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Beratung

Wenn das Baby jammert ...

… ist möglicherweise eine Windeldermatitis schuld

Durch Jammern, Quengeln oder Schreien drücken Babys ein Unwohlsein aus. Ursache dafür könnte eine schmerzhafte irritative Kontaktdermatitis im Windelbereich, die sogenannte Windeldermatitis, sein. Sollte sich der Verdacht auf einen wunden Po bestätigen, muss schnellstmöglich gehandelt werden, um die Ausbreitung und Verschlimmerung zu verhindern.| Von Daniele Leopoldt 

Die Mehrzahl der Säuglinge und Kleinkinder macht mindestens einmal Erfahrung mit dieser Hautirritation. Dabei ist die Haut zunächst meist um den After herum gerötet und aufgeweicht, später schnell wund und schuppig. Im weiteren Verlauf kann es zu offenen Stellen kommen, die dann nässen, sowie zu Bläschen- und Pustelbildung. Werden nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen, kann sich die Symptomatik rasch über den gesamten Genitalbereich, den Unterbauch, die Innenseite der Oberschenkel oder den Rücken ausbreiten. Die entzündete Haut ist sehr schmerzempfindlich und brennt, insbesondere beim Stuhlgang, bei Bewegung und Berührung.

Schmerzhafte Hautreizung durch Urin und Fäzes

Eine Windeldermatitis wird verursacht durch aggressive und reizende Inhaltsstoffe des Urins und Fäzes in Kombination mit dem feucht-warmen Milieu im Windelbereich, das durch den Okklusionseffekt moderner Windeln gefördert wird. Durch die aufgeweichte Haut (Mazeration des Stratum corneum) und das ständige Reiben der Windeln ist die Barrierefunktion gestört und die Permeabilität erhöht, was mit einem erhöhten Risiko für Infektionen und Entzündungen einhergeht. Windeldermatitis neigt zu einem chronischen Verlauf. Sie lässt sich aber gut behandeln, und bei sorgsamer Therapie ist die Prognose günstig. Bei hartnäckigen Fällen sollten andere der Dermatitis zugrunde liegende (Haut-)Krankheiten durch einen Arzt ausgeschlossen werden.

Wie aber kommt es nun genau zur Auslösung einer Windeldermatitis, die in der Fachsprache auch Dermatitis ammoniacalis genannt wird? Zunächst katalysieren fäkale Ureasen die Produktion von Ammoniak aus dem Harnstoff im Urin. Dies ist meist auch an einem typisch stechenden Geruch erkennbar. Durch den erhöhten pH-Wert werden fäkale Proteasen und Lipasen aktiviert, die vorrangig für die Entwicklung der Windeldermatitis verantwortlich gemacht werden. Das zeigt sich auch an der positiven Korrelation zwischen der Häufigkeit des Auftretens einer Windeldermatitis und der Zahl der Stuhlgänge pro Tag. Ein Risikofaktor ist Durchfall. Neben der Häufigkeit der Stuhlgänge spielt hier auch die erhöhte Enzymkonzentration eine Rolle, die aus der beschleunigten Passage des Stuhls durch den Gastrointestinaltrakt resultiert. Der Teufelskreis wird zudem dadurch am Laufen gehalten, dass fäkale Enzyme auch die Permeabilität der Haut für andere irritierende Stoffe (z. B. Gallensalze) erhöhen. Diese wiederum potenzieren den Effekt der fäkalen Enzyme. Resultate sind die Zerstörung der Hautbarriere, Entzündungen und die Aktivierung von Reparaturmechanismen [1].

Bis sich eine Windeldermatitis bildet, kommen in der Regel mehrere Faktoren zusammen. Am Anfang steht eine zu lange Exposition der empfindlichen Haut gegenüber Urin und Stuhl. Deshalb steht die Hautreizung auch im direkten Zusammenhang mit der Häufigkeit des Windelwechsels. Zu den begünstigenden Faktoren (s. Kasten „Begünstigende Faktoren“) zählt unter anderem zu häufiges Waschen, insbesondere wenn Seife verwendet wird. Da Seifen den pH-Wert erhöhen und den Säureschutzmantel der Haut angreifen, sollten sie vermieden werden. Da der Säureschutzmantel in den ersten Lebensmonaten noch nicht vollständig ausgebildet ist, ist eine Hautschädigung bei Babys besonders leicht möglich. Besser sind Pflegeprodukte mit einem leicht sauren pH-Wert von 5 bis 5,5. Windeldermatitis wird häufig mit dem Zahnen in Verbindung gebracht. Einen direkten medizinischen Zusammenhang gibt es jedoch nicht. Beim Zahnen ist der Speichelfluss erhöht, was häufig auch einen dünnflüssigen Stuhl oder sogar Durchfall begünstigt. Sowohl die Häufigkeit der Ausscheidung als auch die Aggressivität des Stuhls tragen dann dazu bei, dass das Kind öfter gewickelt und gewaschen werden muss. Weitere Faktoren sind die Ernährung, insbesondere saure und scharfe Nahrungsmittel, Arzneimittel und Infekte. Wenn ein Zusammenhang mit der Nahrung festgestellt wird, sollten auslösende Lebensmittel am besten weggelassen werden [1, 2, 3].

