Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Gegen das Vergessen

Fast vergessene Wörter der deutschen Sprache

Prof. Dr. Andreas Kaapke

Bei einer Recherche zu vergessenen Wörtern konnten die unterschiedlichsten Auflistungen aufgestöbert werden, mal waren es die 100 bekanntesten Wörter, mal ein Ranking Top 10 oder eine Top 20. Im Nachgang findet sich eine kleine Auswahl, die den Leser hoffentlich zum Schmunzeln ermuntert und die vielleicht das eine oder andere eher nostalgische Gefühl erzeugt, mir ging es jedenfalls so.

Als Beamter an einer Hochschule ist der Amtsschimmel bei mir selbst deutlich präsenter als im allgemeinen Sprachgebrauch. Dieser Amtsschimmel ist nicht flink und beweglich sondern träge, und dies auch nur zu bestimmten Öffnungszeiten. Konsequenterweise nennt man die in Ämtern Beschäftigten auch Bürohengste (mittlerweile wohl auch Bürostuten).

Zu den vom Aussterben bedrohten Wörtern zählt auch das Abkupfern, also ein Vorläufer des Kopierens. Der dafür ausgebildete Kupfer­stecher hatte demnach die Auf­gabe, das Abbild dessen, was man kopieren möchte, spiegelverkehrt in eine Kupferplatte zu ritzen. Heute ist das Abkupfern noch nicht mal mehr ein Kavaliers­delikt, denn im Zuge der Plagiats­vor­würfe z. B. bei Doktorarbeiten wurde das Abkupfern öffentlich gebrandmarkt.

Was gibt es zwischenzeitlich nicht alles für Salatsorten, eine andere hingegen ist vom Aussterben bedroht: der Bandsalat. Die Musikkassette verabschiedete sich in ein Eigenleben, das Band geriet aus den Fugen und sämtliche Versuche, den Bandsalat – in der Regel mithilfe eines Bleistiftes – wieder in ein ordnungsgemäßes abspielbares Ganzes zu verwandeln, waren nicht selten verlorene Liebesmüh.

Vor etwa zwei Jahren habe ich in einem Dresdner Fachhandels­geschäft einen Bauchpinsel im Schaufenster gesehen, gang und gäbe ist er noch bei Hunden und Katzen, so sich diese auf den Rücken legen und gestreichelt, also gebauchpinselt werden wollen. Ob das Bauchpinseln bei Menschen jedoch auf ähnliche Gegenliebe stößt, ist wohl stark vom Intensitätsgrad der Beziehung der betroffenen Personen abhängig.

Was hat es mit blümerant auf sich, so eine vor vielen Jahren oft bemühte Redensart, die aus dem Französischen bleu-morant stammend dann genutzt wurde, wenn Damen in allzu oft allzu eng geschnürten Korsetts in Ohnmacht zu fallen drohten und dies als bleu-morant bezeichneten, ein­gedeutscht eben blümerant.

Spielte sich ein noch nicht ausgewachsenes Kind etwas zu sehr auf, dann nannte man das auch schon mal Dreikäsehoch, der etwas später dann als junger Erwachsener zum kauzigen Junggesellen mutieren kann, den man Hagestolz titulierte. Beim weiblichen Geschlecht hieß dies dann Blaustrumpf. Der älteste Erbe bekam alles, die anderen gingen oft mit deutlich weniger nach Hause, was oftmals nicht zur Ernährung einer Familie reichte. Der Hagestolz blieb demnach unverheiratet. Wie sich die Zeiten ändern, heute nennt man diese Burschen überzeugte Singles. Immer noch besser, als wenn aus dem Dreikäsehoch ein Springinsfeld würde, eine etwas zu unbekümmerte Gestalt, die naiv und unreif rüberkommt und auch Grünschnabel genannt wird. Die schlimmste Variante jedoch ist, wenn am Ende der Schwerenöter steht, der durch Charme und ein gerüttelt Maß Durchtriebenheit beeindrucken will und doch auch Eindruck macht.

Albernes oder unnötiges Zeugs hat viele Namen, der Firlefanz, der Killefitt oder auch der Mumpitz. Letzterer hatte ursprünglich eine völlig andere Bedeutung: Wenn es um Gerüchte ging, wurde der Mumpitz als Schrecken verbrei­tende Gestalt bemüht, was sich dann aber in ein Synonym für Firlefanz wandelte.

Die Welt der Sprache lässt vieles zu. Gerade die honorigen freien Berufe stehen für Tradition und entsprechende Werte. Hier trifft man genau auf solche Begriffe, die dem allgemeinen Sprachschatz langsam entwachsen oder dort nie wirklich heimisch waren. Der Medicus oder die Offizin bürgen für derlei Sprachschätze wie auch der Handverkaufstisch. Ob eine breite Öffentlichkeit heute noch weiß, was ein Mörser, Stößel oder ein Tiegel ist? Sprache wandelt sich und steht für Zeitgeist. Zigeunerschnitzel und Mohrenkopf sind zwischenzeitlich tabu, ob aber das Paprikaschnitzel oder der Schaumkuss die Sprache besser oder politisch korrekter machen, mag jeder für sich entscheiden. Wir an den Hochschulen sagen jetzt Studierende und nicht mehr Studenten, weil dies gleichrangig weibliche, männliche und diverse Menschen charakterisiert, die studieren. Es sind wie von jeher Luftikusse und Tausendsassas dabei, jeder Generation ihre Sprache und jedem Zeitgeist das, was als politisch und vor allem fachlich korrekt angesehen wird. |

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

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