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Prisma
Mysteriöses Vogelsterben
Schuld ist wohl ein Nervengift
us | Ein mysteriöses Vogelsterben bereitete Wissenschaftlern in den USA seit etwa 1994 Kopfzerbrechen. Bei Weißkopfseeadlern in Arkansas wurde schlussendlich die neurologische Krankheit erstmals beobachtet. Verstorbene Tiere zeigten eine vakuoläre Myelinopathie in der weißen Substanz von Gehirn und Rückenmark. Wodurch dieser Effekt hervorgerufen wird, konnte jedoch erst kürzlich von einem internationalen Forscherteam aufgeklärt werden. Verantwortlich für das Sterben unter Wasservögeln ist ein Neurotoxin, dass die Forscher Aetokthonotoxin (AETX) tauften, nach dem Cyanobakterium Aetokthonos hydrillicola, das den Stoff produziert. Das Bakterium kolonisiert besonders gern die Grundnessel Hydrilla verticillata, eine in die USA eingeschleppte Wasserpflanze. Pflanzenfressende Vögel nehmen die Bakterien versehentlich mit auf, und das lipophile AETX reichert sich in der Nahrungskette an. AETX zeigt einige auffällige Strukturmerkmale. Es handelt sich um ein pentabromiertes Biindol. Werden die Bakterien im Labor kultiviert oder siedeln sie auf anderen Pflanzen, produzieren sie kein AETX. Auf der Grundnessel allerdings, deren Blätter signifikant höhere Brom-Konzentrationen aufweisen als das Wasser, in dem sie wachsen, bildet das Bakterium große Mengen des Neurotoxins. Die Wissenschaftler testeten die Toxizität der Substanz auf Zebrafischlarven und Fadenwürmer und fanden letale Konzentration für 50% der Individuen (LC50) von 275 nM bzw. 40 nM. Um schließlich herauszufinden ob AETX bei Vögeln vakuoläre Myelinopathie hervorrufen kann, wurde Hühnern das Gift verabreicht. Histologische Untersuchungen zeigten deutliche Vakuolisierungen im Gehirn der Hühner, nicht jedoch bei den Kontrolltieren. Um den Cyanobakterien die Grundlage für die Synthese ihres potenten Nervengiftes zu entziehen, sollte der Mensch den Eintrag Brom-haltiger Chemikalien (z. B. einige Herbizide) reduzieren. |
Literatur
Breinlinger S et al. Hunting the eagle killer: A cyanobacterial neurotoxin causes vacuolar myelinopathy. Science. 2021;371(6536):eaax9050. doi: 10.1126/science.aax90
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