Prisma

Wer die Giraffen stört

Menschen greifen ins soziale Gefüge ein

Foto: christopher - stock.adobe.com

us | Viele große Tiere Afrikas sind in ihrer Existenz bedroht. Auch der Lebensraum von Giraffen, die zu den Megaherbivoren gehören, schrumpft, weil der Mensch das Land für seine Zwecke beansprucht. Außerdem setzen Jäger und Wilderer den Tieren zu. Forscher vermuten, dass auch weniger offensichtliche Faktoren das Leben der Tiere verändern. Eine von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz und der Universität Zürich publizierte Untersuchung befasst sich mit dem Einfluss menschlicher Siedlungen auf das soziale Gefüge von Massai-Giraffen in Tansania. Die Giraffen leben in losen Gruppen zusammen. Menschen, die etwa in der Savanne Holz sammeln oder ihr Vieh weiden lassen, stören die Gruppen. Im etwa 30.000 km2 großen Tarangire-Ökosystem beobachteten und fotografierten die Biologen von 2011 bis 2016 systematisch die ­Giraffengruppen. Wie der Fingerabdruck beim Menschen sind die Zeichnungen auf dem Fell der Tiere einmalig und eignen sich zur eindeutigen Identifikation eines Individuums. Auf ­diese Weise konnten die ­Forscher nachvollziehen, wer wann, wo und mit wem durch die Savanne zog ‒ und so die sozialen Netzwerke rekonstruieren. Das ­Tarangire-Ökosystem ist ein heterogenes Gebiet, das zwei Nationalparks, eine private Ranch und mehrere Dörfer umfasst. Die Forscher werteten die Beobachtungen statistisch aus: Tiere, die in der Nähe menschlicher Ansiedlungen lebten, hatten weniger soziale Beziehungen als Tiere, die nur selten Menschen begegneten. Dafür waren ihre Bindungen stärker. Die Untersuchung ­belegt, dass bereits die bloße Anwesenheit von Menschen die natürlichen Lebensgewohnheiten von wilden Tieren durcheinanderbringen kann. |

Literatur

Bond ML et al. Proximity to humans affects ­local social structure in a giraffe meta­population. J Anim Ecol 2020, ­doi:10.1111/1365-2656.13247

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