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Management

Die klimaneutrale Apotheke

In kleinen Schritten zu mehr Nachhaltigkeit

Das Thema Klimawandel ist in aller Munde, da es jeden Einzelnen von uns betrifft. Temperaturanstieg, Erwärmung der Ozeane, Berge von nicht abbaubarem Plastikmüll und das Schmelzen von Gletschern sind nur einige klassische Beispiele. Wie sehr unser Leben durch die Gewalt der Natur beeinflusst werden kann, erleben wir zurzeit in der Corona-Pandemie. Wir alle neigen jedoch dazu, unangenehme Tatsachen so lange zu verdrängen, bis die Beschäftigung damit nicht mehr vermeidbar ist. Doch glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der sich das Bewusstsein für das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit verändert und wir in verschiedenen Lebensbereichen Einfluss nehmen können. So auch in der Apotheke.

Der Weg zu einer klimaneutralen Apotheke ist gar nicht so schwer, wie man zunächst denkt, und fängt mit sehr kleinen Schritten an. Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es einerseits Dienstleister gibt, die Apotheken beim Er­reichen der Klimaneutralität ­unterstützen. Zu diesen Anbietern gehört beispielsweise die Unternehmensgruppe Noventi mit der Initiative „Zeichen setzen“. Das Prinzip funktioniert wie folgt: Für die Teilnahme verpflichtet sich die Apotheke, vier Maßnahmen umzusetzen, um den CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren. Zu diesen Maßnahmen gehören die Senkung des Stromverbrauchs durch einen Umstieg auf 100% Ökostrom, ein Mülltrennungssystem, das Einsparen von Papier und Plastik sowie das Verwenden von recyceltem Papier für sämtliche Druckerzeugnisse. Alle Maßnahmen darüber hinaus sind nicht Pflicht, um an der Initiative teilnehmen zu können. Daraufhin wird der noch übrige CO2-Ausstoß der Apotheke berechnet, welcher dann durch die Noventi in Form von finanzieller Unterstützung für spezielle Klimaprojekte kompensiert wird. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Urkunde mit der Bezeichnung „klimaneutrale Apotheke“ zu erhalten.

CO2-Ausstoß berechnen lassen

Andererseits kann der Weg zu einer klimaneutralen Apotheke natürlich auch auf eigene Faust erfolgen. Nach der Einführung und Umsetzung klimafreundlicher Maßnahmen kann ein Dienstleister beauftragt werden, um den CO2-Ausstoß zu berechnen. Dieser kann dann von der Apotheke durch die finanzielle Förderung des Klimaschutzes, zum Beispiel bei selbst ausgewählten Projekten, kompensiert werden.

Neben den bereits genannten Maßnahmen gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, mit seiner Apotheke einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Zunächst kann es sinnvoll sein, eine oder mehrere interessierte Mit­arbeiter im QM zu Klimabeauftragten zu ernennen, um Verantwortlichkeiten zu sichern. Dies bietet obendrein interessierten Mitarbeitern die Gelegenheit, sich kreativ einzubringen und persönlich zu entfalten. Die Beauftragten können sich beispielsweise regelmäßig treffen, neue Ideen austauschen und bisher getroffene Maßnahmen evaluieren.

Von der Anreise zur Arbeit …

Doch welche weiteren Möglich­keiten gibt es, um die Apotheke nachhaltiger zu gestalten? Beginnend bei der Anreise der Mit­arbeiter, können je nach Lage der Apotheke Anreize geschaffen werden, klimafreundlich zur Arbeit zu gelangen. Beispielsweise über ein Job­rad oder Jobtickets für öffentliche Verkehrsmittel. Genauso auch der Botendienst: Der Einsatz von Fahrradboten im städtischen Bereich funktioniert oftmals sogar schneller als der mit dem Auto. Im Arbeitsalltag kann generell darauf geachtet werden, mit Ressourcen sparsamer umzugehen und Gebrauchsgegenstände wenn möglich wiederzuverwenden.

