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Beratung

Glatt ein Siegerbein

Haarentfernung ist auf viele Arten möglich

Auf dem Kopf sind Haare im Allgemeinen gewollt. An einigen anderen Körperstellen werden sie aber oft als unästhetisch oder störend empfunden. Während Männer vor allem das Gesicht, aber auch Beine und Brust enthaaren, stehen bei Frauen Achseln, Beine und Bikinizone im Vordergrund. Welche Möglichkeiten der Haarentfernung gibt es? Was sollte beachtet werden? | Von Sabine Fischer

Bei der Haarentfernung sind zwei grundsätzliche Methoden zu unterscheiden: Depilation und Epilation. Während bei ersterer nur oberflächlich erscheinende Anteile des Haares entfernt werden, wird bei einer Epilation die Haarwurzel mit angegangen. Beide Methoden bringen Vor- und Nachteile mit sich.

Depilation bleibt an der Oberfläche

Die Rasur

ist das einfachste und hautfreundlichste Verfahren der Depilation. Sie kann nass oder trocken durchgeführt werden. Für die Nassrasur wird die Haut mit Rasierschaum oder -seife behandelt. Diese Produkte enthalten echte Seifen (Natrium- oder Kalium-Salze längerkettiger Fettsäuren) sowie Überfettungsmittel. So wird die Talgschicht auf den Haaren entfernt, außerdem führt der alkalische pH-Wert zum Erweichen der Haut. Die Haare können nun problemlos mittels Messer oder Klinge entfernt werden. Je nach Körperstelle stehen Rasierer in unterschiedlicher Form und Breite zur Verfügung. Nach der Rasur sollte die Seife gründlich entfernt werden. Um die Haut anschließend zu beruhigen und den Säureschutzmantel wiederherzustellen, kann ein Aftershave aufgetragen werden. Bei Frauen sind die rasierten Stellen meist empfindlicher und trockener als die Gesichtshaut der Männer, weshalb eine Bodylotion mit entzündungshemmenden Wirkstoffen hilfreich sein kann. Bei extrem trockener Haut ist vom Einsatz alkalischer Seifen und dementsprechend einer Nassrasur abzuraten, da alkalische Seifen das physiologische Hautmilieu stark beeinflussen. Bei Personen, die zu Akne neigen, können alkalische Seifen im Gesicht die Bildung von Komedonen begünstigen, weshalb hier ebenfalls eine Trockenrasur vorzuziehen ist. Zur Vorbereitung einer Trockenrasur kann ein Pre-Shave aufgetragen werden, welches die Haut säubert, die Haare aufrichtet und erhärtet, wodurch diese durch einen elektrischen Rasierer gut entfernt werden können. Solche Pre-Shaves können z. B. Menthol und Campher (Kühlen und Desinfizieren), Adstringenzien (Desinfizieren) und Ethanol (Entfernen von Talg und Desinfizieren) enthalten (s. Tab.). Wie bei der Nassrasur im Gesicht sollte auch an den Beinen anschließend ein After-Shave zur Hautpflege aufgetragen werden. Möglich sind verschiedene Zubereitungen. Während bei eher fetter Haut alkoholische Wässer verwendet werden können, sollte bei trockener Haut zu pflegenden Balsamen oder Lotionen gegriffen werden. Vorteil der Rasur ist die schmerzlose Entfernung der Haare. Allerdings muss diese alle ein bis zwei Tage wiederholt werden.

Tab.: Übersicht über gängige Inhaltsstoffe in Pre- und After-Shaves [4]
Pre-Shave
After-Shave
Inhaltsstoffe
  • Alkohol
  • Pflanzenextrakte (Hamamelis, Bisabolol)
  • ätherische Öle (Menthol, Campher)
  • Adstringenzien
  • Parfümöl (in wässriger Alkohollösung → Rasierwasser)
  • ätherische Öle (Menthol, Campher)
  • Pflanzenextrakte (z. B. Hamamelis, Kamille)
  • Adstringenzien (Alaun, Allantoin)
  • rückfettende und pflegende Substanzen (Vitamine, Glycerin)
Darreichungsform
hochprozentige alkoholische Lösung
Rasierwasser, Lotionen, Balsame, Cremes, Gele
Funktion
  • Entwässern, Härten und Aufrichten der Haare
  • Entfernung des Talgfilms
  • Vermeidung bakterieller Entzündungsprozesse
  • erfrischen, kühlen
  • rückfetten
  • Förderung der Heilung von Mikroverletzungen

