Prisma

Tierische Begegnungen

Warum Grizzlybären Wanderwege lieben

Foto: Paul – stock.adobe.com

us | Hierzulande muss niemand befürchten, beim Wandern plötzlich einem Grizzlybären gegenüberzu­stehen. Anders in Nordamerika, wo noch schätzungsweise 50.000 der großen Bären leben. Normalerweise würden die Tiere dem Menschen zwar ausweichen. Trotzdem kommt es erstaunlich häufig zu Begegnungen, und das ist kein Zufall. Wenn die Bären auf der Suche nach Futter durch die Wälder streifen, bewegen sie sich gerne auf Strecken ohne starke Steigung. Diese Beobachtung stammt von Tieren, die mit einem GPS-Halsband ausgestattet waren. Sie nahmen lieber Umwege in Kauf und bewegten sich horizontal, anstatt bergauf oder bergab zu wandern. Dadurch sparen die Bären wertvolle Energie, die sie während des Winterschlafes dringend benötigen. Amerikanische Forscher maßen den Energieverbrauch von Grizzlybären in Gefangenschaft auf einem Laufband. Mithilfe von Apfelstücken als Belohnung ließen sich die Bären dazu motivieren über längere Zeit bei unterschiedlichen Steigungen auf dem Trainingsgerät zu wandern, während die Wissenschaftler ihren Sauerstoffverbrauch und ihr Tempo maßen. Auch menschliche Wanderer bewegen sich lieber mehr oder weniger horizontal und vermeiden schweißtreibende Steigungen. Wanderwege sind daher oft so angelegt, dass sie sowohl dem Menschen als auch dem Grizzlybären ein angenehmes Vorwärtskommen ermöglichen. Begegnungen sind also vorprogrammiert. In nordamerikanischen National­parks wird deshalb empfohlen, sich deutlich hörbar fortzubewegen. Grizzlys haben dann eine Chance, einem überraschenden Zusammenstoß mit Menschen aus dem Weg zu gehen. |

Literatur

Carnahan AM et al. Quantifying energetic costs and defining energy landscapes experienced by grizzly bears. J Exp Biol 2021;224(Pt 6):jeb241083. doi: 10.1242/jeb.241083

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