Begünstigende Faktoren

  • zu seltener Windelwechsel
  • Durchfall
  • konzentrierter Urin
  • falsche Pflege (pH-Wert-Änderung der Haut durch häufiges Waschen mit Seife)
  • Unverträglichkeit/Überempfindlichkeit gegenüber Windeln und Pflegeprodukten
  • Medikamente (z. B. Antibiotika)
  • Zahnen
  • Ernährung
  • Muttermilch, wenn die Mutter z. B. säurehaltiges Obst oder scharfe Speisen gegessen hat
  • fieberhafte Infekte (Haut am Po ist ausgetrocknet)
  • Neurodermitis

Komplikationen durch sekundäre Infektionen

Gereizte Haut ist leicht angreifbar für diverse Keime. Ist die Windeldermatitis nicht innerhalb weniger Tage in den Griff zu bekommen, sollte der Kinderarzt aufgesucht werden, insbesondere wenn Pusteln und Bläschen, Risse (Rhagaden) oder eitrig nässende Wunden auftreten. Das sind Zeichen für einen Pilz- und/oder Bakterienbefall (häufig durch Candida albicans oder Staphylococcus aureus), der medikamentös behandelt werden muss. Bei einem sekundären Pilzbefall (Windelsoor) mit roter, schuppiger oder sogar rissiger Haut bilden sich ausgehend vom After erythematöse Papeln, die sich schnell über die ganze Windelregion ausbreiten. Neben der intensiven Rötung und abgegrenzt rundlichen Herden ist die Infektion auch durch lackartiges Glänzen der Haut gekennzeichnet. Ebenfalls charakteristisch sind weißliche Pilzbeläge und ein säuerlicher Geruch, die aber nicht immer auftreten müssen. Seltener kommt es zu einer bakteriellen Besiedlung, bei der nässende und eitrige Wunden auftreten können. Bei der Pflege sollte unbedingt beachtet werden, dass sowohl Pilz- als auch bakterielle Infektionen ansteckend sind und auf andere Bereiche wie auch andere Personen übergreifen können. Sorgfältige Hygiene ist hier besonders wichtig. Dazu gehören Händewaschen vor und nach jedem Windelwechsel, getrennte Verwendung und häufiges Wechseln von Waschlappen, Handtüchern und Kleidungs­stücken sowie das Waschen der Wäsche bei 60 °C [1, 2].

Vorbeugen ist besser als heilen

Windeln sollten häufig (bei Neugeborenen ca. alle zwei Stunden, bei älteren Babys alle drei bis vier Stunden), insbesondere nach jedem Stuhlgang gewechselt werden. Moderne luftdurchlässige Wegwerfwindeln haben eine hohe Saugkraft und sind diesbezüglich den herkömmlichen Stoffwindeln überlegen. Waschmittelrückstände in Stoffwindeln können zusätzlich die Haut reizen. Um die Windelregion möglichst sanft zu reinigen, sollte idealerweise handwarmes Wasser und/oder etwas Öl verwendet werden. Beim Säubern ist die Wischrichtung von vorne nach hinten zu beachten, also immer in Richtung Po. Besonderes Augenmerk ist auch auf die Hautfalten zu legen. Danach den Windelbereich mit einem weichen Handtuch und frischer Luft gut abtrocknen. Von der Zuhilfenahme eines Föns wird aufgrund der Verbrennungsgefahr mehrheitlich abgeraten. Auf den sauberen und abgetrockneten Po kann ein pflegendes Babyöl oder eine dicke Schicht Wundschutzcreme wie z. B. Retterspitz Zinksalbe oder Calendula Wundschutzcreme aufgetragen werden. Nicht zu empfehlen sind Baby­puder, da sie mit der Feuchtigkeit verklumpen und die Reibung auf der Haut erhöhen. Werden sie dennoch angewandt, dann vorsichtig, um eine Inhalation zu vermeiden. Auf Talkum-­haltige Puder sollte auf jeden Fall aufgrund des erhöhten Risikos für ein Ovarialkarzinom verzichtet werden. Optimal ist es, sich beim Wickeln ein wenig Zeit zu nehmen und das Baby so oft wie möglich zehn bis 15 Minuten ohne Windel an der Luft strampeln zu lassen. Ältere Kinder sollten idealerweise ab und zu auch ohne Windel krabbeln oder laufen. So wird die Kontaktzeit mit reizenden Substanzen aus Urin und Stuhl reduziert und die Haut kann sich erholen [1, 3, 4, 5].

