Beratung

Gesundes Essen = gesunde Zähne

Wie Ernährung und Zahngesundheit zusammenhängen

Am 25. September ist der Tag der Zahngesundheit. In diesem Jahr lautet das Motto „Gesund beginnt im Mund – Mahlzeit!“ Auf diese Weise möchte der Aktionskreis, zu dem u. a. der Verein für Zahnhygiene (VfZ) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gehören, darauf aufmerksam machen, dass die Ernährung auf die Mund- und Zahngesundheit einen großen Einfluss hat.

Der Ernährung kommt für die Karies­entstehung und für die Kariesprophylaxe eine entscheidende Bedeutung zu, denn falsche Ernährung ist eine der Hauptursachen von Karies und anderen Zahnerkrankungen. Aber worauf sollte man bei der Auswahl der Lebensmittel achten? Welche Lebensmittel sind zu bevorzugen und woran erkennt man das? Einer der wesentlichen Faktoren zur Beurteilung der Lebensmittel ist die Kariogenität der Produkte. Sie beschreibt das Vermögen eines Nahrungsmittels, Karies hervorzurufen. Art und Menge der Kohlenhydrate sind hierfür entscheidend: Kurzkettige (Mono- und Disaccharide) und somit schnell verwert­bare Kohlenhydrate wie z. B. im Haushaltszucker sind wesentlich kariogener als Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten.

Die Tabelle 1 zeigt ausgewählte Lebensmittel mit ihrem Zuckergehalt (Fructose, Glucose, Maltose, Lactose, Saccharose) je 100 g. Die Angaben basieren auf dem Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) 3.02, einer Datenbank für den Nährstoffgehalt von Lebensmitteln, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht.

Tab.: Auswahl an Nahrungsmitteln mit Angabe ihres Zuckergehalts
Nahrungsmittel
Zucker­gehalt [%/100 g]
Bonbons
95 bis 98
Pralinen
85
Marshmallows
80
Gummibonbons
75
Honig
74
Schokolade
70
Marmelade
69
Trockenfrüchte
61
Nussnougatcreme
58
Lakritze
58
Butterkekse
47
Lebkuchen
35
Sorbet
32
Müsliriegel
30
Ketchup
23
Eiscreme
21
Banane
17
Pfirsich (Konserve)
16
Ananas (Konserve)
15
Weintrauben
15
Äpfel
13
Süßkirschen
12
Apfelsaft
11
Cola
11
Birne (roh)
9,5
Pfirsich (roh)
8
Milch
5
Nüsse
3
Vollkornbrot
2,5
Vollkornnudeln
1

Obst und Gemüse sind ideal für die Zähne, wenn sie roh gegessen werden. Das kräftige Kauen reinigt die Zahnoberfläche und regt zusätzlich die Speichelproduktion an. Aber einige Früchte enthalten viel Fructose (Bananen, Trockenfrüchte) oder einen hohen Anteil an Fruchtsäuren und sind somit schädlich für den Zahnschmelz. Nach ihrem Verzehr ist es sinnvoll den Mund auszuspülen. Getränke wie Limonaden und Fruchtsäfte enthalten viel Zucker und Säuren. Auch sie greifen den Zahnschmelz an. Besonders gefährlich wird es, wenn sie permanent über den Tag verteilt konsumiert werden, wie das bei Babys und Kleinkinder mit Trinkflaschen oft der Fall ist. Wasser und ungesüßte Tees sind nicht kariogen und somit die bessere Wahl. Eiweißhaltige Produkte wie Fisch, Eier, Fleisch, Käse, Milch und Joghurt sind wichtig und für die Zähne gesund. Allerdings sollten z. B. gezuckerte Fruchtjoghurts nicht so oft auf dem Speisezettel stehen. Besser ist es, Naturjoghurt mit frischen Früchten zu genießen. Süße Teigwaren und Süßigkeiten sind besonders kariogene Lebensmittel, denn sie enthalten viele kurzkettige Kohlenhydrate in Form von Zucker und Stärke. Problematisch ist es, wenn diese zuckerhaltigen Produkte durch ihre klebrig zähe Konsistenz lange an den Zähnen haften bleiben (Bonbons, Teigwaren mit Zuckerguss und Honig). Dagegen sind Brot und Nudeln ideale und zahngesunde Kohlenhydratvarianten. Das gilt vor allem, wenn es Vollkornprodukte sind, die dazu noch gründlich gekaut werden müssen und so die Speichelbildung anregen. Sie sollten auf alle Fälle bevorzugt werden. Die Zusammenhänge erklären sich schnell, wenn man weiß, dass die für die Karies­entstehung besonders gefährlichen Bakterien (Streptococcus mutans) aus den kurzkettigen Kohlenhydraten der Nahrung unlösliche Verbindungen herstellen, die in Form von Plaques an der Zahnoberfläche haften bleiben. Diese Plaques sind vor allem an den Zahnrillen (Fissuren) und am Zahnfleischrand zu finden. Durch den Abbau der Kohlenhydrate durch die in den Plaques enthaltenen Bakterien entsteht ein saures Milieu in den Plaques, aber auch im ganzen Mundraum. Der normalerweise bei pH-Wert 7 liegende Wert kann somit auf unter 5,7 sinken (in den Plaques sogar bis 3,5). Das führt zu einer Demineralisierung des Zahnschmelzes, der Schmelz verliert so seine Schutzfunktion und die Zähne werden kälte- bzw. hitzeempfindlich. Im weiteren Verlauf wird der Zahn aufgeweicht und zerstört, es entsteht Karies.

