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Prisma
Geräuschempfindliche Vögel
Verkehrslärm stört das Lernen
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen haben nun gezeigt, dass Verkehrslärm junge Zebrafinken beim Erlernen ihres Liedes von erwachsenen Vögeln beeinträchtigt. In den Tagen 18 bis 120 nach dem Schlüpfen spielten die Forscher den Jungvögeln Aufnahmen einer viel befahrenen Straße in München vor. Diese Zeit ist entscheidend in der Entwicklung der Vögel. Sie kopieren und perfektionieren dann das Lied, das ältere Zebrafinken ihnen vorsingen. Auch das zu erlernende Lied kam im Versuch aus dem Lautsprecher. Je nach Tageszeit variierte der Straßenlärmpegel zwischen 50 und 80 Dezibel. Während Kontrollvögel das Lied nach etwa 90 Tagen beherrschten, brauchten die Tiere der Lärmgruppe 120 Tage für denselben Lernfortschritt. Die Ähnlichkeit der Kopie mit dem Original war in der Kontrollgruppe zudem größer als in der Lärmgruppe. Die Forscher um den Ornithologen Dr. Henrik Brumm stellten zudem fest, dass die Immunabwehr der dauerbeschallten Finken geschwächt war. Auf Dauer hat der allgegenwärtige Verkehrslärm damit das Potenzial, die kulturelle Evolution von Singvögeln zu beeinflussen. Über mehrere Generationen könnten Fehler in den Liedern akkumulieren. Welche Folgen das für die Kommunikation der Tiere untereinander und ihr Überleben haben könnte, bleibt noch ungeklärt. |
Literatur
Brumm H et al. Traffic noise disrupts vocal development and suppresses immune function. Sci Adv 2021;7(20):eabe2405, doi: 10.1126/sciadv.abe2405
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