Gesundheitspolitik

Was bedeutet das Ende der Gratistests für die Apotheken?

3G-Regel gilt bundesweit ab 23. August / Testkosten von 20 Euro denkbar

cha | Vergangenen Dienstag haben die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel darüber beraten, wie es im Herbst in Sachen Corona weitergehen soll. Im Mittelpunkt der geplanten Maßnahmen steht angesichts des Ausbreitens der Delta-Variante das Bestreben, dass sich alle Bürger „nun zügig impfen lassen“. Neben einem eindringlichen Appell, schnellstmöglich die Impfangebote wahr­zunehmen, setzt die Politik nun auf die 3G-Regel, nach der ab dem 23. August nur noch Geimpfte, Getestete und Genesene u. a. zur Innengastronomie oder zu Krankenhäusern Zutritt haben oder zum Friseur und ins Fitness-Studio gehen können. Allerdings sind die Bundesländer frei darin, wie sie diese Regelung ausgestalten. Für die Apotheken besonders interessant ist an dem Bund-Länder-Beschluss, dass ab dem 11. Oktober die bislang kostenlosen Bürgertests selbst bezahlt werden müssen. Nur für Personen, die nicht geimpft werden können oder für die keine allgemeine Impfempfehlung vorliegt, ist der Test weiterhin kostenlos.

Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), begrüßt die Neuregelung ausdrücklich: „Wenn Schnelltests künftig Geld kosten, werden sich mehr Unentschlossene für eine Impfung entscheiden. Dieser Weg ist gut, richtig und notwendig“, so Benkert in einer Pressemeldung. Alle Menschen, für die kein Impfstoff zugelassen ist oder die sich aus individuellen medizinischen Gründen nicht impfen lassen ­können, müssten aber weiterhin wohnortnah kostenlose Schnelltests bekommen können, solange diese Zugangsvoraussetzung für bestimmte Aktivitäten sind. „Derzeit tragen etwa 5000 Apo­theken bundesweit dazu bei, dass Schnelltests unbürokratisch und flächendeckend abgerufen werden können“, so Benkert weiter.

© Kai Felmy

Ganz anders sieht das Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Die Entscheidung, dass Tests für Ungeimpfte kostenpflichtig werden sollen, sei falsch, sagte er gegenüber der AZ. Es sei zwar genau richtig, das Impfen zu fördern, weil es der richtige Weg aus der Pandemie sei. Allerdings sei auch das Testen sehr wichtig, um Infektionen zu erkennen: „Jeder, der sich testen lässt, schafft ein Stück mehr Sicherheit für die, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.“ Zudem verweist Preis darauf, dass sich auch doppelt Geimpfte anstecken und dann das Virus verbreiten können. Gerade bei Kontakt zu Älteren, bei denen der Impfschutz nicht so nachhaltig ist, sei es daher besser, sich noch einmal vorher sicherheitshalber testen zu lassen. Die mehr als 40 Apotheken in Köln, die derzeit testen, werden jedenfalls ihr Testangebot aufrechterhalten, stellt Preis in Aussicht.

Doch was werden die Tests zukünftig kosten? Wurden zuletzt für die Bürgertests 11,50 Euro erstattet, so herrscht hier zukünftig eine freie Preisgestaltung. Thomas Preis rechnet mit etwa 20 Euro pro Test. Der Betreiber eines Testzentrums gibt gegenüber der Kölnischen Rundschau ebenfalls etwa 20 Euro an. Teurer könnte es beim Arzt werden. Die Ärztekammer Nordrhein nennt gegenüber der Rheinischen Presse einen Preis zwischen 22 und 30 Euro.

Die neuen Bestimmungen werfen viele Fragen auf. Zwar hat die Bund-Länder-Konferenz beschlossen, dass ab dem 23. August die 3G-Regel, nach der nur noch Geimpfte, Getestete und Genesene u. a. zur Innengastronomie oder zu Krankenhäusern Zutritt haben, gelten soll. Aber die Bundesländer sind völlig frei in der Ausgestaltung. So hat sich Baden-Württemberg bereits vollends von der Inzidenz als Entscheidungsgrundlage verabschiedet, andere Länder haben anderweitige Regelungen angekündigt.

Im Laufe dieser Woche wird es Klarheit geben, was in welchem Bundesland gilt. Auch davon wird es abhängen, wie sich die Nach­frage nach den Tests gestaltet. Möglich, dass sie größer ist als bisher, möglich aber auch, dass die Kosten am Ende doch viele abschrecken. Welcher Preis am Markt durchsetzbar ist und inwieweit es für Apotheken nicht nur für das Image, sondern auch finan­ziell attraktiv ist, weiterhin Tests an­zubieten, wird sich erst in den kommenden Wochen weisen. |

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