Arzneimittel und Therapie

Wenn die Haare nicht nachwachsen

Minoxidil und Anti-Androgene helfen bei persistierender Alopezie nach Chemotherapie

Eine Taxan-haltige Chemotherapie kann zu einer persistierenden Alopezie führen, die vor allem aufgrund einer Verkümmerung der Haarfollikel zustande kommt. Die gute Nachricht: Minoxidil und Antiandrogene können die Haardichte der Betroffenen verbessern.

Haarausfall nach einer Chemotherapie, der bei rund 65% der Patienten auftritt, ist in der Regel reversibel. So beginnen normalerweise etwa drei bis sechs Wochen nach Behandlungsende die ersten Haare wieder zu wachsen. Allerdings können bestimmte zytotoxische Wirkstoffe auch zu einer persistierenden Chemotherapie-induzierten Alopezie führen, was vor allem unter Taxan-haltigen Regimen zu beobachten ist.

Um die pathologischen Charakteristika dieser Alopezieform näher zu analysieren, wurden an vier speziellen Haarkliniken Krebspatienten mit einer persistierenden Chemotherapie-induzierten Alopezie näher untersucht. Dabei wurden klinische, trichoskopische (digitale Methode der Haaranalyse) und histopathologische Charakteristika des Haarausfalls beschrieben und das Ansprechen auf eine medikamentöse Therapie erfasst. Die Stärke einer diffusen Alopezie oder einer diffusen Verdünnung der Haare an der mittleren frontalen Kopfhaut wurde mithilfe der Sinclair-Skala erfasst. Diese umfasst fünf Grade, wobei eins eine normale Haardichte und fünf einen starken Haarverlust oder eine Glatze beschreibt.

Foto: Phimchanok/AdobeStock

Übeltäter Taxane

In die Fallserie wurden 99 Brustkrebspatientinnen und ein Brustkrebspatient im medianen Alter von 54 Jahren eingeschlossen. Die meisten von ihnen wiesen eine diffuse narbenfreie oder eine androgenetische Alopezie auf, eine narbige Alopezie oder Muster eines männlichen Haarverlustes traten seltener auf.

92% der Betroffenen hatten eine Taxan-haltige Chemo­therapie erhalten. Bei diesen hatte die Haardichte den Sinclair-Grad 4; bei Patienten, die keine Taxane erhalten hatten, wurde die Haardichte mit dem Sinclair-Grad 2 charakterisiert (p < 0,001). Trichoskopische Untersuchungen zeigten meist das Bild einer androgenetischen Alopezie mit einem erhöhten Anteil an Vellushaaren und Einzelhaarfollikeln. Das herausragende Merkmal der persistierenden Alopezie war eine Miniaturisierung der Haarfollikel.

Hilfe durch Minoxidil

Rund die Hälfte der Probanden hatte mindestens ein halbes Jahr lang Minoxidil (2% oder 5%) aufgetragen oder in niedrigen Dosen (0,5 bis 10 mg/Tag) eingenommen, teilweise in Kombination mit Anti-Androgenen (Spironolacton, Flutamid, Bicalutamid).

Die therapeutischen Interventionen führten zu einer Zunahme der Haardichte (von Sinclair-Grad 4 auf Grad 3; p < 0,001; Effekte für alle Interventionen zusammengefasst). Auch eine topische Monotherapie mit Minoxidil führte zu ähnlichen Therapieergebnissen (Zunahme der Haardichte von Sinclair-Grad 4 auf Grad 3; p = 0,002).

Prävention nicht vergessen!

Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass zumindest bei einem Teil der Betroffenen der Haarausfall durch medikamentöse Maßnahmen wieder reversibel ist. Noch wichtiger erscheint es hingegen, geeignete präventive Maßnahmen zu ergreifen, um einer Chemotherapie-induzierten Alopezie vorzubeugen, wie etwa durch eine Kühlung der Kopfhaut während der Chemotherapie. |

Literatur

Bhoyrul B. et al Clinicopathologic Characteristics and Response to Treatment of Persistent Chemotherapy-Induced Alopecia in Breast Cancer Survivors. JAMA Dermatol 2021 Sep 29:e213676. doi: 10.1001/jamadermatol.2021.3676

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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