Gesundheitspolitik

Kommentar: Verteilungskämpfe

Armin Edalat

Die COVID-19-Impfstoffe sind in der Fläche angekommen und mit ihnen eine ganze Menge Bürokratie, Aufwand und Erklärungsbedarf für die Apotheken. Dennoch kommt die aktuelle APOkix-Umfrage zu dem Ergebnis, dass die Belieferung der Arztpraxen mit Impfstoffen und -zubehör aus Sicht der Apothekenleiter einwandfrei funktioniert – abgesehen von den zur Verfügung stehenden Mengen (S. 4). Genau dieser Punkt sorgt für sehr viel Unverständnis. Während manch eine Apotheke nämlich die volle Anzahl der von ihr georderten Vials erhält und an die jeweiligen Praxen ausliefern kann, erfahren andere Betriebe massive Kürzungen ihrer Bestellungen, was dazu führt, dass die betroffenen Praxen ihre Patienten vertrösten müssen. Wie passt das alles zusammen? Konkrete Hinweise erhält man beim Bundesverband des pharmazeutischen Groß­handels (S. 8). Dieser erklärt, dass zwei Schlüssel eine Rolle spielen, wenn der Bund die verfügbaren Mengen an COVID-19-Impfstoffen auf die Phagro-Mitgliedsunternehmen verteilt. Die Großhandlungen wiederum müssen sich bei der Belieferung der Bundesländer nach einem vom Bund vorgegebenen Bevölkerungsschlüssel der Länder richten. Was auf den ersten Blick logisch und transparent klingt, offenbart bei näherer Betrachtung einige Tücken im Detail. So richtet sich die Aufteilung nach den jeweiligen Marktanteilen der Großhändler. Wird ein Anbieter mit hohem Marktanteil von Apotheken in einem Bundesland aber eher als Zweitlieferant genutzt, bleibt mehr Impfstoff übrig, was dazu führt, dass die Apotheken profitieren, die den Großhändler als Erst- und damit Impfstofflieferanten gewählt haben. Die offiziellen Verteilungsmechanismen gleichen also unter der Oberfläche knallharten Verteilungskämpfen.

Dr. Armin Edalat, AZ-Chefredaktion

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