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Beratung

Nase frei!

Beratung zur Anwendung von Salzlösungen bei Erkältungssymptomen

Erkältungen gehören zu den vielseitigsten Beratungsthemen in der Apotheke, und die Palette der Wirkstoffe und Präparate für die Selbstmedikation ist breit. Dieser Beitrag konzentriert sich auf die Anwendungsformen und die Effektivität von Salzlösungen bei einem grippalen Infekt mit den typischen Symptomen Heiserkeit, Halsschmerzen, Husten und Schnupfen. | Von Claudia Bruhn

Die Anwendung von Salzlösungen verschiedener Zusammensetzung und Konzentration ist bei Erkältungssymptomen wie Heiserkeit, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, verstopfte Nase und gegebenenfalls damit verbundenen Kopfschmerzen weit verbreitet. Klinische Studien zu ihrer Effektivität gibt es dagegen nur wenige. Die subjektiv empfundene Linderung der Beschwerden und die geringen Nebenwirkungsraten lassen jedoch darauf schließen, dass ihre Anwendung einen festen Platz bei der Behandlung von leichten Erkältungssymptomen behalten wird. Hersteller tragen dem Rechnung, indem sie die Applikatoren weiterentwickeln und neue Produkte auf den Markt bringen.

Lutschen und Gurgeln bei Heiserkeit und Halsschmerzen

Im Winter und insbesondere aktuell während des Lockdowns halten sich viele Menschen länger als sonst in beheizten Räumen mit trockener Luft auf. Zusätzlich kann die Teilnahme an Videokonferenzen im Homeoffice das Austrocknen der Schleimhäute in Hals und Rachen fördern. Durch das Lutschen von Bonbons, Tabletten oder Pastillen wird die Mund- und Rachenschleimhaut regelmäßig befeuchtet und Hustenreiz oder einem „Versagen“ der Stimme durch Heiserkeit vorgebeugt. Ist die Hals- und Rachenschleimhaut bereits gereizt, sollten Darreichungsformen ohne ätherische Öle bevorzugt werden. Empfehlenswert sind beispielsweise Bonbons und Pastillen mit Salz aus natürlichen Thermalquellen. Eine Arbeitspause kann auch zum Gurgeln mit einer Salzlösung genutzt werden (s. Tab.).

Tab.: Produkte gegen Erkältungssymptome auf Basis von Salzlösungen (Auswahl) [Lauer-Taxe, www.pari.com, www.emser.de]
Anwendungsart
Präparate (Beispiele)
Hauptinhaltsstoffe
Hinweise
Lutschen und Gurgeln
Bad Reichenhaller Balneo Salzbonbons, Salzpastillen
Reichenhaller Solesalz (4,3%)
Emser® Pastillen ohne Menthol (auch zuckerfrei), Emser® Pastillen Salted Caramel
natürliches Emser® Salz
frei von ätherischen Ölen, geeignet bei homöopathischer Behandlung
Haller Sole Spezialbonbons
Schwäbisch Haller Solesalz (3,8%)
mit ätherischen Ölen
Bad Reichenhaller Balneo Gurgelsalz Med.
Reichenhaller Solesalz
1 Messerspitze Salz/100 ml Wasser, mehrmals täglich gurgeln, auch zur Nasenspülung geeignet
Inhalieren durch Mund oder Nase
Isomar® Ampullen
Meersalzlösung, isotonisch
Ampullen wiederverschließbar, ab Säuglingsalter
Emser® Sole Inhalat
natürliches Emser® Salz
je nach Produkt zwei- bis viermal täglich für ca. 10 bis 20 Minuten inhalieren
Pädiasalin® Ampullen
NaCl-Lösung, hyperton (3%)
Pariprotect® Inhalationslösung
Meersalz (isotonisch), Ectoin
isotonische Kochsalzlösung zur Inhalation Eifelfango
NaCl-Lösung (0,9%)
Sprühen und Spülen (Nase)
Bepanthen® Meerwasser Nasenspray
Meerwasser (isotonisch), Dexpanthenol
Emser® Nasenspray, Nasentropfen
natürliches Emser® Salz
Emser® Salz
natürliches Emser® Salz
Inhalationen drei- bis viermal täglich 10 bis 15 Minuten empfohlen
Hysan® Salinspray
hypertone Meersalzlösung (2,7%)
konservierungsmittelfrei; Abstand zu anderen Nasensprays 30 Minuten
NasoDirect Nasenspray mit Captomucil
hypertone Kochsalzlösung, Captomucil, Dexpanthenol
eine Stunde Abstand zu anderen nasalen Medikamenten
Olynth® Ectomed Nasenspray
Meerwasser hyperton (2,1%), Ectoin
ohne Konservierungsmittel, ab Säuglingsalter
Pari Montesol Nasenspülung
Natursole (Salzgehalt 25% bis 27%), Dexpanthenol
vor Gebrauch verdünnen
Rhinomer® plus Schnupfenspray
Meerwasser (hyperton)
ohne Konservierungsmittel, ab drei Jahre
Rhinomer® soft Lösung
Meerwasser (hyperton)
Wick VapoSpray
Meerwasser (hyperton, 2,3%)
Wick VapoSpray Nasenspülung für Kinder
Meerwasser, isotonisch
zwei- bis sechsmal täglich je Nasenloch
Wick VapoSpray Baby & Kind
Meerwasser, isotonisch