Alternativ zur Rasur können chemische Verfahren eingesetzt werden. Im Gegensatz zur Haut, welche aus stark verhorntem Keratin besteht, enthalten Haare noch weiches, nicht vollständig verhorntes Keratin. Cremes, Pasten oder Sprays zur chemischen Depilation enthalten schwefelhaltige Verbindungen, vor allem Thioglykolsäure, welche die Disulfidbrücken der Haare zerstören. Das Auftragen erfolgt in messerrückendicker Schicht, die Einwirkzeit beträgt ca. zehn Minuten. Anschließend werden Präparat und abgelöste Haare mit Wasser abgespült oder mit einem Spatel abgeschabt. Da Hautreaktionen nicht auszuschließen sind, sollte die Verträglichkeit an einer kleinen Hautstelle getestet werden. Ein Kontakt mit Schleimhäuten ist in jedem Fall zu vermeiden. Da die chemische Depilation bei alkalischem pH-Wert erfolgt, kann anschließend eine saure Lösung (z. B. Zitronensaft) zum Spülen verwendet werden. Eine feuchtigkeitsspendende, kühlende und eventuell adstringierende Zubereitung rundet die Hautpflege ab. Der Effekt der chemischen Depilation hält ca. ein bis zwei Wochen an, da die Haare etwas weiter unten abgetrennt werden als bei der klassischen Rasur [1, 2].

Epilation geht an die Wurzel

Wer eine länger anhaltende Haarentfernung möchte, greift zur Epilation. Hier bleiben die behandelten Stellen für etwa vier bis sechs Wochen haarfrei. Allerdings ist diese Methode deutlich schmerzhafter, da die Haarwurzel entfernt oder zerstört wird. Für kleine Stellen, wie z. B. die Augenbrauen eignet sich das Zupfen. Hierbei werden einzelne Haare mit einer Pinzette ausgerissen. Elektrische Epiliergeräte sind auch für größere behaarte Flächen geeignet. Mittels rotierender Scheiben werden die Haare erfasst und ausgerissen. Schon seit Jahrhunderten werden Wachse (Waxing) oder klebrige Zuckerpaste (Sugaring) eingesetzt, um die Haare auszureißen. Kaltwachs ist bei Raumtemperatur zähflüssig und klebrig, Warmwachse hingegen sind bei Raumtemperatur fest und müssen erst auf ca. 50 °C erwärmt werden. Während Kaltwachs in Form von beschichteten Bändern und Folien auf die Haut aufgebracht wird, werden Warmwachse aufgestrichen. Das Wachs umschließt die Haare, so dass beim anschließenden Abreißen des Wachses (bei Warmwachsen nach dem Abkühlen) gegen die Wuchsrichtung der Haare diese mit ausgerissen werden. Die nachwachsenden Haare sind weich und nicht stoppelig wie bei der Rasur. Da bei Kaltwachsstreifen die Menge des Wachses begrenzt ist, eignet sich diese Methode vor allem für wenig behaarte Bereiche, z. B. Damenbärte. Warmwachs dagegen ist auch für stark behaarte Bereiche, wie die Beine geeignet. Ähnlich wie das Waxing funktioniert Sugaring, eine alte Praxis des Nahen Ostens. Verwendet wird eine Paste aus natürlichen Zutaten wie Zucker, Wasser und Zitronensaft. Die Ergebnisse sind vergleichbar dem Waxing. Da es für Waxing und Sugaring etwas Übung bedarf, ist es sinnvoll diese von einer gelernten Kosmetikerin durchführen zu lassen [1, 2]. Zur Schmerzreduktion empfehlen einige Waxingstudios schmerzempfindlichen Patienten, vorher Paracetamol einzunehmen. Eine alte asiatische Methode zur Entfernung von Gesichtshaaren ist die Fadenepilation. Mittels Baumwollfaden werden die Haare an der Wurzel aus dem Follikel entfernt. Da die Anwendung bei größeren Hautflächen wie z. B. den Beinen jedoch sehr aufwendig ist, wird sie in der Regel nur im Gesicht angewandt. Diese Technik erfordert eine regelmäßige Behandlung und ist vor allem gut zur Modellage der Augenbrauen geeignet [1, 3].