Auf die Mundhygiene achten

Neben der ausgewogenen Ernährung ist die gute Mundhygiene sehr wichtig. Dazu gehört die Zahnreinigung nach jeder Mahlzeit, besonders aber nach dem Frühstück und vor dem zu Bett gehen. Eine mindestens drei­minütige Putzdauer mit der geeigneten Zahnbürste und einer Fluorid-­haltigen Zahnpasta wird von Zahnärzten empfohlen. Auch das Reinigen der schwer zugänglichen Zahnzwischenräume mittels Interdentalbürsten und Zahnseide ist wichtig um die Plaque gründlich und sicher zu entfernen.

Wenn es mal schnell gehen muss – Zahnkaugummis!?

Die Rolle von Zahnkaugummis ist umstritten, und sie sind mit Sicherheit kein Ersatz für das Zähneputzen. Aber sie werden von Zahnärzten empfohlen, wenn es gerade keine Möglichkeit gibt, sich die Zähne zu putzen. Durch das Kauen wird der Speichelfluss angeregt. Der Speichel reinigt die Zähne von groben Verschmutzungen und hilft vor allem die zahnschädigende Säure im Mund zu neutralisieren. Außerdem remineralisiert der Speichel den Zahnschmelz. Die Zahnkaugummis sollten selbstverständlich zuckerfrei sein. Daher enthalten sie Süßstoffe wie z. B. Aspartam. Zu bevorzugen sind die Xylit-haltigen Produkte. Denn der Zuckeraustauschstoff Xylit ist in der Lage, die Entstehung von Karies zu verhindern. Bakterien können ihn nur schlecht verstoffwechseln, wodurch ihre Vermehrung gehemmt wird. In einem Produkttest von „Öko-Test“ wurden daher vor allem Xylit-haltige Zahnkaugummis mit sehr gut bzw. gut bewertet (z. B. Miradent Xylitol Apple und Cinnamon, KauX Spearmint, Xucker® Xummi Spearmint u. v. a.).

Foto: New Africa – stock.adobe.com

Was bringen Mundspülungen?

Mundwässer können eine gute Ergänzung zur Zahnpflege sein. Hier gibt es aber eine große Vielzahl unterschiedlicher Produkte. Im Wesentlichen lassen sich dabei die kosmetischen von den medizinischen Mundspülungen unterscheiden. Kosmetische Mundwässer können ätherische Öle, Fluoride, Cetylpyridiniumchlorid und auch Chlorhexidin (nur in geringeren Konzentrationen) enthalten. Damit haben sie eine atemerfrischende und zahnfleischpflegende Wirkung (z. B. Chlorhexamed tägliche Mundspülung, Meridol® Mundspülung, One Drop Only® Mundspülung). Mit einem Gehalt von mindestens 0,025% Fluorid (meist Kombinationen aus Zinnfluorid, Natriumfluorid und/oder Aminfluorid) sind sie auch als kariesvorbeugend zu bewerten. Medizinische Mundwässer sind apothekenpflichtig und werden als Arzneimittel eingestuft. Sie enthalten Chlorhexidin (0,1 bzw. 0,2%ig) und sind für den kurzfristigen Einsatz gedacht (z. B. Chlorhexamed 0,1%, 0,2%, Meridol® med 0,2%). Mit ihnen kann die Paradontitis-Behandlung unterstützt und der Heilungsprozess nach Operationen im Mundraum beschleunigt werden. Ihr Einsatz ist auch sinnvoll, wenn körperliche oder geistige Handicaps eine Mundhygiene erschweren. Zu beachten ist, dass Chlorhexidin nach längerer Anwendung die Zähne bräunlich verfärben und den Geschmackssinn beeinträchtigen kann. Aber beides ist reversibel.

Eine gesunde Ernährung mit frischen Zutaten, Vollkornprodukten und wenig Zucker ist nicht nur vorteilhaft für die allgemeine Gesundheit, sondern sie hält auch unsere Zähne gesund und fit. Überkommt einen dann doch mal der Hunger auf Süßes, sollte danach der Mund ausgespült, besser noch die Zähne geputzt werden. So werden die entstandenen Säuren sicher entfernt. Zusätzliches regelmäßiges Zähneputzen, besonders in den Zahnzwischenräumen, und zweimal jährlich eine zahnärztliche Kontrolle – all das sichert, dass Bohrer und Co. möglichst selten oder gar nicht eingesetzt werden müssen. |

Literatur

Bundeslebensmittelschlüssel, Version 3.02, Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, www.blsdb.de

32 Zahnpflegekaugummis im Test. Öko-Test 2015;9:46-59, www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/32-Zahnpflegekaugummis-im-Test_108608_1.html

Ernährung und Kosmetik: Wässerchen gegen Karies. Stiftung Warentest prüft Mundspüllösungen. test 2018;1, www.testberichte.de/a/mundspuelloesung/magazin/test-stiftung-warentest-1-2018/467675.html

Informationen des Aktionskreises zum Tag der Zahngesundheit „Gesund beginnt im Mund – Mahlzeit!“, www.tagderzahngesundheit.de

Jablonski-Momeni A, Pieper K. Die Bedeutung der Ernährung für die Zahngesundheit. Ernährungs-Umschau 2007;54;663-667

Karies – Krankheitsbild. Informationen des Deutschen Ernährungsberatungs- und -informationsnetz (DEBInet), www.ernaehrungde./tipps/karies/

Informationen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, www.kzbv.de

Apothekerin Andrea Fuchs

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.