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Pandemie Spezial

AstraZeneca, nein danke!?

EMA analysiert Risiken von seltenen Thrombosen und bestätigt Vaxzevria-Nutzen für alle

Angela Merkel, Frank Walter Steinmeier, Winfried Kretschmann – sie alle haben sich mit dem AstraZeneca-Impfstoff AZD1222 (Vaxzevria) gegen COVID-19 impfen lassen, um für Vertrauen zu werben. Trotzdem fürchten viele Impfberechtigte das Risiko von seltenen thrombotischen Ereignissen wie Sinusvenenthrombosen und verweigern die Impfung mit diesem Vektor-basierten Impfstoff. Die EMA sieht nach wie vor keinen Grund, die Zulassung für diesen Impfstoff einzuschränken. Sie setzt auf Aufklärung und hat in Abhängigkeit von Alter und Infektionsrate die gefürchtete Blutgerinnselbildung der Schutzwirkung gegenübergestellt. | du 

Soll ich das Impfangebot mit AstraZeneca annehmen oder doch lieber auf einen Termin mit einem mRNA-Impfstoff warten? Diese Frage stellen sich zurzeit viele über 60-Jährige hier in Deutschland, für die der AstraZeneca-Impfstoff Vaxzevria derzeit empfohlen wird.

Vaxzevria „nach Aufklärung“ auch für U60

Die Frage stellen sich aber auch alle unter 60-Jährigen, die nach einer Klarstellung durch das Bundesgesundheitsministerium nicht „auf eigenes Risiko“, sondern „nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung“ ebenfalls mit diesem Impfstoff geimpft werden können.

Dabei ist für die individuelle Risikoabschätzung das Alter ein wichtiger Faktor, denn mit zunehmendem Alter steigen die Risiken für schwere COVID-19-Verläufe. Aber auch der Gesundheitszustand, die Inzidenz und die eigene Lebenssituation sind wichtige Entscheidungskriterien. Wer beispielsweise bevorzugt im Homeoffice arbeitet und auch privat kaum Kontakte hat, hat ein deutlich niedrigeres Infektionsrisiko als jemand, der jeden Morgen den öffentlichen Nahverkehr nutzen muss.

EMA bietet Entscheidungshilfe

Um eine bessere Entscheidungshilfe zu geben, wie mit den unter Vaxzevria aufgetretenen sehr seltenen Fällen von ungewöhnlichen Thrombosen mit begleitender Thrombozytopenie und damit auch den gefürchteten Sinusvenenthrombosen umzugehen ist, hat die EMA die ihr zur Verfügung stehenden Daten in den Kontext von Alter und Infektionsrate gestellt und dabei die Schutzwirkung der Impfung in Bezug auf Krankenhauseinweisung, intensivmedizinische Behandlung und Tod aufgrund von COVID-19 aufgeschlüsselt (s. Abb.). Überblickt wird ein Zeitraum von 4 Monaten, die Wirksamkeit der Impfung wurde mit 80% veranschlagt.

Die Datenanalyse zeigt eindrucksvoll, wie mit zunehmendem Alter und steigender Infektionsrate der Nutzen das Risiko der sehr seltenen Thrombosen immer mehr überwiegt. So schützt die erste Vaxzevria-Impfung bei hoher Infektionsrate (Inzidenz von 886 pro 100.000 Menschen) in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen 45 von 100.000 COVID-19-Erkrankten vor dem Tod, in der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen 172 von 100.000 und in der Gruppe der über 80-Jährigen 733 von 100.000. Dem steht in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen ein Thrombose-Risiko von 1 pro 100.000 Geimpfter nach der ersten Impfung gegenüber, in der Gruppe der über 80-Jährigen von 0,4 pro 100.000.

In diesem Zusammenhang betont die EMA noch einmal den hohen Nutzen der Vaxzevria-Impfung. Mit ihr lassen sich wirksam Klinikeinweisungen, intensivmedizinische Behandlungen und Todesfälle aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion verhindern.

Keine neuen Empfehlungen

Die Nebenwirkungen werden in der Regel als leicht bis moderat und von kurzer Dauer von wenigen Tagen eingestuft. Die EMA bleibt bei ihrer Bewertung, dass der Nutzen der Impfung in allen Altersgruppen größer ist als die Risiken. Deshalb hat sie bislang auch keine Einschränkungen verfügt, im Gegensatz zu einigen Mitgliedsstaaten der EU. So haben Dänemark und Norwegen die Impfung mit Vaxzevria zunächst gestoppt, in Großbritannien wird empfohlen, nur noch über 30-Jährige zu impfen, in Deutschland wie erwähnt nur über 60-Jährige.

Und das Risiko der Zweitimpfung?

Auch an der Empfehlung, die zweite Vaxzevria-Impfung nach 4 bis 12 Wochen zu geben, hält die EMA fest. Die EMA weist darauf hin, dass die Datenlage noch keine Antwort auf die Frage erlaubt, wie hoch das Risiko der seltenen Blutgerinnsel vergesellschaftet mit einer Thrombozytopenie nach der zweiten Impfung ist. Diskutiert wurde auch, ob das Intervall zwischen den beiden Impfungen verlängert werden sollte, ob auf die zweite Dosis ganz verzichtet werden kann oder eine Zweitimpfung mit mRNA-Impfstoff empfohlen werden sollte. Nach Ansicht der EMA bietet auch hier die derzeitige Datenlage keine Grundlage, die bestehenden Empfehlungen zu ändern. |

Literatur

EMA-News: AstraZeneca´s COVID-19 vaccine: benefits and risks in context. 23. April 2020. https://www.ema.europa.eu/en/news/astrazenecas-covid-19-vaccine-benefits-risks-context

 

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