Muttermilchstuhl weniger aggressiv

Gestillte Kinder haben im Allgemeinen ein niedrigeres Risiko, eine schwere Windeldermatitis zu entwickeln, denn ihr Stuhl hat einen niedrigeren pH-Wert und ist weniger irritierend. Es sollte jedoch bedacht werden, dass in diesem Fall auch die Ernährung der Mutter berücksichtigt werden muss. So können saure und scharfe Speisen, die die Mutter zu sich genommen hat, eine Windeldermatitis beim Baby auslösen. Bei Verdacht sollte man ein paar Tage z. B. auf säurehaltiges Obst (Zitronen, Orangen, Fruchtsäfte etc.) verzichten, um festzustellen, ob dies einen Unterschied macht. Wird ein Zusammenhang festgestellt, sollte die stillende Mutter auslösende Nahrungsmittel möglichst vermeiden [1].

ABCDE-Regeln helfen bei wundem Po

Sowohl zur Vorbeugung als auch zur Heilung eines wunden Pos ist die Beachtung der aus dem Englischen stammenden ABCDE-Regeln ratsam:

  • Air (Luft)
  • Barrier (Barriere z. B. mit Zinkoxid-Salben)
  • Cleansing (sauber halten)
  • Dry diaper (trockene Windel)
  • Education (Schulung/Information der Eltern bzw. Betreuer)

Sind erste Anzeichen einer Entzündung wie z. B. Rötung erkennbar, sollte sofort entsprechend reagiert werden. Eine Vorstellung beim Kinderarzt ist nicht unbedingt erforderlich, sofern die Windeldermatitis noch im Anfangsstadium ist. Mit häufigem Windelwechsel, sanfter Reinigung und viel Luft lässt sich das Problem meist innerhalb von zwei bis drei Tagen in den Griff bekommen. Reinigung und Trocknung sollten ohne starke Reibung erfolgen, dabei auf Feuchttücher und andere Pflegeprodukte mit Duft- bzw. reizenden Inhalts­stoffen am besten verzichten. Sie können auf der wunden Haut sehr schmerzhaft sein. Aufgrund seiner entfettenden Wirkung sollten die verwendeten Produkte auch frei von Alkohol sein. Ein Wechsel von Pflegeprodukten und/oder der Windelmarke könnte einen Erfolg bringen, wenn Unverträglichkeiten eine Rolle spielen. Zum Trocknen den Po am besten nur mit einem weichen Handtuch abtupfen. Gerötete Stellen sollten dann großzügig mit einer schützenden Creme/Salbe bedeckt werden, die es freiverkäuflich in Apotheken gibt.

An erster Stelle sind hier hochprozentige Zinkoxid-Salben mit oder ohne Zusätzen wie Lebertran und Harnstoff (kann brennen!) zu nennen, z. B. Weiche Zinkpaste DAB und Mirfulan® Wund- und Heilsalbe. Sie wirken entzündungshemmend, austrocknend und heilungsfördernd. Salben oder Pasten mit einem hohen Zinkoxid-Anteil bilden eine anhaltende, schützende Barriere, die verhindert, dass aggressive Bestandteile aus Urin und/oder Stuhl an die Haut gelangen. Darunter liegende Hautschichten können so besser heilen. Salbenreste lassen sich meist schwer entfernen. Hier hilft ein wenig Olivenöl, das auch einen hautpflegenden Effekt hat. Weitere Optionen sind Ringelblumensalben wie z. B. die entzündungshemmende Calendula Wundschutzcreme von Weleda oder Dexpanthenolsalben, die wundheilungs­fördernd wirken und die Regeneration der Haut unterstützen (s. Tab. 1) [1, 3, 4] .

