DAZ aktuell

2040: Düstere Apothekenzukunft

Nachwuchssorgen beim Apothekerverband Westfalen-Lippe

eda | Der Apothekerverband West­falen-Lippe schlägt Alarm: Die flächendeckende Versorgung durch Vor-Ort-Apotheken könnte in naher Zukunft nicht mehr funktionieren. Neben der seit Jahren abnehmenden Zahl an Betriebsstätten macht der Verband auf die immer schwieriger werdende Nachwuchsgewinnung aufmerksam. Eine vom Institut ­Arbeit und Technik (IAT) durchgeführte Studie liefert nun eine düstere Prognose bis 2040. Verbandschef Dr. Klaus Michels sieht einen Ausweg aus der Krise in der Errichtung eines zweiten Pharmaziestandortes in der Region.

Kammer und Verband der Apotheker in Westfalen-Lippe sind sich schon seit Jahren einig: Um den Nachwuchssorgen wirksam entgegenzuwirken, braucht die Region einen weiteren Standort für eine Pharmazie-Fakultät. Neben Münster sollte es nach den Vorstellungen der Standesvertretung auch im 60 Kilometer weiter östlich liegenden Bielefeld die Möglichkeit geben, Apothekerinnen und Apotheker auszubilden. Damit wäre ein 23. Pharmazie-Standort bundesweit geschaffen und in den beiden Landesteilen Nordrhein und Westfalen-Lippe gebe es kein Ungleichgewicht mehr bei der Anzahl der Studienplätze.

Die Chancen, dass neben Bonn, Düsseldorf und Münster bald ein vierter Pharmaziestandort im bevölkerungsreichsten Bundesland existieren könnte, stehen übrigens gar nicht so schlecht. Auf einer virtuellen Pressekonferenz am vergangenen Montag gab Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes in Westfalen-Lippe bekannt, dass es diesbezüglich einen Austausch mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gebe. Laumann hatte sich vor drei Jahren für eine Erhöhung der Zahl der Medizinstudienplätze durch die Einrichtung einer medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld eingesetzt – mit ­Erfolg: der Modellstudiengang ist ab dem Wintersemester 2021/2022 geplant.

IAT-Studie: Jeder dritte Inhaber steht vor der Rente

Während auf der einen Seite die Zahl der älteren Patienten sowie der Arzneimittelbedarf in den nächsten Jahren weiter steigen wird, steht ein großer Teil der Apothekeninhaber kurz vor dem Ruhestand. Eine Entwicklung, die das Institut Arbeit und Technik (IAT) der Region Westfalen-Lippe attestiert und in einer Studie im Auftrag des Apothekerverbandes näher untersucht hat. Demnach werden bis zu 29,8 Prozent der Apothekeninhaber in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Schon heute ist jeder dritte Apothekeninhaber 60 Jahre und älter. Im Jahr 2040 wird eine Apotheke in Westfalen-Lippe durchschnittlich 257 ältere Patienten mehr zu versorgen haben. Die Zahl der Arzneimittel-Tagesdosen wird der IAT-Studie zufolge dann um 500 Millionen ansteigen (+ 12 Prozent). Daraus schließen sowohl das IAT als auch der Apothekerverband einen deutlichen Mehrbedarf an pharmazeutischer Beratung und zusätzlichen Dienstleistungen.

Die Studienautoren gehen von 500 fehlenden Apotheker-Stellen in ganz Westfalen-Lippe aus. Zudem müssten Apotheker ersetzt werden, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand treten.

Seit rund zwölf Jahren sinkt die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe dem Bundestrend entsprechend stetig. Gab es 2008 noch 2232 Betriebe, ­meldeten Kammer und Verband Ende 2019 eine Zahl von 1858 – der niedrigste Wert seit dem Jahr 1969. |

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