Prisma

Müllschluckende Raupen

Wachsmotten fressen, aber verdauen kein Plastik

Foto: Vera Kuttelvaserova – stock.adobe.com

Die Große Wachsmotte befällt Hummel- und Bienennester. Forscher entlarvten, dass die Insekten zwar Kunststoff fressen, aber nicht zersetzen können.

us | Viele Tonnen Plastikmüll ge­langen jedes Jahr in die Umwelt. Die Kunststoffe zersetzen sich nur sehr langsam und reichern sich in Form von Mikro- und Nanoplastik in Ökosystemen an. Die Langzeitfolgen ­dieser umfassenden Verschmutzung lassen sich nicht abschätzen. Umso wichtiger wäre es, eine Möglichkeit zu finden, der Plastikberge Herr zu werden und sie umweltschonend zu recyceln. In den vergangenen Jahren war davon berichtet worden, dass die Raupe der Wachsmotte Galleria Melonella in der Lage sei, Polyethylen (PE) zu fressen und zu verdauen. Erstaunliche Zahlen kursierten: So seien 100.000 Raupen in der Lage, innerhalb einer Woche über 5 kg PE zu ­vernichten. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Betriebs­festigkeit und Systemzuverlässigkeit (Fraunhofer LBF) in Darmstadt haben diese Theorie überprüft. Mithilfe hochauflösender Raman-Mikroskopie beobachteten sie das Schicksal des gefressenen Plastiks in den Tieren. Eine eigens dafür entwickelte Software ermöglichte es den Forschern, die Verteilung von Plastikpartikeln in Raupen mit einer Auflösung von bis zu 1 µm zu verfolgen. Die Software kann die komplexen Gemische organischer Verbindungen, die eine Raupe ausmachen, trennen ‒ und so den Weg der Polyethylen-Partikel nachvollziehen. Die Ergebnisse ernüchterten: Zwar fressen die Tiere Löcher in PE-Beutel. Das aufge­nommene Material wird aber nicht ­verdaut und biochemisch zersetzt, ­sondern passiert die Raupe und wird ­unverändert wieder ausgeschieden. Die Forscher stellten fest, dass die Tiere sogar Gewicht verlieren, wenn sie Plastik fressen. |

Literatur

Raupen der Wachsmotte haben Plastik zum Fressen gern: Fraunhofer LBF untersucht Abbauprozess. Presseinformation des Fraunhofer LBF vom 9. Juni 2020

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