Arzneimittel und Therapie

Schlafstörungen nach Schlaganfall

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gibt wichtige Tipps

Der Schlaganfall ist weltweit die zweithäufigste Todesursache und eine Hauptursache von Behinderung im Erwachsenenalter. Die Betroffenen leiden oft unter einer Vielzahl von mentalen und körperlichen Folgen, die ihre Lebensqualität verringern können. Eine der weniger bekannten Folgen ist ein Auftreten von Schlafstörungen. Die Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“ gibt Empfehlungen zur Behandlung.

Jedes Jahr treten in Deutschland ca. 200.000 erstmalige und 70.000 wiederholte Schlaganfälle auf. Etwa 80% davon sind ischämische Schlaganfälle, die von einem Gefäßverschluss ausgelöst werden. 25 bis 33% der betroffenen Patienten sterben innerhalb des ersten Jahres. Bis zu 40% der Überlebenden haben erhebliche funktionelle Einschränkungen. Dazu gehören Einschränkungen der Mobilität, Sprache, Wahrnehmung und anderer mentaler und körperlicher Funktionen.

Begünstigt Insomnie das Auftreten von Schlaganfällen?

Die Studienlage zu der Frage, ob das Vorliegen einer Insomnie Schlagan­fälle begünstigt, ist widersprüchlich. Einige Studien zeigen ein leicht bis mäßig erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Patienten mit Schlafstörungen, andere können keinen solchen Zusammenhang finden. Konsens besteht darüber, dass nach einem Schlaganfall das Risiko für Insomnien deutlich erhöht ist. Laut einem Review aus dem Jahr 2016 leidet etwa jeder zweite Betroffene nach einem zerebralen Insult unter Insomnie. Zudem wurde gezeigt, dass sich Patienten mit Schlafstörungen schlechter vom Schlaganfall erholen. Chronische Insomnien erhöhen das Risiko für psychische Störungen und für stärkere körperliche Einschränkungen und mindern die Lebensqualität. Außerdem können Schlafprobleme Depressionen, Gedächtnisprobleme und Stürze begünstigen. Daher sollte in der Akutphase nach einem Schlaganfall ein Screening auf Insomnie vorgenommen werden.

Verschiedene Therapieoptionen stehen zur Wahl

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt zur Behandlung kognitive Verhaltenstherapie, die allgemein als Mittel der Wahl bei Insomnien gilt. Hierzu gehören Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafhygiene, Patientenschulungen und kognitive Techniken, z. B. zum Vermeiden des nächtlichen Grübelns und zur Entspannung. Zudem können Therapien mit Echtlicht helfen, den Schlafrhythmus wieder in Einklang mit dem Tagesrhythmus zu bringen. In einer Metaanalyse von 2016 hat sich Akupunktur als hilfreich zur Behandlung von Insomnien nach Schlaganfall erwiesen und kann als Therapieoption oder -ergänzung empfohlen werden.

Hypnotika sind eine Option

Als medikamentöse Maßnahmen können selektive Benzorezeptoragonisten (z. B. Zolpidem) und sedierende Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Trazodon, Mianserin oder Mirtazapin) eingesetzt werden. Sorgen um negative Auswirkungen dieser Arzneimittel auf die Erholung von Schlaganfallpatienten konnte eine Studie aus Jahr 2010 nicht bestätigen. Der Einsatz von Hypnotika scheint den Rehabilitationsverlauf nicht negativ zu beeinflussen. |

Literatur

Mayer G. S2k-Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, 2020

Mader FM. S3-Leitlinie „Schlaganfall“, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 02/2020

Apothekerin Sarah Rafehi

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