Tab. 1: Wundschutzsalben ohne Antimykotika. Beispiele für Salben / Pasten bei Windeldermatitis und Windelsoor [2, 6].
Präparate
(Beispiele)
Wirkstoff(e)
Dosierungs­hinweise laut Fachinformation
Bepanthen® Wund- und Heilsalbe
Dexpanthenol
ein- bis mehrmals täglich
Weleda Calendula Wundschutzcreme
Ringelblumen-Extrakt, Zinkoxid u. a.
ein- bis mehrmals täglich
Mirfulan® Wund- und Heilsalbe
Zinkoxid (10%), Lebertran, Harnstoff
ein- bis mehrmals täglich
Weiche Zinkpaste DAB
Zinkoxid (30%)
ein- bis mehrmals täglich

Antimykotika bei Windelsoor

Liegt ein Windelsoor vor, müssen Antimykotika zum Einsatz kommen (s. Tab. 2). Gut wirksam und häufig bei Hefepilz-Infektionen eingesetzt ist Nystatin. Dies steht in Apotheken freiverkäuflich in Form von Salben oder Pasten als Monopräparat (z. B. Nystaderm® Creme oder Paste) bzw. in Kombination mit Zinkoxid (Multilind® Heilsalbe) zur Verfügung. In schwereren Fällen können vom Arzt auch Kombinationspräparate mit Hydrocortison (z. B. Nystaderm® comp. Paste) verordnet werden, die bis zum Abklingen der Entzündung angewendet werden. Für schwere Formen der Windelder­matitis und nachgewiesener Infektion mit Hefepilzen sind auch Präparate mit Miconazol (z. B. InfectoSoor® Zinksalbe) geeignet. Dieses Azolantimykotikum zur topischen Anwendung zeichnet sich durch ein breites Wirkungsspektrum aus. Es ist gut wirksam bei pathogenen Hefen. Darüber hinaus werden auch grampositive bakterielle Keime wie z. B. Staphylococcus aureus erfasst. Clotrimazol-Präparate mit Zinkoxid (z. B. Antifungol® Hexal Heilpaste) sind ebenfalls eine Option. Bei bakteriellen Infektionen kann in schweren Fällen eine orale Antibiotikagabe erforderlich sein. Wenn das Kind sehr leidet, schlecht isst und schläft, ist möglicherweise auch ein leichtes Schmerzmittel indiziert [6].

Tab. 2: Antimykotisch wirkende Salben / Pasten bei Windeldermatitis und Windelsoor [2, 6]
Präparate (Beispiele)
Wirkstoff(e)
Dosierungshinweise laut Fachinformation
Adiclair® Salbe
Nystatin
zwei- bis dreimal täglich, in schweren Fällen auch häufiger, nach Abklingen der Erkrankung acht bis zehn Tage fortsetzen
Antifungol® Hexal® Heilpaste
Clotrimazol, Zinkoxid
zweimal täglich für ca. zwei bis vier Wochen
Candio-Hermal® Softpaste
Nystatin
drei- bis fünfmal täglich auftragen, durchschnittliche Behandlungsdauer zwei bis vier Wochen
InfectoSoor® Zinksalbe
Miconazol, Zinkoxid
nach jedem Windelwechsel und nach jedem Bad, mindestens sieben Tage über das Verschwinden der Beschwerden hinaus
Lederlind® Heilpaste
Nystatin
nach jedem Wickeln bis maximal fünfmal täglich, ca. sechs Tage bis zum Abklingen der Erkrankung, danach weitere acht bis zehn Tage
Miconazol acis® Zinkpaste
Miconazol, Zinkoxid
nach jedem Windelwechsel und nach jedem Bad, mindestens sieben Tage über das Verschwinden der Beschwerden hinaus
Micotar® ZP Paste
Miconazol, Zinkoxid
nach jedem Windelwechsel und nach jedem Bad, mindestens sieben Tage über das Verschwinden der Beschwerden hinaus
Multilind® Heilsalbe
Nystatin, Zinkoxid
ein- bis mehrmals täglich auf die betroffene Hautstelle auftragen
Mykoderm® Heilsalbe
Nystatin, Zinkoxid
zwei- bis dreimal täglich, bei Säuglingen bis viermal täglich auf erkrankte Hautpartien bei Infektionen mit Hefepilzen, mindestens eine Woche, durchschnittlich zwei bis vier Wochen, bei Bedarf auch länger
Nystaderm® Paste
Nystaderm® Creme
Nystatin
zwei- bis viermal täglich bei Infektionen mit Nystatin-empfindlichen Hefepilzen wie Windeldermatitis, in schweren Fällen häufiger (bis stündlich), nicht länger als drei Wochen
Nystaderm® comp. Paste (Rx)
Nystatin, Hydrocortison
zweimal täglich für einige Tage, bis zum Abklingen der Entzündung
Nystatin acis® Paste
Nystatin acis® Creme
Nystatin
zwei- bis viermal täglich bei Infektionen mit Nystatin-empfindlichen Hefepilzen wie Windeldermatitis, in schweren Fällen häufiger (bis stündlich), nicht länger als drei Wochen

