- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 35/2020
- Haar(t) gegen Stahl
Prisma
Haar(t) gegen Stahl
Wie Haare Rasierklingen zerstören können
us | Eine Rasierklinge aus Stahl schneidet Haare problemlos und sauber. Zumindest einige Anwendungen lang. Danach wird die Rasur zunehmend unsauber und die Haut gereizt. Wie kann ein weiches Material wie Haar ein so hartes Stahlmesser in kurzer Zeit dermaßen beschädigen? Materialwissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben sich den Rasiervorgang unter dem Elektronenmikroskop angeschaut. Eine Rasierklinge, die auf der makroskopischen Ebene betrachtet extrem scharf wirkt, zeigt unter dem Mikroskop kleine Unebenheiten. Dies ist den Eigenschaften des Stahls geschuldet. Kohlenstoff und schnelles Abkühlen des Stahls in Wasser sorgen in der Legierung für eine größere Härte des Materials. Gleichzeitig bilden sich dabei aber winzige Kohlenstoffeinlagerungen und sorgen für eine gewisse Heterogenität des Stahls auf mikroskopischer Ebene. Diese kleinen Unebenheiten sind der Ursprung für feinste Risse, die beim Rasieren entstehen. Trifft die Klinge senkrecht auf das Haar, ist die Belastung nicht groß genug um ernsthafte Risse hervorzurufen. Wird sie jedoch in einem gewissen Winkel geführt, wie es beim Rasieren der Fall ist, steigt der Stress für die Klinge. Die Belastung für die Klinge variiert außerdem, je nachdem, wie stark das Haar sich biegt. Kommen all diese Faktoren zusammen, splittert der Stahl an den Rissen und die Klinge verliert nach wiederholtem Rasieren an Schärfe.
In ihrer Publikation im Fachmagazin „Science“ weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass von der Entwicklung feiner strukturierter Materialien für langlebigere Klingen auch die Umwelt profitieren würde: Denn jedes Jahr wandern Milliarden in Plastik eingefasste Rasierklingen nach wenigen Anwendungen auf den Müll. |
Literatur
Roscioli G et al. How hair deforms steel. Science 2020 (New York, N.Y.) 369:689-694. doi:10.1126/science.aba9490
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.