Inhalieren als Option bei Husten und Schnupfen

Das Inhalieren von Wasserdampf über einer Schüssel gehört wohl zu den ältesten Hausmitteln bei einer Erkältung. Der Wasserdampf befeuchtet die Schleimhäute und steigert durch seine Wärme deren Durchblutung. Erreicht werden damit jedoch nur die oberen Atemwege wie der Mund-Rachen-Raum, die Nase und teilweise die Nebenhöhlen. Ein Zusatz von Salz ist bei der „Schüssel-Methode“ wirkungslos, da es wegen seines höheren Siedepunktes nicht in die Dampfphase übergeht. Feinverteilte Aerosole, die bis in die Lunge gelangen können, lassen sich mit elektrischen Feuchtverneblern erzeugen. Nach ihrem Verneblungsprinzip werden sie in Düsen-, Ultraschall- und Membranvernebler eingeteilt [8]. Bei Verwendung eines Verneblers erhöht sich im Vergleich zur „Schüssel-Methode“ die Anwendungs­sicherheit, da beim Inhalieren über einer Schüssel oder einem Topf Verbrühungsgefahr besteht.

Salzkonzentrationen über dem physiologischen Wert von 0,9% führen nach dem Prinzip der Osmose zu einer stärkeren Absonderung von Flüssigkeit aus den Schleimhautzellen und damit zur Sekretverflüssigung. Je höher der Salzgehalt der Wirkstofflösung, desto stärker kann es verflüssigt werden. So werden beispielsweise bei Mukoviszidose und COPD 6%ige Salzlösungen angewendet, die zu einer starken Schleimlösung führen und in diesen Indikationen durch die GKV erstattungsfähig sind. In der Husten-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) sind Kochsalzlösungen zur Inhalation (isotonisch oder hypertonisch, 3 bis 7%) und Emser® Salz als chemisch definierte Expektoranzien aufgeführt [1].

Sprühen und Spülen bei Schnupfen und verstopfter Nase

Sprays oder Tropfen mit hypertoner Koch- oder Meersalz­lösung (s. Tab.) führen zu einer leichten Abschwellung der Nasenschleimhaut. Einige Nasalia auf Basis von Salz­lösungen enthalten Zusätze, zum Beispiel Dexpanthenol zur Regeneration der gereizten Schleimhaut. Relativ neu auf dem Markt ist ein Medizinprodukt mit Chitosan (NasoDirect Nasenspray mit Captomucil), einem Aminopolysaccharid, das aus dem Austernpilz Pleurotus ostreatus gewonnen wird. Chitosan interagiert mit Muzin, dem natürlichen Bestandteil menschlichen Schleims, und erhöht die Fließfähigkeit des Nasensekrets [2]. Vom Hersteller durchgeführte Studien haben gezeigt, dass die schleimlösende Wirkung innerhalb von 30 Sekunden einsetzt [3]. Der Kombinationspartner Ectoin in salzhaltigen Nasalia wird aus Mikroorganismen gewonnen, die zum Beispiel in Salzseen und Wüsten leben. Er besitzt stark wasserbindende Eigenschaften und bildet deshalb auf der Nasenschleimhaut einen luftdurchlässigen Hydrofilm. Damit kann die körpereigene Schutzbarriere unterstützt und der Austrocknung entgegengewirkt werden [4].

