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Arzneimittel und Therapie
B12-Status top, beim Iod eher Flop
Versorgungsstatus von Veganern ist verbesserungswürdig
Knapp 1 Million Menschen ernähren sich Umfragen zufolge in Deutschland vegan. Das Interesse an dieser Ernährungsform hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Einige Studien zu veganer Ernährung zeigen positive Effekte auf die Gesundheit. So entwickeln Veganer seltener eine Hypertonie (relatives Risiko RR = 0,25), einen Typ-2-Diabetes (RR = 0,22), und vegane Männer haben eine geringere kardiovaskuläre Mortalität (RR = 0,58). Allerdings werden auch Risiken einer veganen Ernährung diskutiert. Im Fokus steht hierbei eine Unterversorgung mit Vitamin B12, B2 (Riboflavin), D, Calcium, Eisen, Iod, Zink, Selen, essenziellen Aminosäuren und Omega-3-Fettsäuren.
Tierfrei vs. Mischkost
Das BfR führte 2017 eine Querschnittsstudie zum Versorgungsstatus von Veganern im Vergleich zu Mischköstlern durch. Die Teilnehmer mussten mindestens seit einem Jahr die jeweilige Ernährungsform praktizieren. Alle Studienteilnehmer mussten drei Tage lang ein Wiegeprotokoll ihrer Nahrungszufuhr führen. Außerdem wurde Blut abgenommen und 24-Stunden-Sammelurin analysiert.
Die 36 Veganer und 36 Mischköstler waren zwischen 30 und 57 Jahren alt und unterschieden sich nicht signifikant im Bildungsstatus und in Lebensstilfaktoren wie Rauchen und körperlicher Aktivität. Auch Parameter wie Body-Mass-Index und Blutdruck waren vergleichbar. Allerdings hatten nahezu alle Veganer, jedoch nur ein Drittel der Mischköstler, in den vier Wochen vor der Studie Supplemente eingenommen. Dies zeigte sich auch im Versorgungsstatus.
Hohe Supplementierungsrate
Obwohl die Veganer über die Nahrung deutlich weniger Vitamin B12 aufnahmen als die Mischköstler, hatten sie im Median keinen B12-Mangel. Das Bewusstsein für die kritische Versorgung mit Vitamin B12 führte bei 92% der Veganer zu einer gezielten Supplementierung.
Signifikant niedrigere Werte als die Mischköstler wiesen die Veganer bei der Versorgung mit Vitamin A, Riboflavin (B2), Nicotinamid (B3), Selenoprotein P, Zink, Iod und Calcium auf. Allerdings waren die meisten Blut- und Urinkonzentrationen auch bei den Veganern im Normbereich. Auffällig war jedoch, dass das Parathormon bei knapp 28% der Veganer erhöht war. Dies ist ein wichtiger Parameter für den Calcium-, Phosphat- und Vitamin-D-Stoffwechsel und beeinflusst die Knochengesundheit. Zudem wiesen 33% der Veganer und 22% der Mischköstler zu niedrige Vitamin-D-Konzentrationen (< 30 nmol/l) auf.
Die Veganer waren jedoch deutlich besser mit Vitamin K1 versorgt. Inwiefern dies positiven Einfluss auf die Knochengesundheit, das Risiko für Typ-2-Diabetes und für kardiovaskuläre Erkrankungen hat, wird diskutiert. Auch die Gesamtcholesterin- und LDL(Low-density-Lipoprotein)-Cholesterolwerte der Veganer fielen positiv auf. Beide Werte waren erwartungsgemäß signifikant niedriger als bei den Mischköstlern.
Kritische Iodversorgung
Besonders kritisch war die Iodversorgung. Laut Weltgesundheitsorganisation sollte die Iodausscheidung im 24-Stunden-Sammelurin ≥ 100 μg/l sein, um eine Unterversorgung auszuschließen. Dies wurde nur von 8% der Veganer und 25% der Mischköstler erreicht. Obwohl in beiden Gruppen nur bei jeweils zwei Teilnehmern die Schilddrüsenwerte auffällig waren. Bei 31% der Veganer wurde eine schwere Iodunterversorgung mit einer Ausscheidung von weniger als 20 μg/l beobachtet. Viele Veganer scheinen bereits um die kritische Versorgung mit Vitamin B12 Bescheid zu wissen und supplementieren dies. Allerdings zeigte sich, dass insbesondere die Iodversorgung unzureichend ist. Hier ist zu überlegen, ob Veganer eine regelmäßige Ultraschalluntersuchung durchführen lassen sollten oder eine generelle Supplementierungsempfehlung ausgesprochen werden sollte. |
Literatur
Weikert C, Trefflich I, Menzel J et al. Versorgungsstatus mit Vitaminen und Mineralstoffen bei veganer Ernährungsweise. Dtsch Arztebl 2020;35/36(117):575-582
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