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Offener Brief zur AvP-Insolvenz an die Politik
Auch wenn es für manche Außenstehende vielleicht so ausgesehen haben mag: Apotheken sind keine Gewinner der COVID-19-Pandemie! Sie sind in das Jahr 2020 gestartet von einem langjährig niedrigen Honorierungsniveau, ohne die notwendigen Steigerungen, die den Gehaltserhöhungen und der Inflation Rechnung getragen hätten. Sie stehen seit dem EuGH-Urteil im Herbst 2016 in einer unfairen Wettbewerbssituation mit ausländischen Versandapotheken und haben – wenn überhaupt – nur Aussicht auf eine teilweise Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit. Und sie haben, nach anfänglichen Hamsterkäufen der Patienten, auch vielerorts mit Kurzarbeit zu kämpfen gehabt – aufgrund des Lockdowns in ihrem Umfeld und der Aufteilung in Teams aus Infektionsschutzgründen.
Apotheken sind zwar als systemrelevant anerkannt und für ihre Fachkompetenz und Flexibilität bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln gelobt worden. Doch hat sich ihre finanzielle Situation nicht entspannt. Kurz, sie leisten vor und in der Pandemie hervorragende, aber schlecht vergütete Arbeit – und stehen jetzt obendrein in vielen Fällen vor einem wirtschaftlichen Scherbenhaufen oder gar Ruin.
Denn mitten im Kampf gegen wieder ansteigende Infektionszahlen ist für den zahlungsunfähigen Rezeptabrechner AvP das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Bundesweit über 3000 von zuletzt nur noch knapp 19.000 Apotheken haben damit Außenstände von im Schnitt rund 100.000 Euro für bereits abgegebene rezeptpflichtige Arzneimittel. Dieses Geld steht ihnen von den Kassen zu – wird nun aber im Rahmen des Insolvenzverfahrens nur mit großer Verzögerung und auch nur teilweise aus der Insolvenzmasse ausgezahlt.
Wenn Rezeptabrechnungen für einen ganzen Monat komplett und langfristig ausfallen, können das selbst finanzstärkere Apotheken nur mit Mühe stemmen. Und viele Apotheken, denen es aus den genannten Gründen ohnehin nicht rosig geht, stehen jetzt möglicherweise vor dem Aus.
Darunter leiden nicht nur die betroffenen Inhaberinnen und Inhaber. Darunter leiden sowohl kurzfristig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser mehr als 3000 Betriebe als auch langfristig alle Apothekenangestellten. Kurzfristig durch Gehaltsausfälle, langfristig durch noch weiter erschwerte Bedingungen für die Tarifverhandlungen für die öffentlichen Apotheken.
Und nicht zu vergessen: Das Netz der Vor-Ort-Apotheken wird noch mehr Löcher bekommen! Das werden viele Apothekenkunden und Patienten spüren!
ADEXA appelliert daher an die politisch Verantwortlichen:
Lassen Sie die betroffenen Apotheken nicht im Regen stehen! Hier muss kurzfristige, aber auch nachhaltige Hilfe geleistet werden, wie sie auch die Apothekerverbände und -kammern jetzt fordern!
Jede Apotheke und jedes Apothekenteam wird in der kommenden Herbst- und Wintersaison gebraucht – aber auch nach der Pandemie! Sorgen Sie durch einen Rettungsschirm dafür, dass alle Apotheken weiterhin ihre systemrelevante Arbeit machen können!
Und sorgen Sie endlich für eine angemessene und dynamische Honorierung der Apotheken! |
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