Eine Möglichkeit zur langfristigen Haarentfernung ist der Einsatz von Laser oder intensivem Pulslicht (IPL). Beide Methoden zielen auf das Melanin im Haarfollikel ab. Melanin absorbiert die Laserstrahlen bzw. Lichtblitze und wandelt sie in Wärme um, welche ins umliegende Gewebe abgegeben wird. Laserstrahlen arbeiten im sichtbaren oder infraroten Lichtspektrum, intensives Pulslicht verwendet hingegen eine Vielzahl unterschiedlicher Wellenlängen, um Wärmeenergie in unterschiedlichen Tiefen innerhalb der Haut abzugeben. Da das Hauptaugenmerk dieser Methoden auf den Melanin-Pigmenten im Gewebe liegt, ist der Einsatz im Allgemeinen bei hellem Haar auf weißer Haut, schwarzem Haar auf schwarzer Haut oder auf rotem Haar nicht wirksam, da dann nicht zwischen Haut- und Haarpigmentzellen unterschieden werden kann. Ideal sind lichtbasierte Haarentfernungssysteme für die Behandlung von dunklem Haar auf heller Haut. Um gute Ergebnisse zu erzielen sind mehrere Behandlungen nötig, da immer nur die Haare entfernt werden, die sich gerade in der Wachstumsphase befinden. Vor der Behandlung sollte eine Rasur erfolgen. Das Kühlen der behandelten Stellen nach der Haarentfernung beruhigt die Haut. Geräte mit intensivem Pulslicht sind mittlerweile auch für den privaten Einsatz erhältlich. Vorteil dieser Methode ist die schmerzarme Entfernung der Haare an allen Körperregionen. Die Einnahme fotosensibilisierender Arzneimittel stellt eine Kontraindikation da. Sowohl vor als auch nach der Behandlung ist eine mehrwöchige UV-Karenz (Sonnenbestrahlung, Solarium) nötig, um das Risiko von Pigmentverschiebungen zu minimieren [1, 3, 5].

Besteht der Wunsch nach einer dauerhaften Haarentfernung, kann eine Elektrolyse in Betracht gezogen werden. Diese bietet sich vor allem an, wenn Patienten aus medizinischen Gründen unter Haarwachstum leiden (z. B. bei polyzystischem Ovarialsyndrom, Steißbeinfistel, Schilddrüsenerkrankungen) oder ein besonderes psychisches Bedürfnis nach einer dauerhaften Lösung vorliegt (z. B. bei einer Geschlechtsdysphorie). Elektrolyse kann an jeder Körperstelle und bei jedem Haut- und Haartyp eingesetzt werden, sollte aber nur von erfahrenem Fachpersonal ausgeführt werden. Bei der Elektrolyse wird eine sehr feine, sterile Einwegsonde (mit dem gleichen Durchmesser wie das Haar) in den Haarfollikel eingeführt. Anschließend wird eine winzige Energiemenge in den Haarfollikel abgegeben, welche diesen zerstört. Der Kunde verspürt die Wärme, welche die Sonde hinunter zur Basis des Follikels leitet, was je nach Schmerzempfinden unterschiedlich wahrgenommen wird. Die Anzahl der erforderlichen Behandlungen variiert von Person zu Person [3]. |

Auf einen Blick

  • Depilation umfasst die Entfernung oberflächlicher Haarbestandteile, Epilation zusätzlich auch die Haarwurzel.
  • Depilation bietet nur kurz anhaltende Haarfreiheit (wenige Tage bis maximal zwei Wochen), Epilation länger (vier bis sechs Wochen bis dauerhaft).
  • Gängige Depilationsverfahren sind Rasur und chemische Depilation.
  • Gängige Epilationsverfahren sind Waxing/Sugaring und lichtbasierte Verfahren.
  • Dauerhafte Haarentfernung erfolgt mittels Elektrolyse.

Literatur

[1] Ellsässer S. Körperpflegekunde und Kosmetik. Springer, 3. Auflage, 2020

[2] Bender S. Körperpflegekunde. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2014

[3] Wheat A, Radbourne M. Hair removal: a summary of techniques with a particular emphasis on the importance and versatility of electrolysis. Plastic, Maxillofacial Surgery and Aesthetics (PMFA) Journal 2015;2, www.thepmfajournal.com/features/post/hair-removal-a-summary-of-techniques-with-a-particular-emphasis-on-the-importance-and-versatility-of-electrolysis

[4] Pre- und Aftershave Produkte. Informationen der health&media GmbH, www.haut.de/inhaltsstoffe-inci/produktgruppe/?id=30

[5] Gerber P. Laserepilation. Haut 2016;4:180-182

Autorin

Dr. Sabine Fischer ist Apothekerin aus Stuttgart. Seit dem Pharmaziestudium in Freiburg und einer Promotion in Tübingen arbeitet sie an einer PTA-Schule und in öffentlichen Apotheken. Nebenbei schreibt sie als freie Journalistin.

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