Kamillentee und andere Hausmittel

Nässende und in Hautfalten lokalisierte Dermatosen, einschließlich bakteriell und mit Hefepilzen infizierte Areale, lassen sich begleitend gut mit natürlichen oder synthetischen Gerbstoffen behandeln. Die Wirkung der Bäder oder Cremes (z. B. Tannolact®, Tannosynt® flüssig oder Tannosynt® Creme gegen Entzündung und Juckreiz) beruht auf adstringierenden Eigenschaften. Exsudation und Sekretion werden eingeschränkt, was mit einer Entzündungshemmung und indirekt einer antibakteriellen und antimykotischen Wirkung verbunden ist. Für den entzündungshemmenden Effekt der synthetischen Gerbstoffe in Tannosynt® spielt möglicherweise auch die Inaktivierung der Serin-­Protease humane Leukozytenelastase eine Rolle [2, 6].

Es gibt Hausmittel, die bei einer Windeldermatitis geeignet sind. Schwarzer Tee wirkt durch die enthaltenen Gerbstoffe adstringierend und kann abgekühlt für Umschläge oder zum Betupfen eines wunden Pos verwendet werden. Die desinfizierende Wirkung von Kamillentee kann ebenfalls genutzt werden. Je nach Alter des Babys oder Kleinkinds ist z. B. ein Sitzbad möglich. Bäder mit Ölzusätzen haben ebenfalls eine positive Wirkung. Mit Heilwolle lässt sich der Windelbereich trocken halten, und das enthaltene Wollfett pflegt die Haut. Die wunden Stellen mit Muttermilch zu bestreichen, ist nicht unbedingt zu empfehlen, denn der enthaltene Milchzucker kann Ansiedlung und Wachstum von Hefepilzen fördern [3].

Auf einen Blick

  • Windeldermatitis ist eine häufig vorkommende schmerzhafte Hautreizung durch Urin und Fäzes.
  • Die Entstehung ist multifaktoriell bedingt.
  • Sekundäre Infektionen durch Pilze (Windelsoor) oder Bakterien sind möglich.
  • Windeldermatitis ist gut behandelbar, an erster Stelle steht häufiger Windelwechsel.
  • Im Fall einer sekundären Pilzinfektion sind topische Antimykotika erforderlich.
  • Vorbeugen und Behandeln mit ABCDE-Regeln

Windeldermatitis auch bei Erwachsenen

Windeldermatitis kann überall da auftreten, wo günstige Entstehungsbedingungen herrschen. Daher ist Windeldermatitis nicht ein Problem ausschließlich bei Babys und Kleinkindern, sondern auch ältere windeltragende Kinder, inkontinente Erwachsene und Pflegebedürftige können davon betroffen sein. Allerdings ist die Haut bei diesen nicht so empfindlich und weniger durchlässig gegenüber exogenen aggressiven Substanzen, sodass die Anfälligkeit nicht so groß ist und es in der Regel länger dauert, bis eine Windeldermatitis auftritt. Häufig tritt die Windeldermatitis bei diesem Personenkreis infolge einer bakteriellen Durchfallerkrankung auf. Wichtig ist aber auch hier die differenzialdiagnostische Abklärung, um andere ursächliche Erkrankungen auszuschließen. |
 

Literatur

[1] Wesner E et al. Art of prevention: The importance of proper diapering practices. Int J Womens Dermatol 2019;5(4):233-234

[2] Barrmeyer S. Hauterkrankungen, in Pädiatrische Pharmazie, Handbuch für die Weiterbildung der PädiaAkademie 2019, Hrsg. Schäfer/Ude/Ude, Deutscher Apotheker Verlag

[3] Wenn der Po glüht. Informationen der Recordati Pharma GmbH, www.mirfulan.de/windeldermatitis

[4] Grüling B. Wunder Po beim Baby: Windeldermatitis behandeln und vorbeugen. www.eltern.de/gesundheit-ernaehrung/medizin/windeldermatitis-behandeln-und-vorbeugen

[5] Talkum in Babypuder: Wurden Krebsrisiken verschwiegen? DAZ.online vom 17. Juli 2018, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/07/17/talkum-in-babypuder-wurden-krebsrisiken-verschwiegen

[6] Fachinformationen der genannten Präparate

Apothekerin Dr. Daniela Leopoldt
 

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