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POP und die Grenzen der KI

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Mit der Verabschiedung des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes (VOASG) durch den Deutschen Bundestag rücken vergütete Pharmazeutische Dienstleistungen ein Stück näher, und damit auch die Frage, welche es denn sein sollen. Dass Medikationsanalyse und Medikationsmanagement hier eine zentrale Rolle spielen müssen, schien gesetzt. Doch es war auch zu vernehmen, dass eine Medikationsanalyse doch schlicht und einfach durch Künstliche Intelligenz (KI) zu lösen ist und nicht von Apothekerinnen und Apothekern übernommen werden muss. Zuletzt hatte dieses Argument der Arzneimittelexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Hennrich, bei einer Gehe-Veranstaltung in den Ring geworfen (s. die Meldung vom 29. Oktober „Medikationsmanagement: KI statt Apotheker?“ auf DAZ.online).

Das zeugt einmal mehr davon, dass immer noch nicht verstanden ist, dass der Weg zur bestmöglichen Pharmakotherapie für einen Patienten nicht vorgezeichnet ist und in der Regel kaum ­einem einfachen Algorithmus folgen wird. Die DAZ-Erfolgsserie „Patienten-orientierte Pharmazie – POP“ hat seit 2012 in über 70 Fallbeispielen zur Medikationsanalyse beleuchtet, wie komplex die Entscheidungsfindung im interdisziplinären Zusammenspiel und der Berücksichtigung der Patienten­bedürfnisse ist.

Nach nunmehr über acht Jahren POP haben Dr. Dorothee Dartsch und Dr. Olaf Rose das Konzept der Entscheidungsfindung für die POP-Fälle über­arbeitet und dabei das international ­anerkannte Vorgehen des Clinical Reasoning implementiert. Im Kern bedeutet das, dass jeder Fall aus unterschiedlichen Perspektiven wie der Patientenperspektive, der ärztlichen, der medizinischen, der apothekerlichen und der Leitlinienperspektive betrachtet werden muss, um zu einem für die Patientin, den Patienten bestmöglichen Ergebnis zu kommen. Künstliche Intelligenz kann hier bestenfalls unterstützen.

In DAZ 44 wurden die Grundlagen des Clinical Reasoning beschrieben und auch die fünf Grundschritte, die unser neues POP-Siegel prägen. In dieser Ausgabe finden Abonnentinnen und Abonnenten der DAZ ein Merkblatt, das noch einmal diese Schritte zusammenfasst.

Mit dem POP-Update zieht sich der Mentor der POP-Gruppe, Prof. Dr. Hartmut Derendorf von der University of Florida, nun zurück. Er hatte seinerzeit eine Gruppe von Apothekerinnen und Apothekern, die an seiner Universität ein Pharmakotherapie-Aufbaustudium absolviert hatten, motiviert, ihr klinisch-pharmazeutisches Wissen weiterzugeben. Ziel war und ist es zu zeigen, dass Apothekerinnen und Apotheker „die“ Arzneimittelexperten sind und dass ihr Wissen für eine optimale Patientenbetreuung unentbehrlich ist. Uns bleibt an dieser Stelle nur, ihm von Herzen für alles zu danken. Es freut uns sehr, dass er das Bemühen um eine Stärkung der Klinischen Pharmazie in Deutschland und die POP-Gruppe weiterhin ­unterstützen wird. Danken möchten wir an dieser Stelle auch Dr. Dorothee Dartsch und Dr. Olaf Rose für die ambitionierte Weiterentwicklung von POP. Das Ergebnis finden Sie auf S. 61. Wir sind gespannt auf Ihre Rück­meldungen!

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