Gesundheitspolitik

Kommentar: Cannabis: Wo bleibt die Basis?

Christine Ahlheim

Zwar hat ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sich im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland eher zurückhaltend ausgedrückt, als sie sagte, die Apotheken könnten sich nur „schwer verweigern“, wenn die Politik ihnen die Aufgabe übertrage, zukünftig Cannabis zu Genusszwecken abzugeben. Doch es musste ihr klar sein, dass in den Medien daraus die Aussage wird: „Apotheken bereit zu Verkauf von Cannabis“ – zumal Overwiening die Bedingungen nennt, die für die Abgabe in der Apotheke gelten müssten.

Dass die ABDA-Präsidentin sich zum jetzigen Zeitpunkt so konkret äußert, kommt überraschend. Zwar läuft die Diskus­sion um die vermutlich bevorstehende Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken schon seit einigen Wochen, aber dennoch besteht aktuell keine Notwendigkeit, dass die ABDA derart dezidiert Stellung bezieht.

Vor allen Dingen wäre es wichtig gewesen, bei einem Thema mit so weitreichenden Konsequenzen zuvor die Basis ein­zubeziehen. Denn zum einen wirkt sich die Entscheidung auf das Image des Berufsstandes aus: Gut möglich, dass das Ansehen der Apotheker als Heil­berufler Schaden nimmt. Zum anderen sind es die Apotheken vor Ort, die die Folgen tragen müssen. Selbst wenn sich einzelne Apotheker ausklinken – die Nachfragen in ihrer Offizin und die Diskussionen, warum sie kein Cannabis abgeben, werden sie kaum verhindern können. Wie es diesbezüglich im Nachtdienst aussieht, mag man sich gar nicht ausmalen.

Bislang hat Overwiening erfreulicherweise intensiv den Weg zur Basis gesucht. Beim Thema Cannabis besteht hier noch reichlich Nachholbedarf.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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