Salzlösungen in der Leitlinie „Rhinosinusitis“ erwähnt

Mithilfe von Nasenduschen und -spülungen lassen sich Krankheitserreger sowie auch Allergene rasch von der Schleimhaut entfernen. Die Leitlinie „Rhinosinusitis“ der HNO-Fachgesellschaften trifft die Aussage, dass Nasen­spülungen mit Salzlösungen bei Infektneigung einen präventiven Effekt haben können. Außerdem lässt sich mit salinischen Nasentropfen oder -sprays bei Patienten mit akuter Rhinosinusitis die Anwendungshäufigkeit von Dekongestiva deutlich reduzieren. Bei chronischer Rhinosinusitis empfiehlt die Leitlinie zur Symptomlinderung die Spülung mit isotonischen bis leicht hypertonen Salzlösungen mit ­einem Volumen von mindestens 150 ml [5].

Freie Nase dank Duschen, Spülen und Vernebeln – Hilfsmittel zum Spülen und Inhalieren

Nasenspülungen mit Salzlösungen werden zur begleitenden Behandlung bei Erkältungen, zur Symptomlinderung bei Rhinosinusitis, zum Lösen von Verkrustungen auf der Nasenschleimhaut sowie auch zum Entfernen von Pollen und Staub eingesetzt. Bei den handelsüblichen Produkten (z. B. Pari Montesol Nasen­dusche, Emser® Nasendusche) drückt der Anwender die Spülflüssigkeit aus einem Vorratsgefäß in ein Nasenloch, worauf sie die Nasenscheidewand umspült und aus dem anderen Nasenloch wieder herausfließt. Eine häufige Fehlerquelle ist das unzureichende Öffnen des Mundes während des Spülvorgangs. Das Gaumensegel hebt sich dann nicht weit genug an und dichtet den Nasenraum zum Rachen ungenügend ab, sodass Spülflüssigkeit in den Rachen gelangt.

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Eine weitere Fehlerquelle, auf die im Beratungsgespräch hingewiesen werden sollte, sind zu heiße (> 41 °C) oder zu kalte Spülungen, die die Nasenschleimhaut schädigen können. Optimal sind lauwarme Lösungen. Bei Verwendung von gebrauchsfertigen Salzmischungen (z. B. Emser® Nasenspülsalz) darf die Auflösung auch deshalb nur in lauwarmem Wasser erfolgen, weil bei Zugabe von heißem Wasser das enthaltene Hydrogencarbonat unter CO2-Abgabe zerfallen und sich dadurch der pH-Wert der Spüllösung erhöhen würde [8]. Ein alkalischer pH-Wert wurde in Studien gut toleriert, kann jedoch zur Inaktivierung von körpereigenem Lysozym führen, das bei der Abwehr von Bakterien eine wichtige Rolle spielt. Das Aktivitätsoptimum von Lysozym liegt im schwach sauren Milieu (pH-Wert 6 bis 7) [9].

Eine Zwischenstellung zwischen salzhaltigen Nasensprays und Spüllösungen nehmen Präparate ein, bei denen die gebrauchsfertige Spüllösung nicht die Nasenscheidewand umspült. Vielmehr tritt sie nach der Anwendung aus demselben Nasenloch wieder aus (z. B. Wick VapoSpray, Rhinomer® soft/medium/intensiv, Kamillosan® Ocean Nasendusche, mit Kamillenfluid­extrakt). Bei beiden Anwendungsarten benötigen Kinder oder motorisch eingeschränkte Personen die Hilfe eines Erwachsenen.

Da die Verbindungsgänge (Ostien) zwischen Nasenhauptraum und Nasennebenhöhlen sehr eng sind, gelangen salzhaltige Nasensprays oder Spüllösungen nicht bis in diese Bereiche. Für Sinusitis-Patienten sind daher Vernebler empfehlenswert, bei denen die Aerosole bis in die Nebenhöhlen eindringen können (z. B. Pari® Sinus2 mit pulsierendem Aerosol).

Einige Hersteller von Verneblern, die zur Inhalationstherapie der tieferen Atemwege konzipiert sind, bieten Aufsätze zur Inhalation durch die Nase an (z. B. Omron).

Vergleich mit Xylometazolin

Viele auf dem Markt befindliche Präparate mit Salzlösungen sind Medizinprodukte. Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit, die Hersteller für eine Arzneimittel-Zulassung vorlegen müssten, sind demzufolge selten. Zu den wenigen publizierten Untersuchungen zählt eine prospektive randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie, in der ein isotonisches Nasenspray mit Emser® Salz mit einem Xylometazolin-Nasenspray (0,05%) verglichen wurde. Die Studienteilnehmer waren 66 Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren mit akuter Infektion der Nase bzw. der oberen Atemwege und Beteiligung des Mittelohrs (sekretorische Otitis media). Sie erhielten zwei Wochen lang täglich ein bis zwei Hübe ­eines der beiden Medikamente. Außer der krankheits­bedingten Hörbeeinträchtigung verbesserten sich in beiden Gruppen die untersuchten Parameter (z. B. Schleimhautentzündung, Luftdurchlässigkeit der Nase). Bei einer Zwischenauswertung nach sieben Tagen waren mit dem Emser® Salz Nasenspray bessere Ergebnisse erzielt worden [6].