In der Logistik und generell bei Verpackungen gibt es heutzutage viele preiswerte umweltfreund­liche Materialien, die dennoch hochwertig aussehen und nicht dem „Öko“-Image entsprechen. Neben der Nutzung von Recyclingpapier sollte generell Papier eingespart werden. Dabei spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Insbesondere im Hinblick auf das kommende E-Rezept ist es nicht nur aus umwelttechnischen Gründen sehr empfehlenswert, sämtliche Prozesse so weit machbar zu digitalisieren.

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Ab ins Tütchen – aber bitte aus Papier oder dauerhafter Baumwolle. Ein kleines Zeichen im Kampf gegen überbordenden Kunststoffmüll.

… bis zur Tragetasche

Weitere Möglichkeiten sind die Nutzung umweltfreundlicher Reinigungsmittel, das Verwenden von Suchmaschinen, die Klimaprojekte fördern, oder Bonussysteme für Kunden, die ebenfalls den Naturschutz fördern. Hier gibt es beispielsweise Baumpflanzkarten, mit denen Kunden bei jedem Besuch in der Apotheke Stempel sammeln. Ab einer bestimmten Anzahl von Stempeln wird ein Baum gepflanzt. Damit leistet man nicht nur etwas für die Umwelt, sondern auch für die Kundenbindung. Auch bei der Auswahl der Kittel oder Teambekleidung kann bevorzugt auf reine Baumwolle zurückgegriffen werden. Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele weitere Möglich­keiten von Groß bis Klein etwas zu verändern. Von der Verwendung ­alternativer Energiequellen bis zur kompostierbaren Tragetasche oder dem Bambuskugelschreiber. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt und jeder noch so kleine Schritt ist ein guter.

In der Beratung Umwelt­aspekte beachten

Neben den oben genannten Maßnahmen gibt es noch ein weiteres großes Feld, in dem die Apotheke aktiv werden kann. Das ist der tägliche Kontakt zu den vielen Patienten und Kunden in der Apotheke, der die Möglichkeit mit sich bringt, mit einer großen Anzahl von Menschen in den Dialog zu kommen und für das Thema zu sensibilisieren. So können auch in der Beratung Umweltaspekte berücksichtigt werden, beispielsweise die bevorzugte Empfehlung von mikroplastikfreien Kosmetikartikeln oder von Sonnenschutzprodukten, die nicht korallenschädigend sind. Informationen dazu erfragen Sie am besten bei den jeweiligen Kosmetikherstellern. Darüber hinaus kann im Bereich Arzneimittel- und Gefahrstoffentsorgung aufgeklärt werden.

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Wer sein Herz für die Umwelt zeigt, sorgt auch für ein positives Image nach außen.

Attraktiv für Kunden und Bewerber

Die nachhaltige Apotheke bringt gleich mehrere große Vorteile mit sich: Zwar ist eine Umstellung der verschiedenen Bereiche anfangs oft mit Kosten verbunden, auf lange Sicht sparen eine ressourcenschonende Arbeitsweise und die Digitalisierung jedoch viel Zeit und auch Geld. Darüber hinaus sorgt ein solches Auftreten bereits in der heutigen Zeit, vermutlich vor allem aber in Zukunft, für eine positive Wahrnehmung bei den Kunden. Zudem präsentieren Sie sich damit auch bei potenziellen Arbeitnehmern als moderner und zukunftssicherer Arbeitgeber – was insbesondere, aber natürlich nicht nur, die jüngere Generation ansprechen dürfte.

Selbstverständlich können nicht alle Schritte sofort und gleichzeitig umgesetzt und alles entfernt werden, was derzeit nicht umweltfreundlich ist – das wäre auch nicht nachhaltig. Es geht vielmehr darum, ein Bewusstsein zu schaffen und Veränderungen in diese Richtung zu planen. Denn für einen gesunden Menschen ist auch eine gesunde Umwelt unverzichtbar. Sowohl jetzt als auch für weitere Generationen. Somit kann sich keine Apotheke, als bedeutende Institution im Gesundheitswesen, aus dieser Verantwortung ziehen. |

Apothekerin Ann-Kathrin Vogt

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