie wieder aufzubauen, hat das Land sich entschieden, bestehende Impfangebote zu unterstützen.

Gute Zusammenarbeit

Die Bilanz des Sindelfinger Impfmarathons lässt sich sehen: Mehr als 7000 Impfungen wurden am vergangenen Wochenende verabreicht. Das pharmazeutische Personal aller Apotheken hat laut Schittenhelm das erste Mal zusammengearbeitet und rekonstituiert. Den Impfstoff von Biontech/Pfizer haben die Apothekerinnen und Apotheker schon vor mehreren Wochen bestellt, noch im 14-tägigen Rhythmus. „Da war das noch kein Problem, die gesamte Bestellung von 10.000 Dosen wurde geliefert. Wir haben niemandem Impfstoff weggenommen“, so Schittenhelm. In der nächsten Runde, die am kommenden Wochenende stattfindet, wird es dann auch Moderna geben.

Trotz allen Erfolgs: Anderswo Impfungen organisieren möchten die Apothekerinnen und Apotheker aus dem Landkreis Böblingen nicht – obwohl es unzählige Anfragen gibt. Sie fühlen sich dem eigenen Landrat verpflichtet. Man stelle allerdings gerne das Know-how und auch die Software zur Ver­fügung, solche Aktionen aufzuziehen, hieß es gegenüber der DAZ. Machen müssten dann aber auch mal andere. |

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