Hypertone Salzlösungen gegen Nasenspray-Abhängigkeit

Wegen ihrer leicht abschwellenden Wirkung können Nasensprays mit hypertoner Salzlösung auch zur Behandlung einer Nasenspray-Abhängigkeit eingesetzt werden. Empfehlenswert ist, zunächst ein Nasenloch „auf Entzug zu setzen“, also hypertone Salzlösung zunächst nur in ein Nasenloch zu sprühen, am anderen wird weiterhin mit dem Präparat mit dem Alpha-Sympathomimetikum behandelt. Die „Entwöhnung“ erfordert etwas Geduld.

Cochrane-Review zu Nasenspülungen

Die Effektivität von Nasensprays oder -spülungen mit Salzlösung gegen die Symptome akuter Infektionen der oberen Atemwege war 2015 in einem Cochrane-Review untersucht worden. Man wollte klären, ob deren Anwendung über maximal vier Wochen zusätzlich zur Standardtherapie oder einem Placebo die Symptome lindern bzw. die Genesung beschleunigen kann. Fünf Studien erfüllten die Einschlusskriterien. In der größten mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren führte die Behandlung zur deut­lichen Sym­ptomverbesserung (z. B. behinderte Nasen­atmung, Nasensekretion), zur signifikanten Verbesserung des Gesundheitszustandes und außerdem zur Reduktion des Einsatzes abschwellender Nasensprays. In zwei Studien mit Erwachsenen kam es zur Verkürzung der Zeitdauer bis zum Abklingen der Symptome, dieser Unterschied war jedoch nicht klinisch signifikant [7].

Sicherheit und Kontraindikationen

Bei der Anwendung von Nasalia mit Salzlösungen sind nur wenige unerwünschte Wirkungen zu erwarten. Der Cochrane-Review listet Irritationen und Brennen der Nasenschleimhaut, vor allem bei der Verwendung von Präparaten mit höheren Salzkonzentrationen oder bei Nasenspülungen mit höheren Flussraten. Bei Nasenspülsalzen sind die Hinweise des Herstellers zur Zubereitung zu beachten. Restmengen der Spüllösungen darf man nicht aufbewahren und erneut verwenden. Zur Verhinderung von Keimbelastungen müssen sie immer frisch angesetzt werden. Beim Inhalieren soll der normale Atemrhythmus beibehalten werden, um einer Hyperventilation vorzubeugen. |
 

Literatur

[1] Kardos P et al. Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumo­logie und Beatmungsmedizin, AWMF-Register-Nr. 020-003, Stand: Januar 2019

[2] Collado-González M et al. Interaction between chitosan and mucin: fundamentals and applications. Biomimetics 2019;4(32), DOI:10.3390/biomimetics4020032

[3] Packungsbeilage NasoDirect® Nasenspray, Stand Februar 2020

[4] Packungsbeilage Olynth® Ectomed Nasenspray, Stand Januar 2014

[5] Rhinosinusitis. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, AWMF-Registernr. 017/049 und 053-012, Stand: April 2017

[6] Michel O et al. The value of ems mineral salts in the treatment of rhinosinusitis in children. Prospective study on the efficacy of mineral salts versus xylometazoline in the topical nasal treatment of children. Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2005;69:1359-1365

[7] King D et al. Saline nasal irrigation for acute upper respiratory tract infections. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015;4:Art. No.: CD006821, DOI: 10.1002/14651858.CD006821.pub3

[8] Kircher W. Arzneiformen richtig anwenden. Sachgerechte Anwendung und Aufbewahrung der Arzneimittel. 4. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag 2016

[9] Chusakul S et al. Comparison of buffered and nonbuffered nasal saline irrigations in treating allergic rhinitis. Laryngoscope 2012, https://doi.org/10.1002/lary.23617

Autorin

Dr. Claudia Bruhn ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin und Autorin in Berlin.

Seit 2001 schreibt sie Beiträge für Zeitschriften des Deutschen Apotheker Verlags sowie für medizinische Fach­verlage.

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